insider Magazin Ausgabe 4

35 Dr. Ulrich Kaffarnik ist Vorstand des Bereichs Fondsmanagement & -handel und Geschäftsführer Luxemburger Kapitalanlagegesellschaft DJE Investment S.A. Seit 1991 ist er in der Investmentfondsbranche tätig. Nach zwei Jahren bei Schröder, Münchmeyer, Hengst & Co. übernahm er die Leitung des Fondsmanagements der Franken-Invest Kapitalanlagegesellschaft, wo er 1996 in die Geschäftsführung berufen wurde. Vor seinem Eintritt bei der DJE Kapital AG im Jahr 2006 war er Geschäftsführer bei BHW Invest. lungsländer. Der Zins ist nämlich kei- neswegs überall verschwunden. Ge- nerell empfehle ich global anzulegen, um überall Chancen zu nutzen. Aktive gemanagte Mischfonds bleiben hier ein bevorzugtes Instrument. Dr. Frank Ulbricht: Welche Strategien gibt es bei Rentenstrategiefonds und welche davon versprechen Erfolg? Felix Herrmann: Der Strauß an Strate- gien ist sehr bunt. Erfolgversprechende Strategien im Niedrigzinsumfeld müs- sen zwei Eigenschaften mitbringen: Sie müssen einerseits kostengünstig sein – ein Grund, weshalb sich etwa Renten-ETFs wachsender Beliebtheit erfreuen. Zum anderen müssen Strate- gien ausreichend flexibel sein, um etwa Ineffizienten am Markt mit sogenannten „Relative Value“-Strategien ausnutzen zu können. „Long only“-Strategien dürf- ten sich zunehmend schwertun. Dr. Frank Ulbricht: Wären Strategie- fonds ggf. eine praktikable Alternative zu Rentenfonds? Patrick A. Kaiser: Fonds mit einer er- tragsorientierten Strategie, also so- genannte Income Fonds, sind gerade für Anlageeinsteiger eine sehr gute Ergänzung oder Alternative zu reinen Anleihefonds. Durch die Beimischung von verschiedenen ertragsstarken Asset-Klassen (also Dividendenaktien, Unternehmensanleihen oder Hybrid- formen wie Wandelanleihen) ist trotz Niedrigzinsumfeld eine attraktive Aus- schüttung möglich, eine möglichst brei- te Streuung hält das Volatilitätsniveau niedrig, aber ermöglicht trotzdem die Partizipation am Kapitalmarktwachs- tum. Dr. Frank Ulbricht: Sind die herkömm- lichen Kostenstrukturen bei Fonds vor dem Hintergrund des Zinsumfelds noch angemessen? Axelle Pinon: Um die Auswirkungen ei- ner längeren Periode niedriger Zinssät- ze und extensiv genutzter quantitativer Lockerung abzumildern, haben einige Anleihemanager ihre Fachkenntnis- se erweitert. Neue Techniken wurden eingeführt, die es ermöglichen, aktive Fonds mit größerer Flexibilität zu ver- walten. Dazu gehören bei Carmignac bspw. Strategien zu Short-Durationen, Investitionen in Peripherie- und Schwel- lenländer sowie der Einsatz von Inst- rumenten wie forderungsbesicherten Wertpapieren, darunter CLOs und Co- co-Anleihen. Für Manager, die wirklich aktiv verwalten und in ihr Know-how investiert haben, um entsprechende Renditen zu erzielen, bleiben herkömm- liche Kostenstrukturen angemessen. Dr. Frank Ulbricht: Deutsche Anleger zählen nicht als aktienaffin – im Ge- genteil. Wird sich diese Einstellung ändern müssen? Sollte die Finanzin- dustrie diesbezüglich öffentlichkeits- wirksam stärker über die Vorteile von Aktien aufklären? Felix Herrmann: Diese Einstellung muss sich dringend ändern. Besonders in An- betracht der Tatsache, dass die Ren- tenlücke immer größer wird und die ge- setzliche Altersvorsorge nicht ausreicht. Daher sollte der betrieblichen und der privaten Vorsorge mehr Beachtung geschenkt werden, wobei Aktien eine prominentere Rolle spielen müssten. Langfristig attraktive Erträge bei einem mit steigendem Anlagehorizont fal- lenden Verlustrisiko machen Aktien zu einer idealen Anlageklasse im Rahmen der nachhaltigen Vermögensbildung. Sicher muss die Finanzindustrie auch noch mehr über die Vorteile gerade von Aktieninvestments aufklären. Noch wichtiger sind jedoch Anreizsetzungen seitens des Staates, damit die Bürger privat bzw. betrieblich vorsorgen und in Aktien investieren. Dr. Ulrich Kaffarnik: Auch ich bin der Meinung, dass sich die Einstellung der Privatanleger ändern muss. Nach dem Motto: Aus dem Anlagenotstand zu langfristig besseren Erträgen! Es gab immer wieder Initiativen von Banken und der Fondsindustrie für das Aktien- sparen. Unterstützung der Politik wäre hier sehr hilfreich. <<

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