2 9 VERSICHERUNGEN Deutlich weniger Unfälle bei privaten Scootern Auffällig dabei: Laut Daten des GDV wurden in der Vergangenheit mit privaten Scootern deutlich weniger Unfälle verursacht als mit Leih-Scootern. Beispielhaft hierfür das Jahr 2023: „Obwohl Leih-Scooter nur rd. 20 Prozent des Bestands ausmachen, sind sie für rd. 40 Prozent aller E-Scooter- Schäden in der Kfz-Haftpflichtversicherung verantwortlich“, so GDV-Hauptgeschäftsführerin Anja Käfer-Rohrbach. Positiv: Die Unfallhäufigkeit ist rückläufig. „Im Jahr 2022 kamen auf 100 Leih-Scooter 1,2 Unfälle. 2023 waren es zumindest nur noch 0,9 Unfälle“, so KäferRohrbach. Auf 100 private Scooter kamen hingegen lediglich 0,4 Unfälle. Insgesamt verursachten E-Scooter 2023 knapp 5.000 Schäden, für die die Versicherer insgesamt 25,5 Mio. Euro zahlten. Kurzum: Der Versicherungsbedarf ist also da. Generell bieten die Versicherer E-Scooter-Versicherungen in zwei Varianten an: entweder als reine Haftpflicht oder mit TeilkaskoErgänzung zur Absicherung von Unwetterschäden, Schäden durch Tiere aller Art sowie Elementarschäden und Diebstahl. Vollkasko wird für EScooter nicht angeboten. Wie können sich Versicherer bei der Haftpflichtversicherung vom Markt abheben? E-Scooter können bereits ab 14 Jahren gefahren werden. Öffnen EScooter-Versicherungen den Versicherern somit die Tür zu jüngeren Zielgruppen? „Tatsächlich sehen wir hier kaum Potenzial, da die Versicherungsnehmer nicht die Jugendlichen selbst sind und diese i. d. R. keine weiteren Versicherungen abschließen“, sagt Andreas Buhre, Leiter Geschäftsfeld Mobilität, die Bayerische. Laut dem Versicherer ist der Markt bei der E-Scooter-Haftpflicht im Vergleich zum Kfz-Bereich deutlich weniger umkämpft und es gibt weniger Wettbewerber. Dennoch sei es schwierig, sich im Haftpflicht-Bereich bei E-Scootern von anderen Mitbewerbern abzuheben, da hier bei sehr ähnlichem Leistungsumfang viel über den Preis gesteuert werde. Es gebe dennoch die Möglichkeit, Anreize zu schaffen, z. B. über den Aufbau eines Sonder-Schadenfreiheitsrabatts, der dann später für einen Pkw verwendet werden könne. „Die Haftpflichtversicherung ist ein sehr standardisiertes Produkt, bei dem wir keine weiteren Möglichkeiten sehen, wie man sich produktseitig als Anbieter abheben kann. Es ist jedoch möglich, sich durch digitale, automatisierte und schnelle Prozesse abzuheben und durch einen exzellenten Service zu glänzen“, erläutert Buhre. Der Versicherer hat laut eigenen Angaben die Prozesse für EScooter weitestgehend automatisiert und für die Beantwortung der Anfragen bereits eine KI im Einsatz, um eine hohe Qualität und eine schnelle Reaktionszeit sicherzustellen. Und wie entwickelt sich der Markt bei der Teilkasko-Versicherung für E-Scooter? Wie kann der Vertrieb argumentieren? Laut Bayerischer ist die Nachfrage gering, da es eine Selbstbeteiligung gebe und die meisten E-Scooter den Wert der Selbstbeteiligung nicht überschritten. Ein Argument für die Teilkasko-Versicherung seien die doch recht häufigen und verhältnismäwßig einfachen Diebstähle von E-Scootern. Insgesamt beobachtet die Bayerische eine stabile Entwicklung beim Geschäft mit E-Scooter-Versicherungen und sieht Cross-Selling-Potenziale, z. B. indem man dem Kunden nach bzw. während des Versicherungsabschlusses ergänzende Produkte wie eine Unfall- oder eine Rechtsschutzversicherung anbiete. So könne der Versicherungsbedarf ganzheitlich abgedeckt werden. Einfache digitale Abschlussstrecke Über die BCA AG kann ein E-Scooter digital versichert werden, wenn er nicht zu Auslieferungszwecken, im Sozial- und Pflegedienst oder zur entgeltlichen Vermietung eingesetzt wird. Die reine Haftpflichtversicherung versichert bei E-Scootern bis zu 100 Mio. Euro Versicherungssumme im Schadenfall und deckt Personen-, Sach- und Vermögensschäden ab. Auch ein zusätzlicher Fahrer unter 23 Jahren ist mitversichert. Eine Teilkasko kann per Klick mit eingeschlossen werden. Enthalten ist dann eine Fahrzeugteilversicherung mit 150 Euro Selbstbeteiligung, die Schäden durch Brand, Wild oder Glasbruch versichert. Die Diebstahlversicherung hat 300 Euro Selbstbeteiligung. Mit Eingabe von Hersteller/Modellbezeichnung und Fahrgestellnummer ist die Abschlussstrecke fertig, die Plakette kommt und die Fahrt ist frei. Abb. 2: E-Scooter in Leihflotten verursachen mehr Schäden als private Scooter versicherte Fahrzeuge und Schadenanzahl 2023 Leih-Scooter private Scooter Quelle: GDV 990.00 versicherte E-Scooter 21 % 79 % 39 % 61 % 5.000 Schäden Silvia Fischer Journalistin (FJS) / Diplom-Betriebswirtin kontakt@finanzjournalismus-fischer.de www.finanzjournalismus-fischer.de Telefon: +49 721 3540038
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