insider Ausgabe 03/2020 Online
Kapitalmärkte, um sich vor Verlusten zu schützen. Die Corona-Krise hat sichtbar gemacht, dass viele Menschen und Unternehmen keine Rücklagen aufgebaut haben. Fal- sche Anlagestrategien und keine Rück- lagen können in Zeiten wie diesen exis- tenzbedrohend sein. Krisen wie diese können helfen, neue Sichtweisen und Perspektiven zu entwickeln und somit alte Fehler zukünftig zu vermeiden. Wenn die Wirtschaft und das alltägli- che Leben sich wieder erholen, werden Kunden ein verstärktes Interesse an den Tag legen, sich um ihre finanzielle Zukunft und Absicherung zu kümmern. Berater, die nun Flagge zeigen und da sind, werden von dieser veränderten Sichtweise profitieren. Evidenzbasierte Kapitalmarktstrategien werden in den Mittelpunkt rücken. Kapitalmärkte und freiheitliche Gesellschaften funktionie- ren am besten, wenn sie allen Men- schen ermöglichen, am Aufschwung und Wohlstand teilzuhaben. Die Mission des Kanzlers ist klar Märkte sind für Menschen da – das muss salonfähig werden. Der Finanzex- perte steht aktiv für eine Welt ein, in der Menschen und ganze Gesellschaften von der Funktion freier Märkte profitie- ren und so ihre finanziellen Möglichkei- ten voll ausschöpfen. << ginge immer so weiter. Freiheit war un- ser Alltag, jetzt sind wir „entmündigt“. Kein Land, kein Mensch bleibt von der aktuellen Krise verschont. Für Finanz- berater eine mehr als schwierige Situ- ation. Instinktiv versucht man, Themen wie Altersvorsorge oder Kapitalmärkte nicht anzusprechen. Millionen Men- schen sehen den finanziellen Bankrott auf sich zurollen. Doch die Welt wird sich wieder erholen. Wie und wann, kann jedoch aktuell niemand sagen. Die derzeit wichtigste Aufgabe von Fi- nanzberatern ist es daher, sich jetzt auf das zu konzentrieren, was sie kontrol- lieren können und was für ihre Kunden wirklich bedeutungsvoll ist. Menschen suchen in solchen Situationen nach Si- eere Straßen, leere Schulbän- ke und leere Supermarktregale. Krankenhäuser, die nicht mehr nachkommen, und Menschen, die nicht wissen, wie es weitergehen soll. Die Welt hat sich verändert – unerwartet und in einer Art undWeise, die niemand voraussagen konnte. Das Coronavirus hat niemand kommen sehen. Grenzen sind geschlossen und das alltägliche Leben, wie wir es bisher kannten, ist zum Erliegen gekommen. Und Corona hat auch die Wirtschaft befallen. Auf den Kapitalmärkten spricht man inzwi- schen von der „Schwarzen Woche“ und nicht mehr vom „Schwarzen Freitag“. Wir haben Angst Wir merken plötzlich, wie schutzlos wir dem Geschehen ausgeliefert sind. Wir suchen nach Bestätigungen dafür, dass unser Leben bald wieder so sein wird, wie wir es die letzten Jahrzehnte ge- wohnt waren. Und wir begreifen, dass Wohlstand und Sicherheit in unserem Leben zu einer Selbstverständlichkeit verkommen sind. Wir haben es an Dank fehlen lassen. Wir haben geglaubt, es 74 Ein Virus hat die Welt verändert. Nichts ist mehr wie vor dem Tag, an dem die Krank- heit Covid-19 den Weg durch die Länder dieser Erde antrat. Dabei ist es nicht nur die eingeschränkte Lebensweise, die vielen Menschen zu schaffen macht. Es ist vor al- lem die finanzielle Situation, die Millionen Menschen Angst bereitet. Angst vor der Zu- kunft. In dieser Krise ist es daher wichtig, dass Finanzberater ihren Job ernst nehmen und den Menschen als Individuum und Per- sönlichkeit in den Fokus aller Gespräche stellen. es wichtig, dass Berater für ihre Kunden da sind. Sie müssen für die Menschen Mensch sein, Hoffnung und Glauben geben. Das Auf und Ab an den Börsen macht nervös, doch wir alle wissen, dass auch hier wieder Ruhe einkehren wird. Kapi- talmärkte haben mehr Aufschwünge als Abschwünge, das hat die Vergangen- heit gezeigt. Sein Anlageverhalten nun durch