Insider Magazin Ausgabe1
18 : Von Januar bis Oktober 2018 wurde der Bau von insgesamt 289.700Wohnungen in Deutschland genehmigt. Dies bedeutet einen Anstieg gegenüber dem Vorjahreszeit- raum um rund 3.500 genehmigte Objekte. Wieso halten Sie diese Steigerung schlussendlich trotzdem für nicht ausrei- chend? Axel Gedaschko: Die Baugenehmigungszahlen steigen, aber noch zu langsam. In den ersten zehn Monaten des Jahres 2018 wurden zwar deutlich mehr Wohnungen genehmigt als im Vorjahr – insbesondere auch im Bereich der Mehrfa- milienhäuser. Die Bauindustrie und das Baugewerbe haben gerade bekannt gegeben, dass im Jahr 2018 insgesamt rund 300.000 Wohnungen erstellt worden sind. Das ist ein gutes Zeichen. Dennoch reichen diese Zahlen immer noch nicht aus. Wir brauchen jährlich zusätzlich rund 100.000 auch tat- sächlich fertiggestellte Wohnungen in Deutschland, um eine Trendwende am Wohnungsmarkt zu schaffen. Wenn dieser Wert in absehbarer Zeit nicht einmal bei den Genehmigungen erreicht wird, sieht es für die Zukunft des bezahlbaren Woh- nens in den großen Ballungsgebieten düster aus. : Welche Steigerungsquote sollte Ihrer Meinung nach idealerweise angestrebt und bis wann erreicht wer- den? Gedaschko: Jährlich müssen mindestens 350.000 Wohnun- gen neu gebaut werden, davon 80.000 Sozialwohnungen und etwa 60.000 Mietwohnungen im bezahlbaren Segment. Und selbst wenn diese Zielmarke erreicht wird, dauert es auf- grund der angespannten Marktlage eine Weile, bis sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt spürbar entspannt. : Welche Konsequenzen ergeben sich, wenn der Wohnungsbau im gleichbleibenden oder leicht steigenden Trend verharrt? Gedaschko: Der Wohnungsmangel in den großen Städten Deutschlands entwickelt sich derzeit zur wichtigsten sozia- „BAUEN STATT BREMSEN“ … … lautet der Appell des GdW Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen in Bezug auf den aktuellen Wohnungsbau in Deutschland. So begrüßt man verbandsseitig zwar einerseits den derzeitigen Anstieg der Baugenehmigungen, warnt jedoch gleichzeitig, dass die Anzahl und das aktuelle Wachstum bei Weitem noch nicht ausreichen. Das Magazin sprach hierzu mit dem ausgewiesenen Immobilienexperten und Präsidenten des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, Axel Gedaschko. len Frage für die Menschen, die dort leben. Eine Lösung für dieses Problem liegt aber nicht in etwaigen Mietpreisregulie- rungen oder anderen Deckelungen. Dies schreckt nur genau diejenigen Investoren ab, die diese Städte dringend brauchen. Es gibt an dieser Stelle nur eine Lösung, und die heißt: bau- en, bauen, bauen – das Richtige an der richtigen Stelle. Die steigenden Zahlen bei den Baugenehmigungen zeigen, dass unsere Unternehmen beimWohnungsbau in den Startlöchern stehen und bauen wollen. Viel zu häufig lässt man sie aber nicht, sodass weiterhin gilt: Genehmigt ist noch lange nicht gebaut. : Was sind diesbezüglich aktuell immer noch die größten Bremsklötze beim Thema Genehmigungen bzw. Wohnungsbau? Gedaschko: Die größten Baubremsen sind die fehlenden, und wenn sie denn da sind, häufig zu teuren Grundstücke. Dazu kommen eine riesige Normen- und Regulierungsflut, unzu- reichende Planungs- und Baukapazitäten, steigende Grund- erwerbsteuern und hohe energetische Anforderungen. Auch die hohen Baupreise verhindern häufig bezahlbaren Woh- nungsbau. Seit zehn Jahren steigen die Baukosten deutlich stärker als die Baupreise und diese wiederum stärker als die allgemeinen Lebenshaltungskosten. Die wirtschaftlich not- wendige Miete variiert – je nach lokalem Markt und ob Grund- stücke vorhanden sind oder erworben werden müssen – zwi- schen rund 9 Euro und 14 Euro pro m² Wohnfläche. Sie liegt damit vielerorts fast beim Doppelten von dem, was im Sinne des sozialen Wohnungsbaus als bezahlbar gilt. Die Miethöhe geförderter Wohnungen ist auf etwa 5 bis 6,50 Euro pro m² Wohnfläche begrenzt. In der vergangenen Legislaturperiode hat das Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen umfas- sende Ergebnisse zur Baukostensenkung veröffentlicht. Ins- besondere die von der Baukostensenkungskommission erar- beiteten Handlungsempfehlungen müssen nun schnell in die Umsetzung gelangen. Die Erkenntnis bisher aber ist: Es gibt nicht den einen, einzig entscheidenden Kostentreiber. Bau- kostensenkung muss überall und gleichzeitig ansetzen.
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