insider_2_2021
© jijomathai - stock.adobe.com / photoschmidt - stock.adobe.com 22 lautet das Fazit von David Wehner , Senior Portfoliomanager bei Do Invest- ments. Hagen-Holger Apel , Senior Cli- ent Portfolio Manager bei DNB Asset Management, bilanziert, dass mit dem Aufheben der Lockdowns, den Impfun- gen und einer Rückkehr zur Normalität durch nachgeholten Konsum durchaus noch die ein oder andere Preissteige- rung beobachtet bzw. erwartet werden kann. Auch für den Vorstand der StarCapi- tal AG, Dr. Manfred Schlumberger , sind anziehende Inflationsraten das wahrscheinlichste Szenario. „Auf Jah- ressicht werden die Inflationsraten vor allem in den USA, aber auch in Europa kräftig anziehen.“ Er verweist hierbei ursächlich auf Sondereffekte wie die CO 2 -Abgabe und die Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung. „Am stärksten wirkt jedoch der massive Anstieg der Rohstoffpreise, insbesondere bei Indus- triemetallen und Öl“, so Dr. Schlumber- ger. Tatsächlich sind damit wesentliche Gründe für den Preisanstieg benannt und zeigen insbesondere schon in den USA ihre Wirkung. Dort ist die für die Inflation relevante Geldmenge merklich angestiegen. Die global expansive Fis- kalpolitik tritt hinzu. Die USA eilen in der Geschwindigkeit und absoluten Höhe Europa voraus. Die massiven Fiskalim- pulse sollen das Land schnell wieder auf den Wachstumspfad bringen; zum Ausdruck kommt dies auch im jüngst beschlossenen Infrastrukturpaket in Höhe von 2 Bio. Dollar. Jean-Marie Mercadal , CIO bei OFI As- set Management, wägt ab und hält es durchaus für möglich, dass steigende Löhne – insbesondere in den USA – sich letztendlich in den Verbraucher- preisen niederschlagen könnten. Al- lerdings müsse dabei berücksichtigt werden, dass sowohl die USA als auch Europa weit entfernt von einer Vollbe- schäftigung seien, was das Risiko einer Lohn-Preis-Spirale kurzfristig erheblich verringere. Neben den geld- und fiskal- politischen Maßnahmen fallen tatsäch- lich die Anstiege bei den Industrieme- tallen und der Preisschub beim Öl ins Gewicht. So ist der Preis für ein Barrel Brent in den vergangenen zwölf Mona- ten um mehr als 130 Prozent auf gut 62 US-Dollar gestiegen. Zugegeben, im Zuge des Pandemie-Ausbruchs rutsch- te er im Frühjahr 2020 rasant ab. Ein steigender Ölpreis kann in der Folge einen bemerkenswerten Inflationsef- fekt bewirken, was sich insbesondere in den USA zeigt. DJE-Vorstand Dr. Ulrich Kaffarnik nimmt exakt diesen Punkt in seiner Argumentation auf. „Der Ölpreis war im Zuge der weltweiten Lockdown- Maßnahmen, gerade im April und Mai 2020, sehr niedrig. Der jetzt deutlich höhere Ölpreis wird auf die Inflationsra- te durchschlagen.“ Aber auch die Preise etlicher Rohstoffe notieren jüngst auf Mehrjahreshochs. Ein Zeichen, dass die Wirtschaft auf Wachstum setzt, was seinerseits die Inflation weiter beflügeln könnte (siehe Abb. 2). Belastete Rentenmärkte Besonders die Rentenmärkte wurden hart von der steigenden Inflationser- wartung getroffen. Beispiel USA: Hier manifestiert sich das Spannungsfeld zwischen Staatsverschuldung und wei- terhin ultralockerer Geldpolitik bei den Jahr 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2021* *Prognose D 1,5 2,3 0,3 2,1 1,4 0,5 1,5 1,4 1,9 USA 3,4 2,9 -0,3 3,1 1,5 0,1 2,1 1,8 2,8 Abb. 2: Inflationsraten in Deutschland (D) und den USA Quelle: www.statista.com Quelle: R+V-Infocenter, Sonderbefragung zu „Die Ängste der Deutschen 2021“, Befragungszeitraum: 25.01.-26.01.2021, 1.049 Personen * Frage 3/2020: schwere Erkrankung Abb. 1 > Die Ängste der Deutschen in der Corona-Krise 2021 Verstöße gegen Lockdown-Regeln 60% Lockdowns bis alle geimpft sind 58% schlechtere Wirtschaftslage 59% 48% 58% Überforderung der Politiker 54% 40% 46% schwere Erkrankung/ Corona-Infektionen 48% 32% 41%* eigene Arbeitslosigkeit 21% 25% 24% EZB-Präsidentin Lagarde sagte kürz- lich, dass im Jahresverlauf die Inflati- onsrate in einzelnen Monaten durchaus zwei Prozent erreichen könnte. Die No- tenbank werde aber in der Lage sein, diesen Anstieg der Inflation beherrsch- bar zu machen, und versicherte, dass der zuletzt höhere Preisauftrieb in erster Linie durch technische und vorüberge- hende Faktoren (wie z. B. die Wieder- anhebung der Mehrwertsteuer) verur- sacht worden sei. Handelt es sich somit um ein temporäres Phänomen, das z. B. durch anziehende Rohstoffpreise aus- gelöst wurde? Inflationsanstieg ist multikausal „Noch nie musste die Weltgemein- schaft so stark und schnell gegen einen volkswirtschaftlichen Absturz ankämp- fen wie in den letzten zwölf Monaten. Die Zentralbanken und Regierungen haben innerhalb von wenigen Monaten Billionen US-Dollar in den Kapitalmarkt und die Realwirtschaft gepumpt. Das Kapital sucht sich seinen Weg. Zum ei- nen steigen die Preise von Vermögens- verwerten auf neue Rekordstände, zum anderen steigen die Lebenshaltungs- kosten. Denn neben der Kapitalflut wirkt die Reduzierung der Lockdown- Maßnahmen positiv auf die Konjunktur“,
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