insider_2_2021

16 „hellgrün“. „Versicherer bieten vorrangig hellgrüne Fonds an und auch bei den ETFs ist noch viel Luft nach oben“, sagt Baer. Unsere Stichprobe bestätigt diese Einschätzung: Etwa ein Drittel der an- gebotenen Fonds wird nachhaltig ge- managt und davon verfolgt wiederum nur etwa ein Drittel ein Nachhaltigkeits- ziel im Sinn des Artikels 9. Ausreißer stellen die Bayerische und die Allianz dar. Während bei Letztgenannter be- reits mehr als jeder zweite angebotene Fonds als nachhaltig einzustufen ist, gilt dies bei der Bayerischen nur für vier bis sechs Fonds. Das Unternehmen hat sich für einen anderen Weg entschie- den und mit Pangaea Life eine Nach- haltigkeitstochter gegründet. Deren Vorsorgeprodukte nutzen den eigens gegründeten Pangaea Life Fonds als Ertragsmotor. Dieser Sachwerte-Fonds investiert bislang in fünf Projekte, die ausschließlich im Bereich der erneu- erbaren Energien angesiedelt sind. Bis Ende 2022 soll sich die Zahl der Invest- ments auf ein gutes Dutzend erhöhen. Fazit: Die Unterschiede zeigen, wie tief Berater in die Materie einsteigen müs- sen, um ihren Kunden einen passenden Weg ins „grüne“ Vorsorgeziel zu ebnen. Baer empfiehlt Beratern daher, eine Weiterbildung als „Grundbesohlung“ durchzuführen. Je genauer der Kunde weiß, was er will und vor allem was nicht, desto größer wer- den bei der Produktsuche die Anforderungen an den Berater – und umso mehr dürfte er in der fondsgebundenen Vorsor- ge dank ihrer größeren Transparenz fündig werden. Beispiel Atomkraft. Wer mit seinen Beiträgen eine indirekte Förderung der Kernenergie vermeiden will, muss einen Produktanbieter finden, der weder in französische und osteuropäische Staats- anleihen investiert noch Aktien von verschiedenen Versorgern im Portfolio hält. Selbst bei den Anbietern grüner Fonds wäre die Suche nach einem passenden Investment kein Selbstgän- ger. Zudem wird in Brüssel gerade darum gerungen, ob bzw. wie nachhaltig Atomkraft überhaupt sein kann. << Kay Schelauske Freiberuflicher Finanzjournalist und Buchautor Diplom-Volkswirt E-Mail: Kay.Schelauske@t-online.de Telefon: +49 5607 2839850 verfolgt, die auf internationale Best- Practice-Standards, Ausschlusskriteri- en, Dialog im Sinn von Engagement und Dekarbonisierung, also den Abbau von Treibhausgasemissionen setzt. Diese nachhaltige Ausrichtung betrifft das gesamte Sicherungsvermögen, bestä- tigt die Pressesprecherin, und wird von der Allianz Investment Management SE verantwortet. „Im Jahr 2014 haben wir mit dem Bekenntnis zu den Principles for Responsible Investments unsere gesamte Kapitalanlage neu aufgestellt“, sagt der Barmenia-Vorstand und ver- weist ebenfalls auf Ausschlusskriterien in Bezug auf Sozialthemen und Um- weltbelange für Staaten und Unterneh- men. Heute unterliegen 93 Prozent der Finanzanlagen einer solchen Auswahl- prüfung, gibt der Versicherer auf Nach- frage an. Auf etwa 80 Prozent beziffert die Bayerische den ESG-konformen Anteil ihres Sicherungsvermögens. Nur ein Drittel der angebotenen Fonds ist „grün“ Die Angaben der Versicherer, die in Sachen Nachhaltigkeit auf sich auf- merksam gemacht haben, zeigen, was derzeit auf diesem Feld im Bereich der klassischen Altersvorsorge möglich ist. Aber wie sind die branchenweiten Ak- tivitäten zu beurteilen, jenseits der seit 10. März 2021 auch von den Versicherern zu erfüllenden EU- Veröffentlichungspflichten? „Auch wenn es noch keine ein- heitlichen Standards gibt und Versicherer ihr Potenzial häufig noch nicht voll ausschöpfen, ist die Versicherungsbranche auf einem guten Weg“, resümiert Michael Franke , geschäfts- führender Gesellschafter von Franke und Bornberg, mit Blick auf die Ergebnisse des ESG-Reports. „Bei der Kapitalanlage, also dem Bereich, auf den es ankommt, sind die Versicherer sehr langsam unterwegs“, sagt Gottfried Baer , Gründer von MehrWert. Die Maklergesellschaft ist seit über zehn Jahren mit einer komplett nachhaltig ausgerichteten Finanzberatung unterwegs, eigenes Research inzwischen eingeschlossen. Gerade in Zeiten zementierter Niedrigzinsen stellen Fonds- policen mehr als eine Vorsorgealternative dar. Im Zuge der EU-Vorgaben etablieren sich hier zwei neue Differenzie- rungsmerkmale, über die Versicherungs- und Investmentge- sellschaften informieren müssen: Artikel-9-Fonds verfolgen als „dunkelgrüne“ Finanzprodukte ein konkretes Nachhaltig- keitsziel. Artikel-8-Fonds verfügen hingegen lediglich über ökologische oder soziale Merkmale und gelten daher als

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