Panik leiten zu lassen, ist kein gu- ter Rat. Anleger verlieren mehr Geld in Zeiten, in denen sie nicht investiert sind. Mehr, als sie verlieren würden, wenn sie in Krisen investiert blieben. Die Aufga- be des Beraters ist es, den Kunden als Mensch zu „managen“, damit er die richtigen Entscheidungen trifft. Die Deutschen lassen sich seit Jah- ren die Butter vom Brot nehmen. Der Grund: Sie haben das mit den Kapital- märkten falsch verstanden. Sie setzen auf Sparbücher und hoffen auf Zinsen – mit dem Fazit, dass sie jedes Jahr Geld verlieren. Andere Nationalitäten sind da wesentlich schlauer. Die kaufen sich Ak- tien von deutschen Unternehmen und bauen sich einen nicht unwesentlichen Wohlstand auf. Und nun die Frage: Wer hat denn am Ende die guten Renditen in unseren Unternehmen erwirtschaftet? Aktu- ell investieren verhältnismäßig wenig Menschen in Deutschland ihr Geld in Aktien oder Fonds. Laut dem Deut- schen Aktieninstitut (DAI) besaßen im Jahr 2018 gerade einmal 10,3 Mio. Bürger in Deutschland, die älter als 14 Jahre sind, Anteilsscheine von Unter- nehmen oder Aktienfonds. Das ist zwar der höchste Stand seit 2007. Dennoch bleibt Deutschland mit einer Aktio- närsquote von gut 16 Prozent weit hin- ter anderen Industrieländern zurück. Es ist zu vermuten, dass diese Quote durch die Corona-Krise noch geringer gewor- den ist. 75 cherheit, Vertrauen und Orientierung. Der Berater kann diese Rolle einneh- men, er kann helfen, die Perspektive zu verändern. Krise als Chance Wir können das Negative in den Fokus setzen oder versuchen, das Gute in all dem zu entdecken, was gerade um uns herum passiert. Krisen wie diese gab es in der Vergangenheit und es wird sie immer wieder geben. Krisen sind jedoch auch Chancen, das eine oder andere zu- künftig anders oder besser zu machen. Die Corona-Pandemie deckt unbarm- herzig auf, dass viele Menschen und Unternehmen kaum Rücklagen oder Notreserven aufgebaut haben. Jetzt ist Risiken lohnen sich, wenn es die richtigen sind Der Kanzler kennt den Grund: Wir Deut- sche, wir, die in Deutschland leben und arbeiten, haben das mit den Kapital- märkten nicht verstanden. Wir denken, Aktien und Fonds, die Börse als solche, sei Teufelszeug. Wir tragen ein Pseudo- wissen mit uns herum und ideologische Weltbilder, die nicht der Realität ent- sprechen. Über Generationen haben wir Nichtwissen weitergegeben, ohne uns dessen Auswirkungen bewusst zu sein. Die Argumentation, dass wir Deutsche kulturell bedingt unter einer ausgepräg- ten Risiko- und Verlustaversion leiden, ist Bullshit. Es gibt in Deutschland mehr Lottospieler als Aktionäre. Die Deutschen sind demnach durchaus bereit, Risiken einzugehen. Allerdings nehmen wir die falschen Risiken in Kauf. Wir haben nie gelernt, zwischen „guten“ und „schlechten“ Risiken zu unterscheiden. So hat es der Kanzler in seinen zwei Jahrzehnten in der Finanz- und Versicherungswelt immer wieder gesehen. Die Deutschen sind ein Volk disziplinierter Sparer und haben inzwi- schen 6 Bio. Euro angehäuft. Da sie aber die Chancen nicht nutzen, die sich ihnen mit den Kapitalmärkten bieten, liegt dieses Geld auf schlecht verzinsten Konten oder in Garantiepro- dukten und verliert jeden Tag an Wert. Jeden Tag werden Verluste erzeugt, hohe Verluste, obwohl genau das ja um jeden Preis vermieden werden soll. Es geht also darum, kurzfristige Schwan- kungen von lang- fristigen Verlusten unterscheiden zu lernen. Genauso wenig wie man in den Urlaub fährt, um sich vor Erho- lung zu schützen, investiert man in FINANZBERATER ALS WEGWEISER UND PARTNER IN EINER ZEIT, IN DER NIEMAND MEHR WEIß, WAS DAS MORGEN BRINGEN WIRD © goodluz - stock.adobe.com © goodluz - stock.adobe.com / Holger Bulk Photography
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