Insider Magazin Ausgabe1
22 Schocks“ einkalkulieren, um eine globa- le Rezession erwarten zu können. Rea- listischer ist für die Eurozone ein Wert zwischen 1 und 2 Prozent Wirtschafts- wachstum. Die BIP-Wachstumszahlen für die USA und die Schwellenländer werden entsprechend höher liegen, so- dass für die Weltwirtschaft wieder ein reales Wachstum von über 3 Prozent, zumindest aber 2,5 Prozent erwartet werden darf. Nachdem noch vor wenigen Jahren die Notenbanken in den etablierten Volks- wirtschaften deflationäre Entwicklun- gen bekämpfen mussten, ist in den vergangenen zwei Jahren die schritt- weise Rückkehr zu einer „normalen“ Entwicklung des Geldwertes gelungen. Die Zielgrößen der US-amerikanischen Federal Reserve und der Europäischen Zentralbank liegen bei rund 2 Prozent. In den USA war ein gewisses Überschie- ßen der Inflation zu beobachten. Und viele Elemente der Trumpschen Politik bergen Inflationsrisiken, vor allem die Verteuerung von Importen durch Zöl- le, aber auch ein Arbeitskräftemangel durch eine Abschottungspolitik gegen Einwanderung. Mit etwas nachlassen- der wirtschaftlicher Dynamik sollte die Inflation aber auch 2019 unter Kontrolle der Notenbank bleiben. Fed wird bei Zinsen mutmaßlich Fuß vom Gas nehmen Ganz auf Leitzinserhöhungen wird die Fed wohl nicht verzichten können, das Tempo gleichwohl drosseln. Sollten die meisten Prognosen zutreffen, die die Kerninflation in den USA bei et- was über 2 Prozent sehen, hat die Fed den Spielraum, auf eine nachlassende Konjunktur mit einem Ende ihres ak- tuellen Straffungszyklus zu reagieren. Das Federal Open Markets Committee (FOMC) scheint einen Leitzins von 3 Prozent zum Ende des nächsten Jahres anzuvisieren. Die Kräfte, die inflationä- re Auswüchse wie im 20. Jahrhundert gar nicht erst entstehen lassen, dürften weiterhin wirken, darunter die langfris- tige demografische Entwicklung und ef- fizienzsteigernde Technologien wie das Internet. Der US-Anleihemarkt spiegelt die Er- wartungen des Basisszenarios weit- gehend wider. Die Zinsstrukturkurve ist sehr flach geworden. Das macht länge- re Laufzeiten für Anleger nicht attrakti- ver. Aus Sicht eines in Euro rechnenden Anlegers locken Dollar-Anleihen zwar weiterhin mit einer höheren Nominal- verzinsung als in Euro; dem steht aber das Währungsrisiko eines möglicher- weise abwertenden Dollars gegenüber, auch wenn die Chancen auf einen zu- mindest weitgehend stabilen oder so- gar steigenden US-Dollar nicht schlecht sind. EZB: Kommt die erwartete Zinserhöhung? Dass bei Euro-Anleihen den geringen Renditen vergleichsweise hohe Risiken gegenüberstehen, wurde 2018 deut- lich. So sind nach den Ausweitungen der Spreads zwischen Anleihen hoher Bonität, vor allem deutschen Bundes- anleihen, und Anleihen schlechterer Bonität, bspw. italienischen Staatsan- leihen, wieder höhere Euro-Renditen möglich. Insgesamt dürfte das Rendite- Risiko-Verhältnis am Euro-Rentenmarkt aber wenig attraktiv bleiben, zumindest im Basisszenario einer anhaltend ro- busten Konjunkturentwicklung. Denn nachdem die US-Notenbank bereits eine Rückkehr zu halbwegs normalen Leitzinsen vollzogen hat, dürfte 2019 auch die EZB die Rückkehr zu positiven Leitzinsen anstreben. Sie hat die Märkte frühzeitig darauf vorbereitet, möglicher- weise im September 2019 ihre Leitzin- sen erstmals wieder zu erhöhen. Die ständige Liquiditätszufuhr mittels An- leihekäufen, das sogenannte „Quantita- tive Easing“, kurz „QE“, dürfte zunächst ausbleiben und nur als Option für Not- Das Jahr 2018: bedeutende Einflussfaktoren auf die Entwicklung der Börsenkurse 1. JANUAR 2018: US-STEUERREFORM Die US-Steuerreform tritt in Kraft. Kernpunkte sind u. a. die Senkung des Körperschaftsteuersatzes von 35 auf 21 Prozent sowie die Sofortabschreibung (begrenzt bis zum Jahr 2022) für Wirtschaftsgüter bereits im Jahr der Anschaffung anstatt anteilig auf die Nutzungsdauer. 