insider Magazin Ausgabe 4
46 UND NOCH EINE APP! undesgesundheitsminister Jens Spahn verkündete im Mai 2019 „Die App auf Rezept“. Der neue Reformvor- schlag soll es Ärzten erlauben, dem Patienten Gesund- heits-Apps für das Smartphone gleichsam wie Medikamente oder Hilfsmittel zu verschreiben. Bisher wurden derartige Apps von den gesetzlichen Kassen noch nicht finanziell über- nommen. Folglich setzt die Politik einen (weiteren) Baustein, um die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzubringen. Manche können, manche wollen nicht! Die Gesundheitswelt wird smarter, sie soll einfacher werden – doch längst nicht jeder wird mit an Bord genommen. Beson- ders Menschen, die aufgrund ihres Alters, ihres Bildungsgra- des oder ggf. ihres Einkommens keinen oder nur auszugswei- se Bezug zu den digitalen Neuheiten finden, werden von der „schönen neuen Welt“ ausge- schlossen. Hinzu kommen die Kritiker, die z. B. das Internet als Zerstörer der sozialen Bin- dungen oder Kontakte sehen. Insbesondere im Bereich Ge- sundheit sind nebst sozia- ler Komponenten auch die Schlagworte „Vertrauen“ und „Wohlfühloase“ wichtig. Dem- nach möchte der Großteil der Menschen weiterhin bei Pro- blemen direkt zum Arzt in die Praxis gehen und eben keine Video-Sprechstunde nutzen (s. Infografik 1). Anders sieht es die Gruppe der digitalen Befürworter. Sie sehen verstärkt die Chancen, Es gibt die Gesundheits-App auf Rezept, das Rezept als App, Videosprechstunden in der TeleClinic, digitale Patientenakten, Rechnungs-Apps der Gesellschaften, Fitnesstracker, biometrische Datenbanken, Wearables und Smartwatches u. v. m. Kurzum: Die Welt im Gesundheitswesen wird immer digitaler, die Datenmengen immer größer. Zeit, eine erste Zwischenbilanz zu ziehen. die solche Tools bieten: die schnelle medizinische Versorgung der Kunden über Apps, mehr Effizienz bei der Behandlung durch die optimale Vernetzung zwischen Arzt, Krankenhaus, Patient und Krankenkasse, Gesundheitscheck-Apps betref- fend Gewicht, Blutdruck, Puls etc., Erinnerungs-Apps etwa für die Insulinspritze oder gar eine App, die zu gesundem Schlaf verhelfen soll – überall werden Vorteile versprochen. Und wie wichtig ist Verbrauchern die Sicherheit der eigenen Gesundheitsdaten? Selbstverständlich fürchten viele Men- schen beim Thema Digitalisierung den Missbrauch der Daten. Auf der anderen Seite geht speziell die jüngere Generation äußerst freizügig mit ihren Daten im Netz um. Der Blogger und Autor Sascha Lobo sagte einst auf einer Podiumsdiskus- sion mit Vertretern der Healthcare-IT-Branche: „Menschen lieben es, Daten aller Art ins Netz zu stellen, die unglaublich viel über sie sagen. Es gibt keine Grenzen, was die Da- tenbegeisterung in Richtung Gesundheit angeht.“ Entgegen dieser Verhaltensweise möch- te die Politik betreffend Daten an dieser Stelle regulieren, kanalisieren und eingrenzen. Doch die digitale Welt ist ein äußerst flexibles System, das sich regulatorisch schwierig eingrenzen lässt. Branche reagiert formsicher Speziell aufgrund der strengen Datenschutzrichtlinien springt längst nicht jeder aus der Spar- te Gesundheit auf den App- ZWISCHENBILANZ ZUR DIGITALISIERUNG IM GESUNDHEITSWESEN
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