insider Ausgabe 03/2020 Online

talmarktsituation zeigen sich die Vorteile alternativer Anlagen: Die Volatilität des breit gestreuten Portfolios ist deutlich geringer als bei Aktien. In der Kranken- versicherung haben wir die Wartezeiten aus unseren Dentaltarifen genommen und unterstützen mit Erhöhungsaktio- nen ohne Gesundheitsprüfung im Be- reich der Pflegetagegeldversicherung. Dr. Frank Ulbricht: Wie sieht es auf der Asset-Management-Ebene bezüglich Corona-bedingter Strategieänderun- gen aus? Haben Sie beispielsweise neue Sicherheitsvorkehrungen oder spezielle Anpassungen vorgenom- men? Johan Swahn: Wir bleiben bei der be- währten Strategie. So ist es unser Ziel, Renditen zu erzielen, die besser sind als unser Referenzindex, und zwar in Bul- len- wie in Bärenmärkten. Dazu konzen- 11 10 geführt und trifft jedes Land. So schnell wie die US-Börsen sich V-förmig von ihren Tiefs erholt haben, wird die Öko- nomie sich nicht erholen, wenngleich auch diese ihre Tiefstände gesehen hat. Die riesigen Konjunkturpakete und das unbeschränkt zu Nullzinsen zur Verfü- gung stehende Geld werden aber für eine Fortsetzung der Asset-Inflation sorgen. Ich erwarte weiter steigende Aktienmärkte, die von großer Skepsis der Anleger begleitet werden, sozusa- gen ein Anstieg an der „wall of worry“. Dr. Frank Ulbricht: Die Corona-Krise wirbelte viele Portfolios durcheinan- der. Wie haben die Anleger darauf re- agiert? Nils Hemmer: Seit Anfang dieses Jah- res und sogar noch vor der Corona- Krise haben unsere Vertriebspartner ihr Interesse an unseren Flaggschifffonds verstärkt und mehr eingehende Anfra- gen generiert, da sich die Leistung der Fonds verbessert hat. Sie benötigen mehr Updates zu unserer Fondspositio- nierung und mehr Berichte, da die Kun- den viele Fragen zu Allokationen haben. Unsere Wochenberichte werden daher sehr geschätzt. In Summe hat das Neu- geschäft eine deutliche Belebung erfah- ren. Übrigens sind vor allem die Privat- kunden sehr konstruktiv mit Chancen am Markt umgegangen. Dr. Frank Ulbricht: In Bezug auf die Börse: Welche Themen bzw. Bereiche würden Sie als Verlierer oder gar Ge- winner einstufen? Johan Swahn: Prinzipiell ist der Reise- und Freizeitsektor am stärksten von den Corona-Folgen betroffen. Dies betrifft auch Unternehmen, die diese Sekto- ren beliefern, wie Fluggesellschaften, Kreuzfahrtunternehmen, Restaurants, Hotels usw. Daneben gibt es auch re- lative Gewinner. Ein klares Thema ist, dass sich die Digitalisierung generell beschleunigt hat und Unternehmen, die Lösungen und Infrastrukturen dafür be- reitstellen, davon profitiert haben. Dazu gehören Anbieter aus den Bereichen Software, Halbleiter, Cloud-Computing, E-Commerce, Streaming usw. Dienste wie Home-Gaming haben ebenfalls da- von profitiert, aber hier kann der Vorteil eher vorübergehend als strukturell sein. Dr. Frank Ulbricht: Mit welchen Ansät- zen ist Ihr Haus durch die Corona-Krise gekommen? Gab es Nachfragen nach speziellen Produkten und inwieweit haben die Themen KI oder Gesundheit an Bedeutung gewonnen? Thomas Bartling: Wir kombinieren in unserem vermögensverwaltenden Fonds CONCEPT Aurelia Global Tech- nologieaktien mit Edelmetall-ETFs so- wie Minenaktien. Interessanterweise zählen unsere seit Jahren bevorzugten Zielinvestments zu den Gewinnern der Corona-Krise. Gold hat sich als sehr stabiler Faktor erwiesen und wurde von Notenbanken wie privaten Anlegern stark nachgefragt. Unsere Aktienwahl zeichnet sich aus durch hohe Zukunfts- orientierung und an messbar hohem Umsatzwachstum der Unternehmen. Im Kern bevorzugen wir Softwareunter- nehmen. Künstliche Intelligenz betrach- te ich persönlich nur als neue Generati- on von Software 4.0, die Einzug in unser Leben hält. Nils Hemmer: Viele