insider Ausgabe 03/2020 Online

as Thema Sicherheit steht bei den Deutschen hoch im Kurs – doch die kostet Geld. Angesichts des Niedrig- zinsumfelds wurden daher Fondspolicen, also fonds- gebundene Rentenversicherungen ohne Garantien, für den Aufbau privater Altersvorsorge in den letzten Jah- ren immer beliebter. Dies mit dem Zweck, ordentliche Renditen zu erzielen, um Versorgungslücken im Alter zu schließen. Gemäß umfangreichen Studien benötigt man im Ruhestand ca. 80 Prozent von seinem Netto- einkommen, um den Lebensstandard halten zu können. Die bestehende Versorgung, also die gesetzliche Rente oder Leis- tungen aus einem Versorgungswerk oder einer betrieblichen Altersversorgung, decken diesen Prozentsatz bei vielen Men- schen nicht ab – besonders bei Gutverdienern nicht. Die Lebensversicherer entwickeln daher inzwischen auch zu- nehmend fondsgebundene Produkte, die mit geringen Kosten auf die renditeträchtigen Aktienmärkte setzen. Zum Beispiel werden immer häufiger Fonds als institutionelle Anteilsklas- sen oder auch Clean-share-classes-Fonds mit zum Teil be- achtlich reduzierten Verwaltungskosten im Rahmen von Fondspolicen angeboten. Und die meisten Anbieter haben sowohl aktiv gemanagte Fonds als auch passiv gemanagte Fonds, z. B. ETFs, in ihrer Fondsauswahl. Bemerkenswert ist, dass die aktiv gemanagten Strategien in manchen Fondspoli- cen mit relativ geringen Kosten belegt sind. Geld fürs Alter zurücklegen – in und nach der Corona-Krise Viele Menschen haben die Notwendigkeit, privat für das Al- ter vorzusorgen, noch nicht erkannt. Dieses Problem bestand bereits vor der aktuellen Krise. Durch die Corona-Krise tritt das wichtige Thema Altersvorsorge aktuell noch weiter in den Hintergrund, was angesichts der wirtschaftlichen Progno- sen und Rahmendaten verständlich ist. Wenn man sich mit Altersvorsorge beschäftigt und versucht, jemandem dieses Thema näherzubringen, ist eines der häufigsten Argumente, dass aktuell gerade kein Geld dafür übrig ist oder nur ein sehr kleiner Betrag für die Rente auf die Seite gelegt werden kann. Dieses Argument ist nachvollziehbar, löst trotzdem das Pro- blem nicht. Eine aktuelle Umfrage von YouGov im Mai 2020 hat ergeben, dass für 30 Prozent der Deutschen die Bedeutung der Alters- vorsorge in der Corona-Krise sogar zunahm. Dies bedeutet, dass zum einen zwar in der Krise der Gürtel erst einmal enger geschnallt wird, aber die Menschen auch für die finanzielle Selbstbestimmung sensibilisiert werden. Daher dürfte ins- besondere das Thema Altersvorsorge nach der Krise erhöhte Aufmerksamkeit genießen. Zudem haben viele Arbeitnehmer durch die Abschaffung des Solidaritätszuschlags ab Januar 2021 netto mehr Geld zur Verfügung, das in der Regel noch nicht anderweitig verplant ist. Wir plädieren deshalb klar da- für, dieses zusätzliche Geld in die eigene Altersvorsorge zu investieren. Wir nennen dieses Konzept „Soli for future“. Das IVFP hat dazu den „SolirentenRechner“ entwickelt (zu finden unter www.ivfp.de ). Das sollten Fondspolicen-Sparer jetzt beachten Niedrige Zinsen wird es – da sind sich alle Experten einig – noch lange Zeit geben. Fondsgebundene Produkte mit hohen Beteiligungen in Aktienfonds bleiben daher weiterhin attrak- tiv. Gerade bei noch länger laufenden Verträgen besteht aktu- ell kein konkreter Handlungsbedarf. Wer seine Altersvorsorge ratierlich bespart, profitiert sogar von diesen Schwankungen, da Aktien(fonds) bei fallenden Kursen relativ günstig erwor- ben werden können. Wer aktuell die Möglichkeit hat, sollte darüber nachdenken, die Sparrate zu erhöhen, um von güns- tigen Einstiegskursen zu profitieren. Auf gar keinen Fall sollte man hingegen seinen Altersvorsor- gevertrag in der jetzigen Situation kündigen. Dadurch würde man den schlechtestmöglichen Ausstiegszeitpunkt wählen und die bereits gezahlten Gebühren verlieren. Bei akuten Geldsorgen kann man stattdessen über eine Beitragsredu- zierung oder eine vorrübergehende Beitragsbefreiung des Vertrags