insider_2_2021
m Corona-Crash bremste der grundsätzlich defensive Charakter von Healthcare-Aktien die Kursverluste nur we- nig. „Die Märkte haben dann allerdings auch recht schnell verstanden, dass Gesundheitsbedürfnisse weiter bedient werden müssen – auch im Lockdown. Dementsprechend konnten sich Healthcare-Aktien dann auch sehr schnell erholen“, erklärt Hendrik Lofruthe , einer der für Gesund- heitsinvestments verantwortlichen Fondsmanager bei der Düsseldorfer Apo Asset Management, der Fondstochter der Deutschen Apotheker- und Ärztebank und der Deutschen Ärzteversicherung. Großes Anlageuniversum „Healthcare“ Schon im April 2020 konnte der MSCI Healthcare seine Ver- luste gegenüber dem Jahresbeginn aufholen. Ab Mai holte der MSCI World allerdings stark auf. „Healthcare ist aber ein hete- rogenes, komplexes Feld – das zeigt sich, wenn man sich die Subsektoren ansieht“, so Lofruthe. Ausgerechnet die großen Pharma-Aktien zeigten in den vergangenen Monaten eine Underperformance, obwohl mehrere der großen Pharmakon- zerne eine wichtige Rolle bei der Impfstoffproduktion spielen, von denen man sich den Sieg über das hochansteckende Vi- rus und seine noch aggressiveren Mutationen versprechen kann. Aber neben schon vorher bekannten „globalen Playern“ wie Pfizer, AstraZeneca und Johnson & Johnson sind bis dato kleine, in Nischen arbeitende Biotech-Unternehmen weltbe- kannt geworden, etwa Biontech aus Mainz. In der Kooperation zwischen Pharma-Multis und kleinen Biotech-Start-ups deutet sich bereits die ganze Breite des Anlageuniversums „Healthcare“ an, die allerdings nicht nur auf Pharmazeutika- und Impfstoffhersteller begrenzt ist. „Der Healthcare-Sektor hat viele Gesichter, viele Untersektoren“, erklärt Ton Wijsman, Senior Investment Strategist bei Alli- anceBernstein, und verweist darauf, dass der Branchenindex MSCI World Healthcare in sechs Unterindizes eingeteilt ist. Neben dem MSCI Pharmaceuticals und dem MSCI Biotech- nology sind dies „Providers & Services“ (darunter Kranken- versicherungen), „Life Science Tools & Services“ (darunter Labortechnik und Gen-Sequenzierung), „Equipment & Sup- pliers“ (bspw. künstliche Gelenke) und der MSCI Healthcare Technology. In Letzterem sind zwar nur vier Aktien enthalten, diese zeigten aber seit dem Ausbruch der Pandemie eine kla- re Outperformance. In der Gunst der Anleger stand vor allem das Thema „Digitali- sierung des Gesundheitswesens“. „Digital Health“-Fonds, die sich diesem Gebiet verschrieben haben, gehörten zunächst zu den größten Profiteuren der Pandemie, zeigten ab Februar dieses Jahres dann aber auch höhere Kursrückschläge. Ins- gesamt relativ schlecht schnitten dagegen die Subbranchen „Providers & Services“ und „Equipment & Suppliers“ ab. Die darin enthaltenen Unternehmen gehörten überwiegend zu den Corona-Verlierern, die es durchaus auch im Gesundheits- wesen gibt. Die Pandemie führte zu einer Konzentration der Ressourcen im Gesundheitssektor auf die Bekämpfung des Virus und seiner Auswirkungen. So fanden etwa verschiebba- re Operationen nicht statt, die Einführung einiger neuer Medi- kamente wurde verschoben, Gelder und Ressoucen wurden der neuen Priorität untergeordnet. Aber auch der MSCI Phar- maceuticals zeigte eine Underperformance. Das Mittel zum Sieg über die Pandemie: Impfstoffe Einen gewissen Wendepunkt bei der Entwicklung stellt auch bei Healthcare-Aktien der November 2020 dar, als die Ver- fügbarkeit wirksamer Impfstoffe bekannt gegeben wurde. © ipopba - stock.adobe.com Die vor einem Jahr zu einer Pandemie angewachsene Atemwegserkrankung Covid-19 beherrscht seitdem wie kein zweites Thema die Politik, die weltweite Öffentlichkeit, Medien und die Kapitalmärkte. An den Aktienbörsen wirft sie ein Schlaglicht auf die sog. „Healthcare“-Branche, also auf Unternehmen des Gesundheitssektors. 42
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