BCA insider 03/24

9 LEITTHEMEN ist über eine digitale Nachrichtenfunktion gewährleistet. Auch eine Schadenmeldung kann unkompliziert erfolgen. Eine tolle Möglichkeit für den Makler ist, die App in seinem Corporate Design zu personalisieren und sich so auf dem Kundenhandy als der Finanzberater zu positionieren. Nun ist jedoch der Investmentbereich heikler als der Versicherungsmarkt. Prognosen sind zu tätigen, die manchmal treffen, manchmal nicht, die Märkte sind volatil, es geht um Gewinne oder Verluste. Kein Wunder, dass gerade hier eine Software auf dem Markt ist, die sich teilweise auch der KI bedient. Die Rede ist vom Robo-Advisor. Was genau ist das? Wikipedia definiert ihn als ein auf Algorithmen basierendes System, das automatische Empfehlungen zur Vermögensanlage gibt und diese auch umsetzen kann. Die Bezeichnung ist ein Kofferwort, zusammengesetzt aus den englischen Wörtern Robot (Roboter) und Advisor (Berater). Schlussendlich handelt es sich um eine Software, die als digitaler Vermögensberater und -manager agiert, indem sie das Geld des Kunden nach bestimmten Algorithmen in einer vordefinierten Anlagestrategie entsprechend seiner Risikobereitschaft und der erwarteten Marktentwicklung anlegt. Grundlage sind Angaben des Kunden zu seinen Anlagevorlieben und vertretbaren Risiken. Die Anlagestrategien können verschiedenste Aktien, Fonds, Rohstoffe und Währungen umfassen. Häufig gestalten auch (menschliche) Anlageexperten die Portfoliostruktur mit. Robo-Advisor unterscheiden sich in der Ausgestaltung und der Menge ihrer Anlagestrategien. Wegen der Haftung müssen die Anleger keine Sorgen haben: Robo-Advisor bzw. das dahinterstehende Unternehmen benötigen die Erlaubnis zum Erbringen von Finanzdienstleistungen. Die BaFin will hiermit sicherstellen, dass die Beratung ordnungsgemäß erfolgt und sich der Berater über Haftungsfragen im Falle einer Falschberatung im Klaren ist. Der Markt der Robo-Advisor Welche Systeme und Lösungen prägen den Markt und was kennzeichnet sie? Bundesweit gibt es über 30 Robo-Advisor-Anbieter. Ein wichtiges Unterscheidungskriterium ist die Unterteilung der Systeme in solche mit passiver und solche mit aktiver Anlagestrategie. Eine passive Anlagestrategie hält an der eingangs gewählten Depotstruktur fest und investiert in breit gestreute Indexfonds oder ETFs. Die Gewichtung wird i. d. R. einmal jährlich durch eine sog. Rebalancing-Strategie angepasst. Robo-Advisor mit einer aktiven Anlagestrategie greifen je nach Börsenlage in das Portfolio ein und verändern es. Um ein repräsentatives Bild zu bekommen, welche Robos gut ranken, ist ein gewisser Dschungel zu durchdringen. Tatsächlich nimmt der Robo-Advisor, der viele Rankings anführt, nämlich Wealth von Scalable Capital, inzwischen eine Sonderrolle ein. Scalable Capital startete vor etwa zehn Jahren mit den ersten Robo-Advisors in Europa, gegründet von den ehemaligen GoldmanSachs-Managern Erik Podzuweit und Florian Prucker sowie Stefan Mittnik. Scalable Capital verwaltete als erster deutscher Anbieter in Partnerschaft mit der Direktbank ING mehr als 1 Mrd. Euro Kapital. Scalable hatte eine aktive Anlagestrategie, bei der die Aktien- und Anleihenanteile je nach Risikobereitschaft des Kunden umgeschichtet wurden (Value-at-RiskAnsatz). Diese Strategie verlor wegen der Coronakrise an Performance, weshalb Scalable sie sukzessive änderte und ESG-, Megatrends- und Zinsstrategien ins Angebot aufnahm. Seit 2020 stellt sich Scalable als Neobroker auf und vermarktet Aktien, Anleihen, ETFs und Kryptowährungen. Für Neukunden ist die Value-at-Risk-Strategie nicht mehr im Angebot, Bestandskunden müssen eventuell Steuern zahlen. Paradox: Scalable Capital ist immer noch Marktführer im Robo-Advisor-Markt, obgleich die Vermögensverwaltung über Robo-Advisor dort nicht mehr die strategisch wichtigste Rolle spielt.

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