insider Magazin Ausgabe 4

11 ler wettbewerbsfähigen Vertrieb zu ermöglichen? Stephan Schinnenburg: Ganz klar, beim Produkt, weil Digitalisierung zuallererst ein Produktthema ist. Einfach und leicht verständlich müssen die Policen sein, sonst sind sie nicht zukunftsfähig. Un- komplizierte, schnelle Abschlüsse so- wie die Verwaltung der Policen über di- gitale Servicetools sind ebenfalls fester Bestandteil eines digitalen Produktan- gebots. Was das letzlich für den Makler bedeutet? Er muss seinen Kunden die Versicherungen nicht mehr in aller Aus- führlichkeit erklären, sondern macht in erster Linie auf Angebote aufmerksam und unterstützt bei der individuellen Anpassung der Police, bspw. bei der Festlegung der Beitragshöhe. Weil die Produkte leicht verständlich sind, kann sich der Makler besser auf den eigentli- chen Vertrieb konzentrieren. Deswegen bieten wir nur leicht verständliche Po- licen an, ein toller Wettbewerbsvorteil für jeden Makler! Rolf Schünemann: Wohin entwickeln sich die Versicherungs- und die Pool- branche betreffend des technischen Produktspektrums? Martin Gräfer: Durch die Digitalisierung lassen sich viele Prozesse wesentlich einfacher und zeitsparender abbilden und Ressourcen in der Schadenbear- beitung sparen. Bereits jetzt ist eine Vielzahl der Versicherungen vollständig digital abschließbar. Gemeinsam mit IS2 haben wir die digitale und rechtssi- chere Unterschrift InSign entwickelt. Sie ist heute das vielleicht führende Sys- tem, wenn es um digitale Unterschriften in unserer Branche geht. Dem Vermitt- ler stehen vonseiten der Pools optimier- te Prozesse und viele Informationen zur Verfügung, die er sich sonst mühsam beschaffen müsste. Ralf Berndt: Die technische Unter- stützung der Geschäftspartner und der Endkunden rückt immer weiter in den Mittelpunkt. Viele unserer Ver- triebspartner haben ihre Investitionen in diese Richtung deutlich erhöht und wir selber auch. Maklerpools bieten z. B. Apps an, mit denen Kunden ihre Versi- cherungsverträge vergleichen können. Oder Makler gründen Tochtergesell- schaften mit einem digitalen Geschäfts- modell, um gegenüber InsurTechs wett- bewerbsfähig zu bleiben. Rolf Schünemann: In welche Rich- tung wird sich das Maklerprofil 2020 grundsätzlich entwickeln? Stefan Liebig: Sofern ein Makler auch Privatkunden versorgt, und das dürfte bei einem Großteil der Fall sein, wird er nicht umhinkommen, zukünftig mit digitalen Angeboten aufzuwarten. Wo- bei der Bestand hier zunächst nicht so gravierend betroffen sein wird. Aber bei den Neuabschlüssen wird sich der Anteil im privaten Kompositgeschäft Richtung online verschieben. Ein Makler sollte gut abwägen, in welchen Berei- chen er künftig tätig sein möchte und ob eine gewisse Spezialisierung sinnvoll sein könnte. Als reiner Maklerversiche- rer sind wir für unsere Geschäftspartner Servicedienstleister und gleichzeitig Gesprächspartner auf Augenhöhe – konkreter gesagt wollen wir den Makler dort abholen, wo er steht, und ihm dann möglichst automatisierte und reibungs- lose Prozesse an die Hand geben. Martin Gräfer: Für uns alle und damit auch für den persönlichen Makler ist es heute schon essenziell, die Chancen, die die Digitalisierung bietet, zu ergreifen. Es wäre toll, wenn es uns als Branche gelingt, dass wir uns den Anforderun- gen künftiger Kundengruppen stellen. Dies betrifft gerade den Berater, der als Navigator für den Kunden auch komple- xe Themen einfach macht und mit sei- ner Beratung den Spagat zwischen on- line und persönlich schafft. Wichtig ist, dass Vermittler andere Vertriebs- und Kommunikationskanäle nicht als Kon- kurrenz sehen. Sie können vielmehr als Ergänzung ihres Geschäftsmodells die- nen und lassen sich hervorragend in- Luca Pesarini ist Vorsitzender des Verwaltungsrates von HARON Holding AG. Der studierte Betriebswirt verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Finanzindustrie. Im Jahr 2002 legte er gemeinsam mit Arnoldo Valsangiacomo den ersten der drei Ethna Funds, den Ethna-AKTIV, auf. 2010 gründeten sie zusammen die Kapitalanlagegesellschaft ETHENEA Independent Investors S.A. Pesarini ist zudem Vorsitzender des Verwaltungsrates bei MainFirst Affiliated Fund Managers S.A. Holger Kreuzkamp ist seit Januar 2013 Mitglied des Vorstands der myLife Lebensversicherung AG. Nach einem Studium der Rechtswissenschaften und anschließendem Referendariat beim Oberlandesgericht Oldenburg war Kreuzkamp seit 1997 für einige Jahre als Rechtsanwalt auf dem Gebiet des Privatversicherungsrechts tätig. Anschließend übernahm er verschiedene leitende Funktionen bei Lebensversicherungs- und Finanzdienstleistungsunternehmen. © Funtap - stock.adobe.com

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