insider Magazin Ausgabe 4
32 Patrick A. Kaiser , Executive Director, betreut als Senior Client Advisor für J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt Vermögensverwaltungen, freie Finanzvermittler, unabhängige Vertriebe sowie Vermögensverwalter und Banken in Deutschland. Bevor er im Mai 2001 zu J.P. Morgan Asset Management wechselte, war er viele Jahre als freier Finanzvermittler tätig. Patrick Kaiser hält einen Bachelor of Science in Business Management. Banken günstigeren LTRO3 an. Das Feh- len realer Lösungen für Einzelemittente- nobergrenzen wirft jedoch Fragen auf. Wenn bei künftigen EZB-Treffen nichts angekündigt wird, könnte dies die Auswirkungen und die Glaubwürdigkeit der monetären Unter- stützung der EZB erheblich verringern, da sich die Inflationserwartungen im- mer noch auf einem historisch niedrigen Niveau befinden. Der Handlungsspiel- raum in den USA ist höher als in Euro- pa mit einem Hauptrefinanzierungssatz von 2,25 Prozent. Die Märkte bewer- ten eine Antwort der Fed angesichts schwächerer Daten mit vier Zinssen- kungen in den nächsten zwölf Monaten, die nach unserer Einschätzung die Zins- kurve versteilern sollten. Dr. Frank Ulbricht: Wie ist Ihr Eindruck bzgl. der aktuellen Aussagen von Donald Trump zur unabhängigen No- tenbank rund um ihren Präsidenten Jerome Powell? Dr. Ulrich Kaffarnik: Der amerikanische Präsident hält generell wenig von glo- balen Regeln und diplomatischen Ge- pflogenheiten. Dies ist seit dem ersten Tag seiner Amtszeit leicht zu erkennen. Dennoch ist es für mich etwas überra- schend, dass seine barsche Kritik auch die US-amerikanische Zentralbank (Fed) und deren Präsident Powell – den er ja selbst ernannt hat – trifft. Die Art und Weise des Angehens des Zentral- bank-Präsidenten durch Trump könnte aber gerade das Gegenteil von dem Er- reichen, was Trump will. Beispielsweise die Zinsen gerade nicht zu senken, um die Unabhängigkeit der Fed unter Be- weis zu stellen. Das kann dann schnell zum Schaden aller werden. Es wäre aber nicht das erste Eigentor des US- Präsidenten. Generell sorgen mich An- griffe auf die Notenbanken wie jüngst auch in der Türkei, wo der Chef der Zentralbank einfach abgesetzt wurde und damit die Zentralbank faktisch die Unabhängigkeit verloren hat. Die Re- gierenden sollten sich stets vergegen- wärtigen, dass Angriffe auf Zentralban- ken die gesamte freiheitliche Ordnung bedrohen. Dr. Frank Ulbricht: Welche volkswirt- schaftlichen Aus- wirkungen könnte eine anhaltende Niedrigzinsphase für Deutschland mit sich bringen? Dr. Ulrich Kaffarnik: Zunächst dürfte die gesamte Bankenlandschaft weiter unter Druck kommen, da den Kreditin- stituten Erträge aus der Fristentransfor- mation fehlen. Aufgrund der extremen Geldpolitik der letzten Jahre und der implodierten Renditen für praktisch alle Qualitätsanleihen in der Eurozone wei- sen weite Teile der Banken-Eigenbe- stände bereits jetzt Minusrenditen aus. Außerdem könnten auch die Geschäfts- modelle von Versicherungen betroffen werden, die bei Neuanlagen ebenfalls auf Negativzinsen stoßen. Ferner ist der gesamte Sektor der Altersversorgung betroffen, da es keinen risikolosen Zins mehr gibt. Die EZB-Politik hat dazu ge- führt, dass die Leute viel mehr sparen müssen, damit sie im Alter überhaupt etwas haben. Axelle Pinon: Deutschland ist durch die Ansteckung des globalen Konjunk- turabschwungs langfristig direkter und härter betroffen als die USA. Gleichzei- tig befindet sich die unkonventionelle Geldpolitik eindeutig auf dem Tiefpunkt. Selbst mit der Bewältigung sehr hoher Schuldenlasten wächst die Erkenntnis, dass auf höhere Steuerausgaben zu- rückgegriffen werden muss. Deutsch- land, das sich des Problems bewusst ist, spielt nun mit der Idee eines Kon- junkturprogramms für den Fall einer ausgewachsenen Rezession. Leider lassen sowohl der Umfang des zur Dis- © Philip Steury - stock.adobe.com
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