24 KAPITALANLAGEN © Nataliya – stock.adobe.com KRÄFTIGER SCHLUCK AUS DER PULLE Die USA sind Dreh- und Angelpunkt der Welt. Gerade in den zurückliegenden Jahren punktete die stärkste Volkswirtschaft mit anhaltend robustem Wachstum. Das hat sich jüngst abgeschwächt. Viele Beobachter gehen aber von einem „soft landing“-Szenario aus. Dunkle Wolken am Himmel gibt es trotzdem. Die Verschuldung steigt, und das ganz unabhängig vom Ausgang der mit Spannung erwarteten Präsidentschaftswahl. Der 18.09.2024 geht als Wendemarke in die jüngere Geschichte der US-amerikanischen Geldpolitik ein. Die Fed verkündete an diesem Tag, dass sie das erste Mal seit mehr als vier Jahren (!) die Zinsen verringert. Für einige Marktkenner unerwartet nahm die US-Notenbank einen vollen Schluck aus der Pulle und senkte den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf eine Spanne von nun 5 bis 4,75 Prozent. Letztlich dient dieser Schritt der Stabilisierung der US-Wirtschaft, die sich zwar nach wie vor robust zeigt, doch in den vergangenen Monaten etwas schwächelte. Wie ist es derzeit um die weltgrößte (stärkste) Volkswirtschaft bestellt? „Weiche Landung“ statt Abgleiten in harte Rezession „In den USA sind die Einzelhandelsumsätze im August leicht gestiegen und bestätigen damit die positive Entwicklung im Vormonat. Trotz hoher Fed-Zinsen und einer spürbaren Verlangsamung des Stellenaufbaus zeichnet sich ein Einbruch der Konsumnachfrage weiter nicht ab“, sagt Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz. Keine Einzelmeinung. Auch für den Chefvolkswirt von Carmignac, Raphaël Gallardo, ist die weiche Landung aufgrund der Widerstandsfähigkeit des privaten Konsums nach wie vor das wahrscheinlichste Szenario. „Wir sehen den Anstieg der Arbeitslosigkeit nicht als Vorboten einer Rezession. Hinzu kommt, dass die Fed in ihrem Zinssenkungszyklus einen sehr wachstumsfreundlichen Ansatz verfolgt, sodass wir Anfang 2025 eine Erholung in zinsempfindlichen Sektoren wie Autos und Immobilien sehen könnten“, so Gallardo. Zweifellos kommt der große Zinsschritt nach den zuletzt robusten Konjunkturdaten für einige etwas überraschend. Die US-Notenbank möchte damit signalisieren, dass sie im Fall einer unerwartet starken Konjunktureintrübung entschlossen reagieren würde. Eine signifikante Eintrübung der Ökonomie ist derzeit noch nicht erkennbar. Auch sind die Erfolge des Zinserhöhungszyklus, ablesbar an der gesunkenen Inflationsrate, deutlich. Doch ist das Inflationsgespenst wirklich wieder in der Flasche? Die hartnäckige Kernrate gibt einigen Experten Anlass zur Sorge. Steuergeschenke könnten die Geldentwertung wieder befeuern. Insofern erste Erkenntnis: Aktuell sieht es nicht danach aus, dass die USamerikanische Wirtschaft in eine harte Rezession steuert, zumal die erste, deutliche Zinssenkung die Wirtschaftsaktivitäten wieder stimulieren sollte. Das Augenmerk der Notenbank liegt jetzt verstärkt auf der Arbeitsmarktentwicklung, weniger auf der Inflation. Was heißt das nun für die Investoren? Marktbreite nimmt zu, KI-Fantasie befeuert Der US-Markt ist groß und nach Jahren der Outperformance auch 2024 wieder gut in der Spur. Doch der Blick hinter die Kulissen ist ratsam, und dort lassen sich Verschiebungen im Vergleich zu den Vorjahren ausmachen. Bedeutet: Auch verwandte Sektoren jenseits von Technologie und KI haben von den Anstiegen profitiert. „Da die Welt immer digitaler wird, ist es unwahrscheinlich, dass große Technologieunternehmen in naher Zukunft irrelevant werden. Stattdessen wird erwartet, dass sich technologische Entwicklungen positiv auf andere Branchen wie die Raumfahrt und den Energiesektor auswirken werden. Die fortschreitende Digitalisierung der physischen Welt könnte zu einer Aufwertung digitaler Vermögenswerte führen, wobei Bitcoin die Anleger in den kommenden Jahren überraschen könnte“, meint VanEckProduktmanager Alessando Valentino. „Der Qualitätsaspekt sollte aber bei der Selektion mit Blick auf die zunehmende wirtschaftliche Abschwächung nicht außer Acht gelassen werden“, betont Zoltan Schaumburger, Portfoliomanager Dolphinvest Capital, an dieser Stelle. Generell stellt sich sowieso die Frage, inwieweit der US-Markt noch attraktiv bewertet ist. Sind US-Aktien gar zu teuer? Immerhin steht der Dow Jones zum Stichtag 24.09. bei mehr
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