insider Magazin Ausgabe 5

© allexxandarx - stock.adobe.com 33 führen. Zu den Verlierern gehören insbesondere US-Haushal- te der unteren Einkommensschicht, weil diese einen größe- ren Teil ihres Einkommens für China-Importe ausgeben. Eine Studie bezifferte den kumulierten Kaufkraftverlust allerdings auch für die Mittelschicht auf 29 Prozent, wenn sich Amerika abschotte. Auch unter den Unternehmen in den USA gibt es wenig Profi- teure des Handelsstreits, aber viele Verlierer. Ein Beispiel dafür liefern die schon früh verhängten US-Zölle gegen Stahl und Aluminium. Die wenigen verbliebenen US-amerikanischen Stahl- und Aluminium-Hersteller, die sich bislang behaupten konnten, können ihre Preise im Heimatmarkt zwar erhöhen, verlieren aber auf Dauer ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt. Und weil sie allein die US-Nachfrage nicht bedie- nen können, müssen die USA weiterhin Stahl und Aluminium importieren. Unter den sprunghaft gestiegenen Kosten leiden so oder so die US-Unternehmen, die auf Stahl und Alumi- nium angewiesen sind. Sie sind jetzt schlechter gegen aus- ländische Konkurrenz gewappnet. In einem nächsten Schritt müssten also weitere Branchen mit Zöllen geschützt werden. Negative Effekte beim eigenen Export Viele US-Unternehmen berichten, Einbußen im China-Ge- schäft hinnehmen zu müssen, was sie zumindest teilweise auf den Handelskonflikt zurückführen. Vor allem die Auto- branche musste einen hohen Absatzrückgang in China hin- nehmen. Die Abhängigkeit der USA von chinesischen Im- porten ist bei manchen Produktgruppen so hoch, dass US- Präsident Trump voreilig verkündete Zölle einseitig wieder zurücknehmen musste, um das Weihnachtsgeschäft 2019 in den USA nicht allzu sehr zu belasten. Zu den von Zöllen ausgenommenen Waren gehört deshalb Unterhaltungselek- tronik. Dennoch könnte bspw. Apple, dessen Produktion größtenteils in China erfolgt, ein Opfer des Handelskonflikts werden. Peking könnte, auch als Reaktion auf Sanktionen gegen den chinesischen Telekomzulieferer Huawei, die Zu- lieferer Apples genauer kontrollieren und die Lieferketten so verlangsamen oder gar unterbrechen, dass Apple weltweit Lieferprobleme bekommen würde. Eine Mehrheit der Ökonomen kommt zu dem Urteil, dass die Importzölle gegen China weder den amerikanischen Unter- nehmen noch Privathaushalten helfen. Prognosen, wonach es den USA gelingt, das Handelsbilanzdefizit zu senken, er- wiesen sich bislang als zumindest verfrüht. So wurde der er- wartete Rückgang der US-Importe aus China auf 37 Prozent beziffert, wodurch das Handelsbilanzdefizit um 17 Prozent sinken sollte. Tatsächlich aber hatten sich am Ende des Jahres 2018 die US-Importe aus China kaum verändert, während die US-Exporte nach China um 34 Prozent zurückgegangen waren. Das Handelsbilanzdefizit stieg mit 621 Mrd. US-Dollar auf ein Zehn-Jahres-Hoch. Risiken verringern, Chancen nutzen Zu den Profiteuren im Sinne der sprichwörtlichen „lachenden Dritten“ dürften zumindest einige Volkswirtschaften gehören, die nicht unmittelbar am Konflikt beteiligt sind. Insbesondere die kontinentalasiatischen Nachbarn Chinas in der ASEAN- Region werden als Standorte neuer Fabriken zusehends at- traktiver. Eine Reihe von Konzernen hat bereits die Verlage- rung von Produktionsstätten aus China bspw. nach Vietnam oder Malaysia beschlossen. Anleger sollten also angesichts des nicht endgültig gelösten Streits zwischen den USA und China mögliche Klumpenrisiken bei US-Technologieaktien im Auge behalten, während sich als Depotbeimischung gut gemanagte Aktienfonds für Asien, insbesondere auch die ASEAN-Region, anbieten. << Dirk Arning Vorstand Drescher & Cie AG E-Mail: kontakt@drescher-cie.de Telefon: +49 2203 20299-0

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