Kunden schätzen heutzutage einen Partner für stürmi- sche Marktsituationen, um diese he- rausfordernden Zeiten zu meistern. Carmignac ist bekannt für seine Multi- Asset-Expertise, die durch unsere Pa- trimoine-Palette mit dem Carmignac Patrimoine, dem Carmignac Portfolio Patrimoine Europe und dem Carmignac Portfolio Emerging Patrimoine reprä- sentiert wird. Unsere Partner, die dis- kretionäre Geschäfte tätigen und ein- zelne Fonds für ihren festverzinslichen Teil auswählen, können die derzeitige Spread-Ausweitung nutzen und auf unsere Kreditkompetenz mit unserem Kreditfonds Carmignac Portfolio Un- constrained Credit zurückgreifen. Für Long-only-Aktieninvestoren setzen wir auf einen robusten Ansatz, der auf einer soliden Finanzanalyse und ESG- Integration auf allen Ebenen des An- lageprozesses beruht. Dies wird durch den Carmignac Portfolio Grande Euro- pe erreicht. Rolf Schünemann: Werden die Coro- na-Erfahrungen Auswirkungen auf Produktgestaltungen haben? Welche diesbezüglichen Lösungen werden Sie auf den Weg bringen? Markus Krawczak: Was Kunden und Vertriebspartner wirklich wollen, sind schnelle und einfache Lösungen. Das gilt schon heute für die Interaktion und wird auch auf der Produktseite zuneh- mend Einfluss haben. In Krisenzeiten entscheiden sich die Menschen meist zunächst für den Kern eines Versiche- rungsproduktes; weitere Zusatzleis- tungen wollen sie dann nach Bedarf und auf Zeit dazuwählen können. In der Einfachheit liegt der zentrale Schlüssel. Diesem Ansatz folgt auch unsere neue Selbstständige Berufsunfähigkeitsver- sicherung. Die aktuelle Markteinführung wird unterstützt durch eine Kampagne, die dem Vermittler ermöglicht, Leads mit einer eigenen, individualisierten App zu generieren. Flankiert wird das Ganze von unserer neuen, innovativen Tarifsoftware inklusive einer digitalen Abschlussstrecke. Zu weiteren Ver- triebs- und Produktoffensiven gerne mehr, wenn die Zeit reif ist. Thomas Bischof: Besonders klar wird aus meiner Sicht aktuell, dass Indi- vidualität, Flexibilität und vielfältige Kommunikationswege zählen. Bereits jetzt setzen wir auf maßgeschneiderte Konzepte für unsere Privat- und Fir- menkunden sowie Vertriebspartner. Als Partner des Mittelstands bieten wir etwa mit unserer Kautionsversicherung attraktive Bürgschaftslinien und einen innovativen digitalen Antragsprozess. Unsere Vertriebspartner können aus einer Vielzahl an Zielgruppenproduk- ten wählen und ihre Kunden so pass- genau absichern. In Zusammenarbeit mit xbAV oder SMARTPension bieten wir bestmögliche Versorgungskonzep- te mit hervorragenden Abschluss- und Verwaltungsprozessen. Mit der kürzlich eingeführten Grundfähigkeitsversiche- rung haben wir auch im Privatkunden- bereich für Pflege- und Gastroberufe ein besonderes Ass im Ärmel. Dr. Thomas Wiesemann: Wir haben mitten in der Corona-Krise neue Pro- dukte auf den Markt gebracht. Im April bspw. eine neuartige Risikolebensver- sicherung für Diabetiker. Menschen, die sich bisher schwertaten, Versiche- rungsschutz zu bekommen, können sich jetzt zielgerichtet und zu fairen Preisen absichern. Im Juni haben wir für unsere fondsgebundene Rentenversicherung InvestFlex in der Variante ohne Ga- rantie die Verwaltungskosten spürbar gesenkt. Nennen möchte ich auch die PrivateFinancePolice, die im Oktober letzten Jahres an den Start ging: Das Interesse daran ist ungebrochen. Ende 2019 hatten wir schon über 1.000 Ab- schlüsse, jetzt, Mitte Juni 2020, sind es bereits über 3.500 – mit einem Gesamt- volumen in den Policen von über 300 Mio. Euro. Gerade in der aktuellen Kapi- © Lindisima - Linda Broström / Christoph Bünten, www.buenten.de © Funtap - stock.adobe.com / Sarah Jonek

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