Insider Magazin Ausgabe1

21 Letztendlich ausschlaggebend für das Geschehen an den Kapitalmärkten bleibt die Entwicklung der Weltwirt- schaft. Denn sowohl die Zinsen als auch die Aktienkurse und Rohstoffprei- se werden schließlich davon bestimmt, wie sich die reale Wirtschaft entwickelt. Das Schicksal der Rentenmärkte wird von der Zinsentwicklung bestimmt, die wiederum von den Notenbanken maßgeblich beeinflusst wird. Deren Ziel bleibt es vor allem, den Geldwert zu erhalten, also deflationäre und infla- tionäre Entwicklungen zu verhindern. Das Schicksal der Aktienmärkte hängt zuletzt an der Gewinnentwicklung der Unternehmen, die sich zumindest in ih- rer Gesamtheit nicht von der Konjunktur abkoppeln kann. Gründe genug also, ei- nen Ausblick auf das Börsenjahr 2019 mit dem Thema Konjunktur zu verknüp- fen. Robustes Wirtschaftswachstum 2018 dürfte die Weltwirtschaft real um rund 3,7 Prozent gewachsen sein. Zu- mindest lagen die bisherigen Daten und Schätzungen in dieser Größenordnung. Der Wert wird natürlich maßgeblich vom Wachstum der Emerging Markets so hoch gehalten, allen voran China als KAPITALMARKTAUSBLICK 2019 zweitgrößte Volkswirtschaft mit rund 6,6 Prozent Wachstum. Die Volkswirt- schaft Indiens dürfte ihre Gesamtleis- tung sogar um 7,3 Prozent erhöht ha- ben, ist in absoluten Zahlen aber fast um den Faktor fünf kleiner. In den USA, der noch vor China größten Volkswirt- schaft der Welt, dürfte das Wirtschafts- wachstum 2018 fast 3 Prozent erreicht haben – auch aufgrund der Steuersen- kungen, die allerdings die ohnehin be- denklich hohe Staatsverschuldung noch schneller wachsen lassen. Die Eurozone kann mit einem Wachstum von etwas über 2 Prozent zufrieden sein, nach- dem im Vorjahr mit 2,7 Prozent noch ein Höchstwert seit der Finanzkrise erreicht worden war. Rezessionsängste wohl übertrieben Eine dramatische Abschwächung des Wirtschaftswachstums, wie es die Ak- Das letzte Jahr war unter anderem geprägt vom Handelsstreit zwischen den USA und China, von Brexit-Verhandlungen und Zinssorgen. Aller Voraussicht nach werden auch in diesem Jahr insbesondere die politischen Ereignisse zentralen Einfluss auf die Entwicklung der Weltwirtschaft respektive Finanzmärkte nehmen. Niemand kann somit vorhersagen, wie sich Konjunktur, Inflation oder Geldanlagen exakt entwickeln werden. Nichtsdestotrotz gibt es Marktimpulse im heutigen Handel als auch Signale vonseiten der Notenbanken, die als Orientierungshilfe dienen können. Ein „insider-Blick“ von Dirk Arning, Vorstand der Drescher & Cie AG, auf den Kapitalmarkt. tienmärkte seit Oktober 2018 wider- spiegeln, ist an den Indikatoren noch nicht ablesbar. Vor allem in Europa hat sich zwar eine überzogen optimistische Stimmung im Laufe des Jahres 2018 unter dem Eindruck ungelöster Fragen, vor allem hinsichtlich Brexit und Italiens Staatshaushalt, stark abgekühlt. Für Eu- ropawie auch dieWelt insgesamt zeich- net sich mit Blick auf die Daten 2019 zwar eine Abschwächung des Wachs- tums ab, aber noch keine Rezession. Neben den Einkaufsmanagerindizes signalisiert auch der Conference Board US Leading Index keinen Rückgang der Wirtschaftsleistung. Dieser Frühindika- tor bündelt eine Reihe anderer Indikato- ren und besitzt eine gute Erfolgsbilanz bei der Vorhersage der US-Konjunktur. Wie auch bei den Einkaufsmanagerin- dizes sollte ein Rückgang des Wertes nicht als Anzeichen einer bevorstehen- den Rezession missverstanden werden, wenn der Indexwert absolut betrachtet oberhalb der kritischen Schwellenwerte bleibt. Die Datenlage begründet also für 2019 ein Basisszenario, das nach den dyna- mischen Jahren 2017 und 2018 von einer Rückkehr zum Trendwachstum geprägt sein wird. Man müsste schon extreme Störungen der Handelsbe- ziehungen oder schwere „exogene © metamorworks - stock.adobe.com

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