insider Magazin Ausgabe 4
eben dem Wettbewerb und der Nachfrageseite ist es vor allem auch die staatliche Regulierung, die Fonds- anbieter und Finanzvertriebe zwingt, nachhaltige Anlagekriterien in ihre Strategien und Prozesse zu imple- mentieren. Noch wird gemeinhin zwischen nachhaltigen und nicht-nachhaltigen Kapitalanlagen unterschieden. Doch diese ohnehin schwer zu ziehende Grenze wird gegenwärtig und in naher Zukunft noch unschärfer. An die Stelle der Frage, „ob“ ein Investment nachhaltig ist, wird zunehmend die Frage nach dem „Wie“ treten: Wie wird eine Kapitalanlage nachhaltig und wie nachhaltig ist sie tatsächlich? In marktwirtschaftlichen Systemen kommt dem Kapitalmarkt eine zentrale Bedeutung zu. Dementsprechend ist die Be- deutung des Kapitalmarktes für nachhaltiges Wirtschaften nicht zu unterschätzen. Investoren und Intermediäre auf dem Kapitalmarkt können die Verbreitung nachhaltiger Konzepte direkt und indirekt fördern. Wenn sie bei ihren Entscheidungs- prozessen ökologische, soziale und ethische Kriterien ver- stärkt berücksichtigen, lenkt dies Investitionen in nachhaltige Unternehmen und Unternehmungen, während gleichzeitig die externen Kosten, also Schäden nicht-nachhaltigen Wirt- schaftens durch schlechteren Zugang zu Kapital, verringert, im besten Fall vermieden werden. Nachhaltigkeit: eine Frage der Definition „ESG“ steht für „Environmental, Social and Governance“, also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Der Begriff hat sich international in den vergangenen Jahren in Unternehmen und in der Finanzwelt etabliert, um auszudrücken, ob und wie die Bewertung von Unternehmen bzw. Investitionen ökologi- sche und sozial-gesellschaftliche Aspekte sowie die Art der Unternehmensführung beachtet. Die konkrete Ausprägung ist allerdings nicht einheitlich definiert. Oft stellt die Verwen- dung des Kürzels „ESG“ nur auf zentrale Kriterien ab, die für den nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen und Investitionen wichtig sind. Viele andere Aspekte, die bei strengeren Konzepten verwendet werden und eher auf Wir- Nachhaltigkeit, Englisch „Sustainability“, ist von einer Nischenspezialisierung zu einem Trend geworden, der gegenwärtig wie kein anderes Thema Veränderungen auch in der Finanzwelt vorantreibt. Unter dem Eindruck gewaltiger ökologischer Probleme, eines nicht haltbaren Ressourcenverbrauchs und zunehmender Schädigung von Mensch und Natur wird nachhaltiges Wirtschaften zwingend. Auch in der Fondsbranche findet ein entsprechender Wandel statt: Das Thema Nachhaltigkeit kommt aus der „grünen Ecke“ mit einer vergleichsweise kleinen Zahl spezialisierter Themenfonds heraus und wird zur Aufgabe für alle. kungen außerhalb des Unternehmens oder der Investition selbst abstellen, werden möglicherweise nicht berücksichtigt. Die „UN Principles for Responsible Invest- ment“, kurz „UN PRI“, die Prinzipien für verantwortliches Investieren, die auf eine 2006 gegründete Initiative von Investo- ren, des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, UNEP, und den UN Global Com- pact zurückgehen, benennen sechs Prinzi- pien für verantwortungsvolle Investments: ESG-Themen in Investmentanalyse- und Entscheidungsfindungsprozesse einbezie- hen, als aktive Inhaber ESG-Themen in die Eigentümerpolitik und -praxis integrieren, auf angemessene Offenlegung von ESG- Themen bei den Unternehmen achten, in die investiert wird, die Akzeptanz und die Umsetzung der Grundsätze in der Invest- mentindustrie vorantreiben, die Effektivität bei der Umsetzung der Grundsätze stei- gern und schließlich über diese Aktivitäten und Fortschritte bei der Umsetzung der Grundsätze berichten. Um demVorwurf der Schönfärberei, hier des „Greenwashing“, entgegenzutreten, wurden Unterzeichner, die nicht berichteten, ausgeschlossen. Methoden nachhaltigen Investierens Die Komplexität der Thematik ist nicht zu unterschätzen. Aufgrund des großen In- terpretations- und Gestaltungsspielraums bei ESG-Kriterien sind keine einheitlichen Ansätze zu erwarten. Nachhaltige Aus- schluss- und Selektionskriterien sind also kein feststehender Katalog, sondern viel- fach eine Frage persönlicher Auffassungen 40 © pogonici - stock.adobe.com
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