insider_2_2021

Prozent seines Stroms aus regenerativen Quellen wie Wind- und Wasserkraft, Photovoltaik und Biomasse (siehe Abb. 1). Zwei Versicherer meldeten den Studienverfassern hingegen null Prozent Ökostrom. Wer keinen Ökostrom bezieht oder nicht daran arbeitet, sei- nen CO 2 -Fußabdruck zu verringern, dürfte kaum als „grüner Versicherer“ überzeugen können. Wirklich entscheidend bleibt dennoch – auch im Sinn der proklamierten Branchen- ziele – die nachhaltige Ausrichtung der Kapitalanlage. Hier gilt es für Berater und Sparer zu differenzieren: Soll via Fonds fürs Alter vorgesorgt werden oder durch (neue) klassische Le- bens- und Rentenversicherungen? Im letzteren Fall werden die Kundengelder im Sicherungsvermögen der Gesellschaften teils nur bedingt ESG-konform investiert. Das Ausmaß dürf- te ein Spiegelbild dafür sein, wann die Gesellschaften damit begonnen haben, ihre Anlagestrategie sukzessive nachhaltig auszurichten. Denn abgesehen vom Neugeschäft können die bestehenden Kapitalanlagen nur schrittweise entsprechend umgeschichtet werden. Viele Versicherer investieren noch nicht komplett nachhaltig Die Stuttgarter bewertet ihr Sicherungsvermögen in Höhe von fast 7 Mrd. Euro lediglich als „ESG-neutral“. Das bedeute: „Diese Anlagen sind nicht explizit nachhaltig, im Gegenzug werden sie unter gängigen Nachhaltigkeitsbewertungen aber als unkritisch angesehen.“ Mit der Weiterentwicklung des Nachhaltigkeitsprozesses werde die aktive Integration von ESG-Faktoren in den verschiedenen Anlageklassen voran- getrieben. Ausschließlich nachhaltig sind lediglich rund fünf Prozent des Sicherungsvermögens angelegt, z. B. in Betei- ligungen an erneuerbaren Energien oder Themenfonds. Der überwiegende Anteil dieser nachhaltig investierten Gelder, konkret 280 Mio. Euro, seien aber der „Stuttgarter Grüne- Rente“ zugeordnet. Mit dieser Produktgruppe, bestehend aus sechs Versicherungstarifen, u. a. für die private und betriebli- che Altersvorsorge, wendet sich der Versicherer an nachhaltig ausgerichtete Kunden. Der VOLKSWOHL BUND screent 70 Prozent seines Siche- rungsvermögens standardisiert nach ESG-Kriterien, die restli- chen 30 Prozent werden in illiquide Assets wie Beteiligungen an Wind- und Solarparks investiert, heißt es. Beim ESG- Screening hebt man den Ausschluss von Emittenten hervor, die systematisch Menschenrechte oder die Kernarbeitsnor- men des UN Global Compact verletzen. Gleiches gelte für Staaten, die mehr als fünf Prozent ihres Bruttoinlandsproduk- tes für Militärausgaben verwenden sowie Unternehmen, die mehr als fünf Prozent ihrer Umsätze mit der Produktion von Rüstungsgütern, insbesondere Landminen oder Streubom- ben, erzielen. Diese Negativkriterien sind weit verbreitet, wie auch die Ergebnisse der ESG-Umfrage von Franke und Born- berg zeigen (siehe Abb. 2). Sie werden auch in Verbindung mit Positivkriterien oder mit „Best in Class“-Ansätzen verwendet, bei denen in die jeweils Nachhaltigsten einer Branche inves- tiert wird. Toleranzgrenzen, wie sie der VOLKSWOHL BUND bei den Ausschlusskriterien verwendet, sind durchaus üblich und laut ESG-Report besonders bei Kohleinvestments viel- fältig (siehe Abb. 3). Lediglich AXA, Generali und vigo sagen dazu strikt „nein“, schreiben die Verfasser. Marktführer Allianz will kohlebasierte Geschäftsmodelle im gesamten Sicherungsvermögen bis spätestens 2040 nach und nach vollständig abbauen. „Die Schwellenwerte von aktuell 30 Prozent werden wir bis spätestens 2040 auf null Prozent verringern. Der nächste Schritt ist eine Reduzierung auf 25 Prozent ab 2023“, schreibt der Versicherer in seinen „Strategien zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsaspekte in der Kapitalanlage“. Es wird eine mehrstufige ESG-Strategie © Tobias Marx - stock.adobe.com 15 k. A. 20 bis 29% 60 bis 69% 1 bis 9% 40 bis 49% 80 bis 89% 0% 30 bis 39% 70 bis 79% 10 bis 19% 50 bis 59% > 90% 55% 0% 0% 0% 0% 0% 6% 6% 10% 10% 10% 3% Abb. 1: Anteil des Stromverbrauchs aus nachhaltigen Quellen (Grundgesamtheit der Versicherer: 31) Quelle: Umfrage und Nachhaltigkeitsberichte; ESG-Report 2021, Franke und Bornberg GmbH

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