insider_2_2021
im Februar die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen von −0,60 Prozent auf −0,20 Prozent gestiegen. „Das war der EZB zu viel und sie intervenierte verbal. Die Inflation kann steigen, wohin sie will, die Zentralbanken werden ab ei- nem gewissen Punkt keine steigenden Zinsen zulassen“, bemerkt Do-Experte Wehner. Vor diesem Hintergrund dürf- ten festverzinsliche Wertpapiere wei- ter leiden, insbesondere auf der Seite der Staatsanleihen. Investoren, die ihre Anlagen entsprechend inflationssicher machen wollen, stehen demzufolge vor keiner leichten Aufgabe. Was gilt es zu tun für Anleiheinvestoren? Das Thema Inflationsschutz sollte wie- der mehr in den Fokus der Analyse treten. Bei europäischen inflationsge- bundenen Anleihen etwa wird sowohl auf den Kupon als auch auf den Rück- zahlungswert ein sogenannter Inflati- onsausgleich gezahlt. Investoren sollten deshalb allerdings unbedingt auf die In- flationsrate achten, die dem jeweiligen Papier zugrunde gelegt wurde. „Ge- messen an den Inflationserwartungen und den Preisen für ‚normale‘ nominale Staatsanleihen ist diese implizite Ver- sicherung nahezu kostenlos. Die reale Rendite schwankt in der Regel weniger als die nominale Rendite. Deshalb sind inflationsindexierte bei gleicher Lauf- zeit weniger volatil als normale nomi- nale Staatsanleihen. Trotz der aktuell niedrigen laufenden Verzinsung sind inflationsgeschützte Anleihen deshalb ein ‚Muss‘ in jedem gut diversifizierten Portfolio“, folgert Dr. Holger Brauer von Nomura Asset Management. © Composer - stock.adobe.com US-Staatsanleihen. Lag etwa die Ren- dite zehnjähriger US-Treasuries seit Krisenbeginn bei rund 0,6 Prozent, so ist dieser Wert aktuell auf 1,7 Prozent angestiegen. Dieser rapide Anstieg fällt historisch betrachtet jedoch eher gering aus. Eine weiter (stark) anzie- hende, nachhaltige Inflation könnte je- doch noch deutlichere Spuren an den Anleihenmärkten hinterlassen und zu Kursrückgängen führen. Auch die Er- wartungshaltung vieler Marktteilneh- mer, dass die Notenbanken mittelfristig die Liquidität aus den Märkten abzie- hen müssen, um eine Überhitzung der Wirtschaft zu vermeiden, kommt für die Rentenmärkte erschwerend hinzu. „Seit Anfang des Jahres hatten wir ei- nen dramatischen Anstieg der nomi- nalen Renditen in den entwickelten Anleihemärkten, der von steigenden Realzinsen am langen Ende der Zins- kurve angeführt wurde. Die Zinssätze am vorderen Ende, sowohl real als auch nominal, blieben durch die Forward Guidance der Zentralbanken weit- gehend geschützt“, kommentiert Nic Hoogewijs , Fixed Income Portfolioma- nager bei Lombard Odier Investment Managers, die Lage. Die erhöhten Infla- tionserwartungen führen ODDO BHF Asset Management zufolge aktuell zu Chancen in risikoreicheren Anleiheseg- menten. „Die höheren Inflationserwar- tungen wurde von einem Anstieg der Renditen von Staatsanleihen begleitet, was sich auch in den Gesamtrenditen von Investment-Grade-Unternehmens- anleihen niederschlug. Risikoreichere Segmente wie Hochzinsanleihen und AT1-Anleihen profitierten hingegen im gleichen Zeitraum vom hoheren Car- ry und stark sinkenden Spreads“, sagt Bastian Gries , globaler Leiter Invest- ment Grade & Geldmarkt und Fonds- manager des ODDO BHF Sustainable Credit Opportunities. Die trüben Aussichten an den Renten- märkten gelten auch für Europa. So sind 24 Aktienmärkte unbeeindruckt? Tristesse an den Rentenmärkten; Freu- de an den Aktienmärkten? Geht eine steigende Inflation spurlos am Aktien- geschehen vorüber? Der deutsche Leit- index DAX erklomm jüngst die Marke von 15.000 Zählern; auch andere füh- rende Indizes schnellen in die Höhe. Sind sie sozusagen immun gegen die Preissteigerung? Eine steigende Inflati- on ist im ersten Moment nicht zwangs- läufig negativ für die Aktienmärkte. Die Investoren und Analysten preisen stei- gende Preise in ihre Erwartungen ein und Unternehmen können die Preis- steigerungen bis zu einem gewissen Maß an ihre Kunden weitergeben. Ak- tien und weitere reale Vermögenswer- te bieten dann sozusagen einen Infla- tionsschutz. Problematisch wird es, wenn die Inflati- on galoppiert und die eingepreisten Er- wartungen übertroffen werden. „Für die Aktienmärkte sind erst nachhaltige dy- namische Anstiege der Inflationsraten über ein Niveau von drei Prozent hinaus gefährlich. Hauptleidtragender ist der Technologiesektor“, sagt StarCapital- Vorstand Dr. Schlumberger. Tatsächlich könnte sich auf der Aktienseite die be- reits eingeleitete Sektorrotation hin zu Value-Werten weiter verfestigen. Für eine Outperformance der Substanzak- tien spricht auch die Tatsache, dass der Bewertungsabschlag zwischen Value und Growth so hoch ist wie nie zuvor. Fazit: Es ist durchaus möglich, dass wir nachhaltig höhere Inflationsraten sehen werden. Für diesen Fall müssen sich In- vestoren wappnen. Inflationsgeschützte Anleihen sind ein Mittel der Wahl. Des- sen ungeachtet sind die Vorzeichen für die Aktienmärkte bis dato weiterhin gut. In der Vergangenheit abgestrafte Value- Titel haben bereits etwas aufgeholt, sie könnten aber in diesem Umfeld der mak- roökonomischen Erholung und der Preis- anstiege weiter Boden gut machen. <<
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