insider Magazin Ausgabe 4
seien nur zwei Beispiele. Dabei gehe es um jegliche Form von Kapitalanla- gen. Wobei unwillkürlich ein Problem auftaucht. Schließlich ist es nicht immer einfach, die nicht gewünschten Kapital- anlagen zu identifizieren, insbesondere nicht bei weltweit agierenden Konzer- nen. Dr. Bader: „In Reinform wird man seine Prinzipien bei der Kapitalanlage nur schwer umsetzen können.“ Exter- ne, auf ESG-Kriterien spezialisierte Ra- tings könnten hierbei helfen. Aber auch da müsse es noch einen Konvergenz- prozess geben. Verschiedene Ratings schätzten einzelne Unternehmen zum Teil noch sehr unterschiedlich ein. Wie unterschiedlich die Ansätze sein können, sieht man am Beispiel der Bar- menia. Schroeder erklärt ganz entschie- den: „Unternehmen, die mit geächteten Waffen handeln oder sie herstellen, die bei der Behandlung von Arbeitnehmern gegen Prinzipien, die die International Labour Organization (ILO) als grundle- gend ansieht, oder gegen Menschrech- te verstoßen, kommen für uns nicht infrage.“ Ein Ausschlusskriterium bei Staaten sei die Anwendung der Todes- strafe. Für die Allianz wiederum ist auch die Einstellung der UNO ganz wich- tig. Recke: „Kriterien der ökologischen Nachhaltigkeit, soziale Aspekte sowie Fragen der guten Unternehmensfüh- rung (Governance) fließen konsequent in unsere Investitionsentscheidungen ein. Auch Staatsanleihen beurteilen wir nach diesen Kriterien und schließen Investitionen in Staaten aus, die diese massiv verletzen.“ Performance bleibt wichtiger Faktor Natürlich hat die Medaille noch eine andere Seite. Klar ist es vielfacher Kun- d e n w u n s c h , sich nachhaltig zu engagieren, auch bei der Anlage. Ande- rerseits muss es aber im Be- streben der Makler liegen, Produkte mit möglichst hoher Rendite zu empfehlen. Wie ist das miteinander in Einklang zu bringen? Schroeder gibt hier erst einmal Entwarnung: „Unsere Erfahrung zeigt, dass die Berücksich- tigung von Nachhaltigkeit keine gra- vierenden Vor- und Nachteile auf die Performance der Kapitalanlage hat. Zahlreiche Studien bestätigen dies.“ Die Frage müsse jedoch anders lauten: Würden die Kunden persönlich im Sin- ne einer enkelgerechten Zukunft in nicht nachhaltige Unternehmen oder Staaten investieren? Auch Dr. Bader zeigt sich eher entspannt: „Derzeit ist noch kein wesentlicher Performance-Unterschied zwischen den nachhaltigen und den übrigen Investments zu beobachten. Aufgrund hoher Nachfrage entwickeln sich die nachhaltigen Kapitalanlagen zum Teil sogar besser.“ Dieser Effekt könnte durch regulatori- sche Vorgaben noch verstärkt werden. Langfristig erwarte er zwar eine ge- ringfügig geringere Performance nach- haltiger Kapitalanlagen, da diese eben ein etwas geringeres Investmentuniver- sum hätten und damit – nach der reinen Lehre effizienter Märkte – auch weniger Rendite aufweisen dürften, „mittelfristig erwarte ich das aber nicht, da Nachhal- tigkeit derzeit politisch gefördert wird und nachhaltig arbeitende Firmen da- durch einen Wettbewerbsvorteil haben können“, so Dr. Bader. Mahrt schließlich wartet mit konkreten Zahlen auf: „Der Investmentfonds, der hinter den Vorsor- gelösungen der Pangaea Life steht, hat aktuell ein Volumen von rund 140 Mio. Euro. Seit Auflage im September 2017 beträgt der Wertzuwachs aktuell nach Kosten 6,05 Prozent.“ Und das kann sich ja auch unter einer nachhaltigen Betrachtung sehen lassen. << Kunden und Versicherer gleicherma- ßen, deshalb hat sich die Allianz z. B. verpflichtet, eine kohlenstoffarme Wirt- schaft zu fördern. Für die Kapitalanlage haben wir uns zudem zum Ziel gesetzt, dass die Kundengelder im Jahr 2050 kli- maneutral angelegt sind.“ Breit gefächert ist auch das Angebot der Barmenia. Laut Schroeder bietet der Versicherer nachhaltige Lösungen „in allen Sparten unseres Produktportfolios an. Unsere Kunden haben bspw. in der fondsgebundenen Rentenversicherung die Möglichkeit, ihr Geld in nachhaltige Fonds zu investieren“. Mit im Boot ist auch die Bayerische, wie Uwe Mahrt , Geschäftsführer der Toch- tergesellschaft Pangaea Life, erklärt: „Als Versicherer möchten wir unseren Teil dazu beitragen, der ökologischen Verantwortung gerecht zu werden. Deswegen haben wir unsere nachhal- tige Versicherungsmarke Pangaea Life ins Leben gerufen, die konsequent auf Investitionen in erneuerbare Energien setzt. Durch unsere nachhaltigen In- vestments konnten wir alleine im Jahr 2018 bereits über 71.000 Tonnen kli- maschädliches CO 2 einsparen.“ Anlage muss sozial und ökologisch stimmig sein Natürlich haben nachhaltig investieren- de Versicherer auch absolute No-Gos festgelegt, wie Stuttgarter-Vorstand Dr. Bader sagt: „Wir meiden z. B. An- lagen in Unternehmen, die menschen- verachtende Waffen herstellen. Ebenso schließen wir Kinderarbeit oder ver- gleichbare Ausbeutung von Menschen in unseren Kapitalanlagen aus.“ Dies 44 © THANIT - stock.adobe.com
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