insider_03_2021

Doch weshalb wehren sich viele Deutsche gegen den Eigen- tumserwerb? Die größte Sorge der potenziellen Käufer ist das Risiko, sich langfristig finanziell zu belasten und möglicher- weise Kredite/Hypotheken nicht bedienen zu können. Auch der hohe Kaufpreis und die mit dem Erwerb verbundenen Anschaffungskosten oder kommende Renovierungs- und Sanierungsarbeiten bis hin zu den Nebenkosten beim Immo- bilienkauf (Notar, Steuern) schrecken ab, so die Resultate ei- ner Allensbach-Umfrage. Daneben ist die Sorge bei etlichen Menschen groß, dass man sich durch den Immobilienerwerb längerfristig in anderen Bereichen stark einschränken muss, um die Tilgungen voranzubringen. Die Corona-Krise und die Sorgen vor möglichen finanziellen Einschränkungen haben die ablehnende Einstellung gegenüber Wohneigentum bei einzel- nen Mietern sicher nicht verändert, und das, obwohl die Mie- ten in den letzten Jahren vielerorts deutlich zugelegt haben. Gebiete mit Wertsteigerungen Der zentrale Faktor einer Immobilienbewertung bleibt wei- terhin die Lage. Unlängst hat man dabei das Gefühl, dass es kaum noch Regionen gibt, in denen eine Wertsteigerung der Immobilie möglich ist. Vielmehr gibt es bereits einzelne Kriti- ker, die von einer möglichen Überhitzung des Marktes spre- chen – noch dazu, da die staatliche Förderbank KfW vor we- nigen Monaten deutlich vor überhöhten Immobilienpreisen in Deutschland gewarnt hat. Demgegenüber äußerte sich Tho- mas Hein, Leiter Vertrieb Immobilienfinanzierung bei der ING Deutschland, Ende März gegenüber der insider-Redaktion folgedermaßen: „Wir sehen bundesweit keine Überhitzung der Märkte. In einzelnen Teilmärkten kann es gegebenenfalls zu überhöhten Immobilienpreisen kommen, doch das ist eher die Ausnahme. Gegen eine Immobilienblase sprechen unserer Einschätzung nach zwei Punkte: Erstens liegt die Nachfrage nach wie vor deutlich über dem Angebot. Und zweitens ha- ben die Finanzierungen in Deutschland – Stichworte ‚lange Zinsbindung‘ und ‚hoher Eigenkapitalanteil‘ – unverändert eine sehr solide Basis. Das sieht im Gewerbeimmobilienmarkt viel- leicht anders aus, der Wohnimmobilienmarkt in Deutschland aber ist bis heute unserer Überzeugung nach gesund.“ Wohneigentum kann sich lohnen Der Immobilienmarkt scheint demnach noch recht stabil zu sein. Wie die Sparda-Analyse mit Blick auf die Immobilien- preise und die Einkünfte der Haushalte in Deutschland auf- zeigt, sind Investitionen in Wohneigentum trotz steigender Preise derzeit wirtschaftlich prinzipiell vorteilhaft. So er- rechnen die Experten, dass die Kosten für eine Immobilie durchschnittlich 354.000 Euro betragen. Dies entspricht laut Studienersteller 7,4 Jahreshaushaltseinkommen (netto). Ein Fazit der Analysten: Immobilien, deren Kaufpreis dem durchschnittlichen Investitionsvolumen entsprechen, gelten als erschwinglich. Anknüpfend daran lassen zunehmende Mietbelastungen und anhaltender Niedrigzins auf Kapitalver- mögen manche Mieter umdenken. Nicht ohne Grund sehen inzwischen zwei Drittel der Menschen in Deutschland in der Immobilie die beste Altersvorsorge, wie der Kantar Trendin- dikator 2020 ermittelt hat. Darüber hinaus denkt jeder fünfte Mieter inzwischen ernsthaft über Wohneigentum nach, so das Ergebnis einer Forsa-Um- frage im Auftrag des Verbandes der Privaten Bausparkassen aus dem April 2021. Gefragt nach dem Wunschwohnort be- vorzugt jeder zweite Bundesbürger eine Gemeinde oder Stadt unter 20.000 Einwohnern. 26 Prozent zieht es eher in eine Mittelstadt mit 20.000 bis 100.000 Einwohnern, 14 Prozent in eine Großstadt mit 100.000 bis 500.000 und 9 Prozent in eine Metropole mit über 500.000 Einwohnern. Klein und fein Daneben gibt es immer mehr Menschen, die sich auch kleine Wohneinheiten vorstellen können. Laut Resultaten einer Um- frage der Baufi24 Baufinanzierung AG sind 79 Prozent der Umfrageteilnehmer offen dafür, kleiner zu wohnen. Voraus- setzungen dafür: Grün in der Nähe, Wohnkosten oder Lage müssen dafür stimmen. Folglich werden Immobiliensuchende künftig auf diese Prioritäten anstatt auf Immobiliengröße set- zen. Und ein weiterer Trend lässt sich feststellen: Immer mehr Menschen suchen nach alternativen Wohnraumlösungen wie in etwa Tiny Houses auf Rädern, Modulhäuser oder Hausboo- te. Gerade Alleinlebende finden diese alternativen, nur 15 bis 45 m2 großenWohnraumlösungen attraktiv. Und dieser Trend könnte zulegen: So wird die Zahl der Einpersonenhaushalte nach der neuen Vorausberechnung der privaten Haushalte von 17,3 Mio. im Jahr 2018 auf 19,3 Mio. im Jahr 2040 steigen. Damit werden 24 Prozent aller in Privathaushalten lebenden Menschen alleine wohnen – und die meisten von ihnen wer- den kein großes Familienhaus benötigen. << 63

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