nachdenken. Grundsätzlich gilt, dass sämtliche Ver- tragsänderungen wohl durchdacht und besprochen werden sollten, um die Versorgung im Ruhestand nicht zu gefährden. Garantien und risikominimierende Faktoren Wer sich jetzt fragt, ob gerade in der aktuellen Situation nicht doch hohe (Beitrags-)Garantien eingeschlossen werden soll- ten, der sollte Folgendes beachten. Sicherheit ist grundsätz- lich schon sinnvoll, man sollte sie allerdings in Kombination mit der Rendite sehen. Garantien kosten zudem Geld. Und derzeit sind Garantien teuer! Genauer gesagt die Opportu- nitätskosten, also die Garantieerzeugungskosten. Diese sind nichts anderes als ein entgangener Gewinn. Egal welche Fondsprodukte mit Garantie man betrachtet, man braucht immer eine sichere Anlage – und die bringen aktuell und in den nächsten Jahren nur sehr geringe Rendi- ten. Derzeit muss also ein größerer Teil vom Sparbeitrag in die sichere Anlage gesteckt werden, um die Garantie zu er- zeugen. Dies schmälert dann die Rendite. Entsprechend muss auch der Erwartungswert bei der Ablaufleistung nach unten angepasst werden. Wer mehr Rendite erzielen möchte, muss sich sie durch etwas mehr Risiko erkaufen. Dieses Risiko kann man jedoch durch einige risikominimierende Faktoren be- achtlich senken. Das ist zum Ersten eine lange Laufzeit von mindestens 12 bis 15 Jahren. Schaut man sich die langfristige Entwicklung der Börsen an, so ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, bei 15 Jahren Anlage am Ende ein Minus zu machen. Der zweite Punkt ist die Diversifizierung. Eine sinnvolle Streu- ung der Anlagen etwa in Aktienindizes – vorwiegend in Bluechips – minimiert das Risiko ebenfalls. Außerdem ist das Timing-Risiko geringer, wenn nicht alles zum gleichen Zeit- punkt investiert wird. Hier spricht man vom Cost-Average- Effekt, der Schwankungen über die Zeit ausgleicht. Dafür bieten manche Versicherer ein sogenanntes „Startmanage- ment“, d. h., es kann ein hoher Einmalbeitrag eingezahlt wer- den, und der wird sukzessive von konservativen Anlagen in Aktienfonds investiert. Viele Versicherer haben inzwischen aber auch den umgekehrten Vorgang, d. h. ein gutes Ablauf- management bei Fondspolicen. Meist kann man in den letzten Jahren der Laufzeit in sicherere Anlagen wechseln. Fondspolice im Vergleich mit einem Direktinvestment in Fonds Manche hegen dabei den Gedanken, dass es doch kosten- günstiger wäre, direkt in Investmentfonds zu investieren. In vielen Fällen ist jedoch die Fondspolice aufgrund der Abgel- tungsteuerfreiheit rentabler. So hat man bei einer Direktin- vestition in einen Fonds bei jedem Fondswechsel sowohl die Belastung durch die Abgeltungsteuer als auch ein Agio beim Erwerb des neuen Fonds. Beides fällt bei einer Fondspolice weg. Über die Laufzeit – in der Regel nach ca. zwölf Jahren – wirken sich diese Vorteile der Fondspolice so positiv aus, dass die anfänglichen Vertriebskosten der Fondspolice mehr als kompensiert werden. Betrachtet man Einmalbeiträge, dann differieren die An- fangskosten von Fondspolicen und Direktinvestments nur geringfügig. Dieser komplexe Sachverhalt kann im vom IVFP entwickelten „FondsanlagenOptimierer“, den einige Versi- cherer gratis online zur Verfügung stellen (siehe hierzu z. B. https://standardlife.ivfp.de/fondsanlagenoptimierer/index. xhtml?dswid=7360 ), detailliert betrachtet werden. << Prof. Michael Hauer Geschäftsführung, INSTITUT FÜR VORSORGE UND FINANZPLANUNG GmbH Mail: michael.hauer@ivfp.de Tel.: +49 9602 944 928-0 ALTERSVORSORGE: SPEZIELL IN KRISENZEITEN AUF FONDSPOLICEN SETZEN In der aktuellen Niedrigzinsphase – die nach Meinung vieler Experten noch sehr lange anhalten wird – geht beim Thema Altersvorsorge an der Investition in Aktien(fonds) kein Weg vorbei. Und in den meisten Fällen ist der Aktienfonds im Rahmen einer Fondspolice dafür die beste Lösung. 54 55 © stockphoto-graf - stock.adobe.com © Petra Homeier · http://www.petra-homeier.de/

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