Insider Magazin Ausgabe1

Unternehmen und Staaten zu nachhal- tigem Agieren anzuregen und nicht jene zu stigmatisieren, die (noch) nicht nach- haltig sind. Deshalb legen wir großen Wert auf die Auswahl von Unterneh- men oder Staaten, die besonders nach- haltig sind oder auf einem überzeu- genden Weg sind, ihre Nachhaltigkeit deutlich zu verbessern. Bei diesem „Po- sitive Screening“ werden Rückschlüsse auf das Ausmaß der positiven Nachhal- tigkeitsperformance eines Emittenten gezogen. Dafür werden Aktien und An- leihen nach umwelt- und sozialgesell- schaftlichen Aspekten sowie hinsicht- lich der Art der Unternehmensführung bewertet. Diese Bewertungsmethode ist in der Finanzindustrie als ESG-Be- wertung etabliert. Nur die Unterneh- men mit den besten Bewertungen bieten dann das zugrunde liegende In- vestmentuniversum für unseren Amun- di Ethik Fonds. Ausgeschlossen werden hingegen Firmen, die in unerwünschten Geschäftsfeldern tätig sind oder uner- wünschte Praktiken ausüben. Dr. Frank Ulbricht: Können Sie uns bei- spielhaft einige Eigenschaften auffüh- ren, die zu einer Verbannung führen? Gerhard Schurer: Ein Ausschlusskrite- rium für Staatsanleihen wäre bspw. ein Energiemix, bei dem mehr als 10 Pro- zent des Gesamtenergieverbrauchs aus Atomenergie kommen und auch kein Atomausstieg geplant ist. Weiter führen etwa die Todesstrafe, autoritäre Regime oder Besitz, Handel und Herstellung von ABC-Waffen zum Ausschluss, um nur einige Kriterien zu nennen. Somit sind nicht nur Staatsanleihen der USA, sondern z. B. auch jene Frankreichs und Großbritanniens ausgeschlossen. Ins- gesamt finden Investmenttitel aus allen Wertpapierklassen in einem Gesamtvo- lumen von rund 1 Bio. Euro in unserem Anlageuniversum keine Berücksichti- gung, weil sie unsere Ansprüche nicht erfüllen. 11 Dr. Frank Ulbricht: Was sind diesbe- züglich die drei wichtigsten Kriterien speziell bei der Titelauswahl für den Nordea 1 – Global Climate and Envi- ronment Fund? François Passant: Unser fundamentaler Investmentprozess nach dem Bottom up-Prinzip zielt darauf ab, ein Portfolio von Anlageideen mit hohem Überzeu- gungsgrad – 40 bis 60 unterbewertete Aktien – zu identifizieren, die mit ihren innovativen Klimalösungen in Zukunft hohe Cashflows generieren werden. Der Fokus des Fonds liegt auf globa- len Aktien, bei denen es sich i. d. R. um mittelgroße Wachstumsunternehmen handelt, die Lösungen zur Bewältigung des Klimawandels entwickeln. Dabei in- vestiert das Fondsmanagement-Team hauptsächlich in drei Segmente: Pionie- re im Sektor alternative Energien, Opti- mierer mit Fokus auf den Bereich Roh- stoffeffizienz sowie Veränderer, die sich auf den Umweltschutz konzentrieren. Dr. Frank Ulbricht: Wählen Sie be- treffend Ihres DPAM Invest B Equities Sustainable Food Trends einen ande- ren Ansatz, Frau Mortier? Ophélie Mortier: Wir starten mit der Identifizierung der Themen entspre- chend der drei Treiber „Nachfrage, Angebot und Nachhaltigkeit“. Hierbei kristallisieren sich bereits interessante Investmentthemen heraus. Im Rah- men der Ideengenerierung schauen wir uns dann Firmen aus verschiede- nen Blickwinkeln an und nutzen u. a. Unternehmensanalysen, Daten aus der unabhängigen Agrar- und Lebensmit- telforschung sowie Treffen mit den je- weiligen Unternehmensführungen. Im nächsten Schritt wird die ESG-Analyse integriert. Dies beinhaltet die Einbe- ziehung der Sustainable Development Goals (SDG) in unseren Anlageprozess sowie ein Nachhaltigkeitsscreening auf drei Säulen – sprich normatives ESG- Nachhaltige Anlagestrategien in Deutschland, Österreich und der Schweiz 2017 (in Milliarden Euro) Ausschlüsse ESG-Integration Normbasiertes Screening Engagement Stimmrechts- ausübung Best-in-Class Nachhaltige Themenfonds Impact Investment 200 150 100 50 0 130,6 100,7 76,3 20,4 182,1 125,2 81,7 28,9 Screening, Kontroversen und Aus- schlüsse und einen qualitativen Ansatz. Für jedes Teilthema gibt es eine eigene ESG-Scorecard, mit der Unternehmen des Segments im Vergleich bestmöglich analysiert werden können. Dr. Frank Ulbricht: Herr Baer, gemein- sam mit der BfV Bank für Vermögen AG bzw. mithilfe der PRIVATE-INVES- TING-Lösung forciert die MehrWert GmbH nun schon seit geraumer Zeit das Thema nachhaltige Vermögens- verwaltung: Wie sieht diesbezüglich Ihre Strategie aus? Gottfried Baer: Derzeit managen wir fünf nachhaltige Vermögensverwal- tungsstrategien auf Fondsbasis und sind aktuell der volumenstärkste Ad- visor hinsichtlich angebotener Strate- © Choat - stock.adobe.com

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