insider_2_2021
Christian Aselmann ist zum 1. Oktober 2014 über das Traineeprogramm in die Warburg Gruppe eingetreten. Nach verschiedenen Einsatzstationen (u. a. in der Vermögensverwaltung, Corporate Finance, Makro Research) ist er seit Februar 2016 bei WARBURG INVEST angestellt. Dort verantwortet Herr Aselmann u. a. den Themenschwerpunkt Nachhaltigkeit und nachhaltige Anlagen und managt ausgewählte Fixed-Income-Portfolios. 10 Martin Dilg verantwortet als „Head of Wholesale“ mit seinem Team seit 2016 die Kundenbeziehungen in DACH sowie Osteuropa. Von 2011 bis 2014 war er bei Baring AM für institutionelle bzw. semi- institutionelle Kunden (D, A) zuständig. Im Vorfeld verwaltete er bei der Fürst Fugger Privatbank über zwölf Jahre hinweg preisgekrönte Dachfonds (fünf Sterne von Morningstar sowie Citywire A-Rating) und institutionelle Mandate. Dr. Frank Ulbricht: Jüngst hat der Sustainable-Finance-Beirat der Bun- desregierung seine Empfehlungen vorgelegt. Eine Idee ist, die Investition in nachhaltige Anlageprodukte steu- erlich zu fördern. Was halten Sie hier- von? Droht unter Umständen gar eine Blasenbildung, wenn nunmehr weitere Kapitalströme in den Megatrend Nach- haltigkeit fließen sollten? Martin Dilg: Vor ein paar Jahren hat die- ses Thema nur ganz wenige Marktteil- nehmer ernsthaft interessiert, und nun diskutieren wir schon über Steuerer- sparnisse. Das ist übereilt. Die Branche muss sich erst einmal aus den Kinder- schuhen herausentwickeln und kann sich dann nach ein paar Jahren über solche Dinge Gedanken machen. Vor- her sind einfach für uns alle noch viel zu viele Hausaufgaben zu machen, bevor man das Thema Steuer angeht. Zum Thema Blasenbildung muss man nicht Raketenwissenschaften studiert haben, um zu erkennen, dass es nicht allzu viele Unternehmen gibt, die unter den gege- benen Umständen realistisch gepreist sind. Schön, wenn es nach oben geht, aber wenn es nach unten geht, wollen alle durch den gleichen Flaschenhals wieder heraus. Das kann dann nur zu Enttäuschungen führen. Wir als Bran- che sollten die Erwartungshaltung un- serer Kunden professionell managen und keine Versprechungen machen, die wir unter Umständen nicht einhalten können. Rainer Linder: Auch ich finde das The- ma „Steuerförderung“ noch etwas ver- früht. Hier wäre es wichtig, eine einheit- liche Regelung auf europäischer Ebene zu finden. Heute werden „nachhaltige“ Anlageprodukte zum überwiegenden Teil gleichgesetzt mit ökologischen Zie- len, also dem „E“. Man darf aber das „S“ und das „G“ auch nicht außer Acht lassen, wie bereits von Herrn Aselmann angeführt. So beziehen sich zwei Drittel der nachhaltigen Entwicklungsziele der UN (SDGs), die bis zum Jahre 2030 er- reicht werden sollen, z. B. auf die Stär- kung sozialer Belange. Nicht zuletzt we- gen der Corona-Pandemie sind diese Ziele aber auch auf der ganzen Welt in den Mittelpunkt gerückt. Eine generelle Blasenbildung im Megatrend „Nachhal- tigkeit“ sehe ich deshalb nicht, weil sich Unternehmen weltweit zunehmend auf diese nachhaltigen Entwicklungsziele einstellen und damit ein immer weiter gefasstes Anlageuniversum eröffnen. Dr. Frank Ulbricht: Thema Angebot: Ist nicht eine Verwässerung bei den Pro- dukten zu befürchten, wenn in Zukunft jedes Haus vermeintlich nachhaltige Produkte liefert? Droht die Gefahr von Greenwashing? Alexander Gerlach: Um Herausfor- derungen wie z. B. der globalen Er- derwärmung zu begegnen, brauchen wir effektive Veränderungen, auch bei Investitionsentscheidungen. Eine stei- gende Anzahl nachhaltiger Produkte ist daher wünschenswert. Damit Anle- gern, die nachhaltig investieren möch- ten, entsprechende Produkte ange- boten werden können, bedarf es einer Definition nachhaltiger Finanzprodukte. Die Grundlage dafür bilden die noch nicht verabschiedeten Zielmarktvorga- ben aus der MiFID II. Hierzu haben die Verbände der Banken und Emittenten in Deutschland ein ESG-Zielmarktkon- zept erarbeitet. Dieses befindet sich noch im Entwurfsstadium, beabsichtigt jedoch, Ausschlusskriterien und Um- satzschwellen für nachhaltige Produkte festzulegen, um so einen Mindeststan- dard für nachhaltige Finanzprodukte in Deutschland entstehen zu lassen und die Gefahr des Greenwashings zu re- duzieren. Ophélie Mortier: Der Kampf gegen das Greenwashing war zudem das erste Ziel der EU-SFDR-Verordnung. Mit der Verpflichtung, seine nachhaltige Ziel- setzung klar zu benennen und über KPIs messbar zu machen, kombiniert mit detaillierten Indikatoren, wird dieses Risiko durch die Berichterstattung redu- ziert. Dennoch hat die Regulierung zwei große Schwächen in Bezug auf Green- washing: Erstens wird das von der EU angestrebte „Level Playing Field“ durch nationale Regelungen und die unter- © Funtap - stock.adobe.com / www.jenshannewald.de
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