insider Magazin Ausgabe 4
34 Axelle Pinon wurde im November 2012 als Product Executive bei Carmignac eingestellt und ist dort inzwischen zum Equity Product Specialist Manager aufgestiegen. Zuvor war sie als Produktspezialistin und Assistenz im Aktienfondsmanagement bei Acer Finance tätig. Sie ist Absolventin der ESSCA (Graduate School of Business Sciences Angers). kussion stehenden Plans als auch der Zeitplan Zweifel aufkommen. Die gute Nachricht für Europa – d. h. die Um- stellung Deutschlands auf eine wachs- tumsfreundliche Finanzpolitik – könnte womöglich zu spät kommen. Dr. Frank Ulbricht: Ist das gesetzliche Rentensystem in Deutschland struktu- rell und finanziell gewappnet für eine weiter andauernde Niedrigzinsphase? Felix Herrmann: Das Sozialversiche- rungssystem ist heute schon hochgra- dig defizitär. Der Bundeshaushalt muss bereits jetzt die Rentenkasse jedes Jahr mit fast 100 Mrd. Euro bezuschussen. Der demografische Wandel wird in den nächsten Jahren weitere Löcher in den Bundeshaushalt reißen. Eine Kombi- nation aus Beitragserhöhungen, Erhö- hungen des Renteneintrittsalters und Leistungskürzungen wird diesen Trend wohl lediglich abfedern. Eine Niedrig- zinsphase belastet das System zusätz- lich, da in der betrieblichen und privaten Altersvorsorge die Erträge sinken dürf- ten. Somit steigt die Abhängigkeit der Rentenempfänger von einem kränkeln- den gesetzlichen Rentensystem. Patrick A. Kaiser: Dass die Rente sicher ist, glaubt heute nun wahrlich niemand mehr. Denn mit dem demografischen Wandel verschiebt sich die Alterspy- ramide und damit der Generationen- vertrag der Rentenzahlungen. Da uns das Niedrigzinsumfeld wie beschrieben noch länger begleiten sollte und das Rentenniveau sukzessive weiter sinkt, brauchen Anleger im Ruhestand eine Möglichkeit, ihr Erspartes weiter für sich arbeiten zu lassen und damit eine „Zusatzrente“ zu verdienen. Hier bieten sich Fondslösungen mit regelmäßigen Ausschüttungen (Stichwort „Income“) an, die das, was das Kapital an Zinsen und Dividenden „verdient“, an die Anle- ger auszahlen. So lässt sich die Rente aufstocken, ohne das Ersparte aufzu- zehren. Dr. Frank Ulbricht: Inwieweit verän- dert sich die Anlagepolitik bei Groß- konzernen – etwa wenn es sich um den Aufbau einer betrieblichen Al- tersvorsorge handelt? Inwieweit kön- nen Investmentfonds insbesondere in Niedrigzinszeiten als Rückgrat der Al- tersvorsorge bezeichnet werden? Axelle Pinon: Die Bedeutung von Fondslösungen sollte angesichts der Niedrigzinsphase zweifelsohne steigen. Nicht nur in der betrieblichen Altersvor- sorge sollte ein Umdenken stattfinden, sondern auch in der privaten Altersvor- sorge. Denken Sie bspw. an die vielen Produkte mit nominaler Kapitalgarantie, die in der privaten Altersvorsorge nach wie vor eine Rolle spielen. Dr. Frank Ulbricht: Das Gap zwischen Pensionszusagen und Pensionsrück- stellungen bei den Großkonzernen wird immer größer. Wie gehen Unter- nehmen mit dem Problem um? Patrick A. Kaiser: Unternehmen wer- den es schwerer haben, ihre Pensions- zusagen zu bedienen, da klassische sichere Anlagehäfen einfach keinen Ertrag mehr bringen. Der Wechsel von Defined-Benefit- zu Defined-Contribu- tion-Plänen wird immer häufiger voll- zogen und erfordert auch wieder An- lagelösungen, die einfach verständlich und mit überschaubarem Risiko sind. Für bestehende Zusagen werden Un- ternehmen höchstwahrscheinlich ihre Pensionsrückstellungen aufstocken müssen, was die Aktienkurse belasten könnte. Dr. Frank Ulbricht: Kommen wir zum Privatanleger. Sollte dieser bei der Geldanlage auf ein höheres Risiko setzen, um von den Vorteilen der Ka- pitalmärkte zu profitieren? Welche An- lagetaktik empfehlen Sie sicherheits- orientierten Anlegern? Dr. Ulrich Kaffarnik: In der Tat bleibt den Anlegern nichts anderes übrig, als in Anlageformen mit stärkeren Schwan- kungen zu investieren. Dazu gehören insbesondere Aktien, aber auch ver- zinsliche Papiere aus Regionen, wo es noch Zinsen gibt, bspw. die Entwick- © Philip Steury - stock.adobe.com
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