insider Ausgabe 03/2020 Online

Kapitel 4 © ardasavasciogullari - stock.adobe.com 62 PHÄNOMEN CYBERKRIMINALITÄT © Jakub Krechowicz - stock.adobe.com / aldorado - stock.adobe.com / christian skalnik 63 : Ihr Buch trägt den Untertitel: Warum wir alle Angst vor Hackern ha- ben sollten. Was möchten Sie mit Ih- rem Buch erreichen? Gerald Reischl: Keinesfalls möchte ich die Leser panisch machen. Aber das Thema Cyberkriminalität wird uns künf- tig stärker beschäftigen. Sehen Sie, ich habe das Buch meinen drei Kindern gewidmet und in dieser Widmung ist mein Ziel gut beschrieben: „sie mögen in einer sicheren Welt aufwachsen und Inzwischen dürfte allen Nutzern von Such- maschinen, Apps, Social-Media-Anwendun- gen etc. bekannt sein, dass das Internet nie vergisst. Doch inzwischen geht es um weitaus mehr als um die Sorge davor, dass alte Partyfotos oder einst sorglos gemach- te Aussagen für alle sichtbar im Netz ste- hen könnten: So tummeln sich im Internet inzwischen zahlreiche Cyberkriminelle, die Menschen und Firmen beklauen, erpressen oder manipulieren möchten. Dennoch ist das Internet bzw. ist die Digitalisierung nicht mehr wegzudenken und unterstützt bzw. ver- bessert teils das tägliche Leben. In seinem neuen Buch INTERNET OF CRIMES berichtet Autor und IT-Security-Experte Gerald Reischl von den zahlreichen Online- Fallen und führt zahlreiche Praxisfälle auf. Über die Gefahren des Internets führte die insider-Redaktion ein exklusives Gespräch mit dem renommierten Journalisten aus Österreich. Gerald Reischl ist gefragter Tech- und IT-Security-Experte, Journalist und Buchautor. Er war Redakteur für diverse österreichische Tageszeitungen, baute das führende Technologie- Nachrichtenportal Österreichs auf und war Geschäftsführer im öffentlich- rechtlichen Rundfunk. Heute ist er Kommunikationschef eines der führenden Technologieunternehmen Österreichs. erkennen, dass Technologie, die sie nutzen und ihr Leben erleichtert, auch gegen sie verwendet werden kann“. Folgerichtig möchte ich mit meinem Buch, in dem ich in hunderten Beispie- len beschreibe, was passiert ist und passieren kann, Menschen sensibel für das Thema machen, teils „aufwecken“ und auf mögliche Gefahren des Inter- nets hinweisen. : Sie gehen davon aus, dass Cyberkriminalität ab kommenden Jah- res weltweit jährlich 5,5 Bio. Euro an Kosten verursachen wird. Was war in der Vergangenheit besonderer Scha- dentreiber? Reischl: Dazu gibt es leider keine ein- deutigen Statistiken, aber ein Viertel des Schadens betrifft Diebstahl geistigen Eigentums. Auch Erpressungen sind im Vormarsch – das beginnt bei kleinen Ransomware-Attacken auf Privatnut- zer, die auf einen falschen Link oder auf ein mit Schadsoftware verseuchtes Attachment klicken, und endet bei Fir- men und Gesundheitseinrichtungen, deren gesamtes IT-System auf die- se Weise lahmgelegt wird. Nach wie vor floriert zudem der digi- tale Drogenhandel. So werden Rauschmittel inzwischen auch über Messenger-Systeme wie Telegram gehandelt. 82 Prozent der Bundesbürger geben nur solche Daten frei, die für die Nutzung zwingend erforderlich sind. Das sind Ergebnisse der repräsentativen Postbank Digitalstudie 2020. 59 Prozent der Deutschen wissen zumindest bei den meisten Anwendungen, die sie nutzen, welche Daten sie freigegeben haben. Gleichwohl liest nur eine Minderheit der Bundesbürger Datenschutzbestimmungen ganz genau durch. 38 Prozent sagen von sich, dass sie diese Regelungen nur überfliegen. 15 Prozent der für die Initiative „Digital für alle“ befragten Personen können mit der Digitalisierung von Gesellschaft und Wirtschaft nicht Schritt halten und empfinden das Tempo als zu schnell. Andererseits verläuft die Digitalisierung für knapp die Hälfte (47 Prozent) zu langsam, ein Drittel (36 Prozent) hält das Tempo für genau richtig, wie der Digitalverband Bitkom berichtet. 79 Prozent der Bundesbürger gehen mit ihrem Handy ins Netz. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Laptops, die71 Prozent der Deutschen zum Surfen verwenden, und Desktop-PCs, die 58 Prozent nutzen. Zu Tablets greifen 47 Prozent der Bundesbürger, 37 Prozent sitzen vor einem Smart-TV. Dies sind Ergebnisse der repräsentativen Postbank Digitalstudie 2020.

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