insider_03_2021

Die Diskussion um die Kosten und die Transparenz von Versicherungs- produkten beschäftigt die Branche nicht erst seit einigen Jahren. Jens Arndt, Vorstandsvorsitzender der myLife Lebensversicherung AG, ist überzeugt, dass es kein Provisionsverbot braucht, damit künftig noch mehr Berater ihre Kunden bei Altersvorsorge und Vermögensaufbau auf flexible und zugleich kostengünstige und transparente Nettopro- dukte hin beraten. Darüber hinaus ist er überzeugt, dass sich die Vor- teile von Versicherungs- und Investmentlösungen ideal über Nettotari- fe verbinden lassen. : Die Corona-bedingten Maßnahmen haben eini- ge Veränderungen für die Branche in Bezug auf den Ar- beitsalltag mit sich gebracht. Welche Folgen haben sich für Ihr Haus ergeben? Jens Arndt: Mit Blick auf das operative Geschäft hat die Pan- demie sicherlich die Kommunikation untereinander verändert, sowohl vom Berater zum Kunden als auch vom Versicherer zum Kunden. Durch die Kontaktbeschränkungen sind digita- le Kommunikationskanäle an die Stelle persönlicher Kontakte getreten, was wir aber reibungslos umgesetzt haben, da wir bereits vorher digital sehr gut aufgestellt waren. So konnten wir bspw. Vertriebsaktivitäten leicht ins Internet und in soziale Netzwerke verlegen. Wir sind uns aber sicher, dass Homeof- fice, virtuelle Meetings und Kundengespräche auch nach der Pandemie durchaus häufiger stattfinden werden, da sie sich – insbesondere dann, wenn man sich bereits kennt – als effi- zient erwiesen haben. : Wie haben sich die Umsätze 2020 entwickelt? Arndt: Unser Geschäft hat sich in einem von Corona gepräg- ten Jahr mit seiner Kundenorientierung nicht nur als äußerst krisenfest, sondern auch als zukunftsweisend erwiesen. Wir haben bei den Gesamtbeitragseinnahmen einen Zuwachs von 29 Prozent auf rund 219,6 Mio. Euro verzeichnet. Die Beitragssumme des 2020er-Neugeschäfts hat mit 579,0 Mio. Euro erstmals die Grenze von einer halben Milliarde über- schritten. Diese Zahlen unterstreichen eindrucksvoll, dass sich unsere konsequente Kunden- und Vermittlerorientierung und insbesondere unser Fokus auf flexible sowie kostengünstige und transparente Fondspolicen auf Netto-Basis auszahlen. : Welche Aspekte innerhalb der Netto-Welt haben beim Anleger zuletzt mehr an Bedeutung gewonnen? Arndt: Die außerordentliche Flexibilität und die geringen Kos- ten von Nettoprodukten sind durch die veränderten Rahmen- bedingungen noch stärker in den Fokus gerückt. Zum einen hat die Pandemie dazu geführt, dass sich die finanzielle Situa- tion des einen oder anderen Kunden verändert hat. In solchen Fällen erweisen sich Produkte als vorteilhaft, die sich flexibel an die veränderten Rahmenbedingungen anpassen lassen. Wo notwendig, konnten unsere Kunden diese Flexibilität nut- zen, um sich unkompliziert und vor allem ohne Stornoabschlag durch Teilauszahlungen Liquidität zu beschaffen oder ihre Beiträge anzupassen. Andere Kunden haben Einstiegskurse am Finanz- und Kapitalmarkt genutzt, um Sonderzahlungen zu tätigen oder neue Verträge abzuschließen. Zum anderen sind die Kosten von Versicherungsprodukten und deren Ein- fluss auf die Rendite durch das anhaltende Niedrigzinsumfeld noch stärker ins Bewusstsein der aufgeklärten Verbraucher gerückt. Dass dann die Wahl auf nicht nur flexible, sondern auch kostengünstige und transparente Vorsorge- und Invest- mentlösungen fällt, ist nur konsequent. : Inwieweit hat dieses Anlegerverhalten auch Ein- fluss auf den Vermittler in Bezug auf seine Einstellung zu Nettopolicen? Arndt: Wenn Kunden im Verlauf der Pandemie verstärkt Ver- träge kündigen oder beitragsfrei stellen müssen, spüren das auch die Berater im Rahmen der Stornohaftung gegenüber den Versicherern. Bei der honorarbasierten Vermittlung von Nettopolicen findet dagegen keinerlei Vorfinanzierung von Abschlussprovisionen statt, was sowohl für Kunden als auch für Berater den Vorteil hat, dass sich der Vertrag des Kunden flexibel seiner Lebens- und Finanzsituation anpassen lässt, ohne dass jemand finanzielle Nachteile hinnehmen muss. So ist die Beratung schon durch die mit dem Kunden vereinbar- te Vergütung abgegolten. Das dürfte sicherlich einige Bera- ter zum Nachdenken anregen, zumal die Diskussion um die Deckelung oder gar ein Verbot von Abschlussprovisionen im Wahljahr nach wie vor auf der politischen Agenda steht. Un- ser Wachstum im letzten Geschäftsjahr ist aber nicht nur auf diesen Aspekt zurückzuführen. Es ist vielmehr der klare Fokus 36

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