BCA insider 03/24

2 9 KAPITALANLAGEN Förderung des Wohneigentums Trotz einer jahrelangen Niedrig-/Negativzinsphase ist es immer weniger jungen Familien gelungen, Wohneigentum zu schaffen, besonders in Ballungsgebieten. Zur Förderung des Wohneigentums gibt es mehrere Ansatzpunkte. Es beginnt bei den hohen Kaufnebenkosten. Notar-, Maklerkosten und Grunderwerbsteuer kommen mit 15 Prozent des Kaufpreises in Regionen, die bei einer Hypothekenfinanzierung als Untergrenze der Eigenkapitalanforderung gesehen werden – nur dass dieses Geld eben nicht zur Finanzierung zur Verfügung steht, sondern als „sunk costs“ einfach abfließt. Der Mietkauf, wie ihn das DIW ausgearbeitet hat, wäre ein Konzept, wie Wohneigentum für breitere Bevölkerungsgruppen ermöglicht werden kann, da es u. a. Finanzierungsvorteile der Kommunen an die Erwerber weitergibt und diesen ermöglicht, in einer Art Mietleasing die Immobilie Schritt für Schritt zu erwerben, statt Miete zu zahlen. Dazu kommen die Baukosten. Die Bundesregierung hat 2024 mehrere Maßnahmen beschlossen, zu denen u. a. das serielle Bauen und der „klimafreundliche Neubau im Niedrigpreissegment“ gehören. Wer weniger Ungleichheit will, muss den Vermögensaufbau mittels Aktien fördern Die im internationalen Vergleich geringe Geldvermögensbildung lässt sich damit erklären, dass die Deutschen zu risikoavers sparen und damit auf Rendite aus Investivanlagen wie Aktien verzichten. Das Geldvermögen wächst, weil die Deutschen für ihr Geld arbeiten, statt es für sie arbeiten zu lassen, dabei hängen Rendite und Kapitalaufbau unmittelbar zusammen. Die Kapitalmarkttheorie lehrt, dass auf Risikokapital eine Prämie für das eingegangene Risiko zu erwarten ist. So haben z. B. Fama und French sowie Ibbotson und Chen diesen Zusammenhang untersucht und belegt. Die Risikoprämie wird als jener Teil der Rendite verstanden, der sich über den realen risikofreien Zins hinaus ergibt. Aus langen historischen Zeitreihen, wie sie für den US-amerikanischen Aktienmarkt vorliegen, zeigt sich, dass die Erwartung einer Risikoprämie nicht enttäuscht wurde, wenn es sich auch nicht über alle Zeiträume hinweg gleichermaßen gelohnt hat, in (US-)Aktien zu investieren, wie die Analyse der historischen Risikoprämie, die über US-Staatsanleihen verdient wurde, zeigt. Am Beispiel der USA ergab sich seit 1801 nur in zwei Fällen bei allen 30-Jahre-Anlagezeiträumen eine negative Risikoprämie.1 Es wäre also in diesen Anlagezeiträumen günstiger gewesen, in Anleihen statt in Aktien investiert gewesen zu sein. Sonst nicht. Der schlechteste 30-Jahreszeitraum war von 1981 bis 2011 mit einer durchschnittlichen Risikoprämie von −0,85 Prozentpunkten. Der beste Zeitraum fiel auf die Periode 1943 bis 1973 mit elf Prozentpunkten an Risikoprämie, geometrisch gemittelt für jedes (!) Jahr. Aus der Betrachtung des gesamten verfügbaren Zeitraums von 1801 bis Ende 2024 wird noch einmal ganz besonders deutlich, wie sich die Risikoprämie von Aktien auswirkte. Angenommen, ein Investor hätte im Jahr 1801 einen US-Dollar in Treasuries investiert, so hätte er bis Herbst 2024 etwas über 1.309 US-Dollar erzielt (besser gesagt: Seine Nachkommen hätten es erhalten.). Ein Investment in Aktien hätte im gleichen Zeitraum mehr als 3,6 Mio. US-Dollar ergeben. Die durchschnittliche Risikoprämie, gemessen als Mehrrendite von US-Aktien gegenüber US-Staatsanleihen, hätte sich von 1801 bis heute auf 3,01 Prozent im Durchschnitt der Jahre belaufen (Abb. 1). Thomas Piketty einmal anders gelesen, heißt das: Treiber der Ungleichheit sind auch Unterschiede in der Bereitschaft, in risikoreichere Vermögensklassen zu investieren. Diese könnte mit einem höheren Aktienanteil verringert werden. 1831 1841 1851 1861 1871 1881 1891 1901 1911 1921 1931 1941 1951 1961 1971 1981 1991 2001 2011 2014 2024 12 % 10 % 8 % 6 % 4 % 2 % 0 % -2 % Abb. 1: Risikoprämie von US-Aktien gegenüber US-Staatsanleihen (rollierende 30-Jahresrenditen) Quelle: Jeremy Siegel database 1801 bis 1900 & Elroy Dimson, Paul Marsh, and Mike Staunton 1900 bis 2009, LSEG Datastream, Allianz Global Investors Capital Markets & Thematic Research; Stand: September 2024 Risikoprämie US-Aktien versus US-... 1 30 Jahre wurden gewählt, da diese als Anlage-/Ansparzeitraum z. B. für die Altersvorsorge gesehen werden können.

RkJQdWJsaXNoZXIy MTA1Mzk2Nw==