22. JANUAR 2018: HANDELSKONFLIKT STARTET Der Handelskonflikt zwischen den USA und China beginnt: So legt die US-Regierung Zölle von 30 Prozent auf Solarmodule und 20 bis 50 Prozent auf Waschmaschinen fest. Hintergrund ist mutmaßlich das Handelsbilanzdefizit der USA gegenüber China. Südkorea und China kritisieren die verkündeten Zölle scharf. 22. MÄRZ 2018: WEITERE US-STRAFZÖLLE AUF CHINA-IMPORTE Der Handelskonflikt verschärft sich. So verkündet US-Präsident Donald Trump Zölle auf chinesische Importe mit einem Volumen von über 50 Mrd. US-Dollar. Auf das aktuelle Dekret und die bereits zuvor angekündigten US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte reagiert China, indem es Zölle auf US-Importe im Wert von 3 Mrd. US-Dollar verhängt. 8. MAI 2018: ARGENTINIEN BRAUCHT GELD Der argentinische Staatspräsident Mauricio Macri erklärt, dass das Land finanzielle Hilfe vom Internationalen Währungsfonds (IWF) in Anspruch nehmen muss und hierzu bereits IWF-Chefin Christine Lagarde um Hilfe aufgesucht hat. Argentinien braucht Kredite in Milliardenhöhe, da die Wirtschaft stagniert und das Land zudem mit hoher Inflation und sinkender Kaufkraft zu kämpfen hat. 1. JUNI 2018: POPULISTEN IN ITALIEN AN DER MACHT Nach rund drei Monaten politischer Wirren bilden die beiden populistischen Parteien Cinque Stelle und Lega Nord die Koalitionsregierung. Dies sorgt an den Börsen für eine vorübergehende Entspannung, da Neuwahlen die politische Instabilität Italiens nur beunruhigend aufgeschoben hätten. 6. JULI 2018: HANDELSSTREIT ESKALIERT Die USA erreichen beim Handelsstreit mit China die nächste Stufe. So verhängen die USA gegen China Strafzölle auf Waren im Wert von 50 Mrd. US-Dollar. China schlägt zurück, indem man für den Bereich der Agrarwirtschaft einen zusätzlichen Zoll in Höhe von 25 Prozent zunächst auf US-Importe im Wert von 34 Mrd. US-Dollar verkündet. 2. AUGUST 2018: APPLE IM FLOW Die Aktie des iPhone-Herstellers Apple ist im Höhenflug: So hat die US-amerikanische Technologiecompany mit Sitz im kalifornischen Cupertino als erstes privates Unternehmen weltweit die Marke von 1 Bio. US-Dollar Börsenwert geknackt. 24. SEPTEMBER 2018: EZB ERWARTET INFLATIONSANSTIEG Die EZB teilt durch Präsident Mario Draghi mit, dass der Leitzins noch über den Sommer 2019 hinaus auf niedrigstem Niveau bleiben soll. Überdies sieht die EZB deutliche Anzeichen für eine steigende Inflation in der Eurozone, was zu Aufwärtsdruck auf die Anleihenrenditen führt. 29. OKTOBER 2018: „ES IST ZEIT, EIN NEUES KAPITEL AUFZUSCHLAGEN.“ Unmittelbar nach der Landtagswahl in Hessen erklärt Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel, dass sie den Parteivorsitz abgeben wird. Zudem kündigt sie an, dass sie im Jahr 2021 nicht mehr für den Bundestag kandidieren wird. Quelle: „Investment Outlook 2019“, Credit Suisse Group AG © Bilderbaron / Kurhan - stock.adobe.com
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