insider_03_2021
n den vergangenen Wochen haben sich mehrere Finan- zierungsexperten mit der Botschaft gemeldet, dass man nicht davon ausgehe, dass sich die Baufinanzierungskon- ditionen großartig verschlechtern werden. Zwar sind in den letzten Monaten Hypotheken und Kreditzinsen für den Wohnungsbau gestiegen – dies jedoch in einem geringen Tempo und auf sehr überschaubarem Niveau (siehe Abb. 1). Daneben ist nach Einschätzung der Bausparkasse BHW nicht mit einer schnellen Trendwende in der Geldpolitik zu rechnen. „Die Währungshüter sehen den In ationsanstieg als vorüber- gehendes Phänomen und setzen ihre lockere Geldpolitik daher unverändert fort. Die Europäische Zentralbank hat das Tempo ihrer Anleihekäufe aus Sorge vor zu schnell steigenden Rendi- ten zuletzt sogar noch einmal etwas erhöht“, heißt es hierzu in einer Pressemeldung der BHW. Folglich bleibt das Zinsniveau weiter äußerst attraktiv für Finanzierungssuchende. Seit rund zehn Jahren: Bundesweit stagniert die Wohneigentumsbildung Demgegenüber sind die Preise für Eigenheime bereits seit Jahren auf sehr hohem Niveau. Schöne Grundstücke und Wohnraum sind knapp und begehrt. Selbst in Randgebieten beliebter Städte ist kaum – und wenn, dann nur für einen sehr hohen Preis – Angebot vorhanden. Laut aktuellen Daten aus der Sparda-Studie „Wohnen in Deutschland 2021“ kostet ein Quadratmeter Eigenheim in Deutschland im Schnitt etwa 2.700 Euro. Vielerorts in Deutschland steigen die Preise für Wohneigentum rasant – allerdings nicht überall gleicherma- ßen. Wie die Sparda-Studie aufzeigt, sind die Kosten in den Städten für Wohneigentum (rund 3.400 Euro/m²) 47 Prozent höher als auf dem Land (rund 2.300 Euro/m²). In den sieben Metropolen (Köln, Berlin, Düsseldorf, Stuttgart, Hamburg, München und Frankfurt am Main) kostet der Quadratmeter ei- ner Eigentumswohnung im Mittel mit knapp 4.800 Euro rund 2.100 Euro mehr als im Bundesdurchschnitt. Die Konjunkturerwartungen sind positiv. Folgerichtig steigen die Zinsen ebenso wie die Inflation. Die Rendite zehnjähriger Bundes- anleihen hat sich das erste Mal seit mehr als zwei Jahren wieder zeitweise der Nulllinie angenähert. Demgegenüber legt auch der Zins bei Baugeld zu – noch jedoch auf niedrigem Niveau. Doch was bedeutet das Szenario für die Immobilieninteressierten und wie groß ist bis dato der Zuspruch nach Immobilien? Stand jetzt lebt etwa die Hälfte der Bewohner Deutschlands nach eigenen Angaben in einem Eigenheim. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland damit auf dem letzten Platz. Die- ses Phänomen ist jedoch nicht neu: Seit 2010 stagniert die Wohneigentumsquote bei ca. 46 Prozent (siehe Abb. 2), und das, obwohl die Bauzinsen in diesen Jahren ein Rekordtief ein- nahmen. Historisch bedingt ist die Wohneigentumsquote in den ostdeutschen Bundesländern und Stadtstaaten geringer als im Westen. Anders im Saarland und in Rheinland-Pfalz: Hier liegt die Wohneigentumsquote mit 65 und 58 Prozent auf einem guten Level. 62 VIELE SIND NOCH ZÖGERLICH! WOHNEIGENTUM KAUFEN? Quelle: Sparda-Studie „Wohnen in Deutschland“ 2021, Verband der Sparda-Banken e.V. Quelle: Bundesbank, Stand: Juni 2021 Abb. 1: Effektivzins deutscher Banken für Wohnungsbaukredite (Prozent) Neugeschäft, anfängliche Zinsbindung 5 bis 10 Jahre Abb. 2: Entwicklung der Wohneigentumsquote (1991 bis 2018) © luismolinero - stock.adobe.com
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