Insider Magazin Ausgabe1

19 : Wie sehen die Lö- sungsvorschläge des GdW zum Thema aus? Gedaschko: Grundstücke, Nach- verdichtung, Aufstockung – die Lösungen liegen auf dem Tisch. Letztlich kann es aber nur mit ei- nem ganzen Strauß an verschie- denen Maßnahmen gelingen, einen stabilen und bezahlbaren Wohnungsmarkt zu schaffen. Kommunen, Länder und die Bundesregierung müssen ge- meinsam an einem Strang zie- hen. Das im Koalitionsvertrag verankerte Planungs- und Bau- beschleunigungsgesetz muss zügig kommen. Die Kommunen müssen mehr Bauflächen zur Verfügung stellen und diese ver- stärkt nach Konzeptqualität ver- geben. Die Genehmigungskapa- zitäten in den Bauämtern sind zu erhöhen und die Ergebnisse der Baukostensenkungskommission aus der letzten Legislaturperio- de müssen dringend umgesetzt werden. Dabei gehören auch die mehr als 20.000 Bauvorschrif- ten und Anforderungen auf den Prüfstand. Außerdem sollte die serielle und standardisierte Bau- weise gefördert und dazu eine bundesweit gültige bauliche Zu- lassung für diese Gebäude ge- schaffen werden. So kann man Kapazitätsengpässen entge- genwirken. Aber all das wird Zeit brauchen, das muss man auch sagen. Man darf keine falschen Erwartungen schüren. : Was halten Sie in diesem Zusammenhang von steuerlichen Anreizen? Gedaschko: Die Preisspirale, insbesondere bei der Grunder- werbsteuer, braucht ein großes Stoppschild. Die steuerlichen Bauanreize, die derzeit schon wieder auf Eis liegen, müssen dringend in Richtung einer dauerhaften Änderung statt eines Strohfeuers für gerade einmal drei Jahre angepasst werden. Das bedeutet: Wir brauchen eine Anhebung der linearen AfA, sprich Abschreibung, von 2 auf 3 Prozent anstatt eine kurz- fristig anheizende Sonderab- schreibung. : Zuletzt haben Sie auch dazu aufgerufen, dass die ungeteilte politische Aufmerk- samkeit endlich dem Neubau- klima in Deutschland gelten müsse. Wie ist der derzeitige Temperaturstand beim Neu- bau? Gedaschko: Bauherren haben es immer häufiger mit dem soge- nannten „Not in my backyard“- Trend zu tun. Anwohner wollen immer öfter Bauprojekte in der eigenen Nachbarschaft verhin- dern. Für ein besseres Neubau- klima sind zuallererst Bürger- meister und Stadträte massiv gefordert. Letztlich wäre eine Folgenabschätzung für die Kos- ten des Bauens und Wohnens bei allen geplanten Gesetzen ein ebenso notwendiges Mittel, das der Koalitionsvertrag erfreuli- cherweise vorsieht. Und darü- ber hinaus ist klar: Es wird nicht ohne die Einbindung der ländli- chen Räume gehen. Dazu muss die Politik schrumpfende Regio- nen stärken und durch Attrakti- vitätssteigerung den Zuwande- rungsdruck auf die Metropolen abschwächen. Der Ausbau der digitalen Infrastruktur wird hier ein zentrales Element sein. : Zum Schluss sei die viel diskutierte Frage erlaubt: Droht Deutschland eine Immobilienblase? Gedaschko: Aus Sicht der bestandshaltenden Wohnungsun- ternehmen ergeben sich derzeit keine Risiken aus der Bewer- tung und Finanzierung amWohnimmobilienmarkt. Begründet werden kann dies mit dem langfristigen Geschäftsmodell der Wohnungsunternehmen. Es findet kein Handel mit Immobi- lien statt, sodass einzelne Preisübertreibungen am Markt für unsere Unternehmen irrelevant sind. In den überwiegenden Fällen bilanzieren die Wohnungsunternehmen auf der Grund- lage des HGB zu Anschaffungskosten, sodass Marktwerte in den Bilanzen nicht zur Anwendung kommen. << © Urban Ruths

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