insider_03_2021

44 Für die Versicherungswirtschaft hatte die Corona-Krise zum Teil positive Auswirkungen. Eine Studie der ASSEKURATA Assekuranz Rating-Agentur GmbH zeigt, dass vor allem die Schaden-/Unfall -und die Cyberversicherung profitieren konnten – aus sehr unterschiedli- chen Gründen. Frühjahr vergangenen Jahres waren Deutschlands Straßen und Plätze über Wochen hinweg wie leer ge- fegt. Wenn sich die Menschen nicht begegnen können, sinkt nicht nur die Gefahr für eine Ausbreitung des Coronavirus, sondern auch für andere ungewollte zwischenmenschliche Annäherung. Infolgedessen mussten Deutschlands Schaden- und Unfallversicherer laut aktueller ASSEKURATA-Studie „Marktausblick zur Schaden-/Unfallversicherung“ im vergan- genen Jahr mit 52 Mrd. Euro 1,3 Mrd. Euro weniger Schäden regulieren als im Vorjahr (siehe Infografik). Keine Bewegung bedeutet kaum Unfälle „Die pandemiebedingt verringerte Mobilität hat 2020 zu ei- nem deutlichen Rückgang von Verkehrs-, Sport- und Freizei- tunfällen geführt. Zusätzlich haben vergleichsweise geringe Elementarschäden dazu beigetragen, dass die deutschen Schaden-/Unfallversicherer im Geschäftsjahr 2020 den ver- sicherungstechnischen Gewinn deutlich von 5,2 Mrd. Euro auf 7,4 Mrd. Euro steigern konnten“, so Dennis Wittkamp , Fachkoordinator Schaden-/Unfallversicherung der ASSEKU- RATA und Autor des „Marktausblicks zur Schaden-/Unfallver- sicherung“. Auch bei einzelnen Versicherern haben sich die positiven Fol- gen der Corona-Beschränkungen bemerkbar gemacht. „In den Zeiten der ersten beiden ‚harten Lockdowns‘, also von März bis Mai 2020 und Dezember 2020 bis Februar 2021, sind die Unfall-Stückzahlen deutlich zurückgegangen. Dies ist sicherlich auf die eingeschränkten Freizeitaktivitäten sowie auf die Einschränkungen der Mobilität durch das vermehrte Arbeiten von zu Hause (Homeoffice) zurückzuführen. Wir hatten z. B. letztes und dieses Jahr kaum Skiunfälle“, berichtet Marcus Stephan , Vorstand Vertrieb/Marketing der InterRisk. Der Wiesbadener Versicherer konnte auch in einer anderen Sparte von der ungewohnten Situation profitieren: „Die rück- läufigen Schadenzahlen sind aber auch in der Schadenversi- cherung zu beobachten. Da vermehrt von zu Hause gearbei- tet wird, wird weniger eingebrochen und bei eingeschränkten Freizeitaktivitäten werden weniger Sachschäden verursacht“, so Stephan weiter. Höhere Nachfrage nach Cyberschutz Mit dem verstärkten Arbeiten von zu Hause stieg auch das Bewusstsein für Cybergefahren. „Die stärkere Verbreitung der mobilen Arbeit, aber auch die Zunahme von Schäden haben hier dafür gesorgt, dass sich viele Unternehmen stär- ker mit ihren IT-Risiken auseinandergesetzt und sich zeit- nah um Versicherungsschutz gekümmert haben“, erläutert ASSEKURATA-Geschäftsführer Dr. Reiner Will . Und Tobias Tessartz beobachtet, dass das vor allem für eine bestimmte Art von Unternehmen gilt: „Wir stellen fest, dass das Risi- kobewusstsein insbesondere bei kleinen Unternehmen stark gewachsen ist. Während große Unternehmen schon seit längerer Zeit die Notwendigkeit einer Cyberversicherung erkannt haben, haben sich durch die Pandemie auch klei- nere und mittlere Unternehmen verstärkt mit der Digitalisie- rung befassen müssen und sind noch abhängiger von der IT geworden“, erläutert der Technical Underwriter Cyber bei Hiscox Deutschland. Als Grund für die Entwicklung macht er aus, dass den Unter- nehmen die Gefahren inzwischen viel deutlicher vor Augen geführt würden. Tessartz erklärt hierzu: „Vormals als abstrakt empfundene Cyberrisiken werden zunehmend als sehr re- alistische Bedrohung wahrgenommen. Das wird zum einen © thodonal - stock.adobe.com Versicherungsleistungen Unfallversicherung (in Mrd. Euro) 2018 53,5 2019 53,4 2020 52,0 Quelle: ASSEKURATA

RkJQdWJsaXNoZXIy MjM1ODQz