insider Ausgabe 02/20 Online
21 die Mittelzuflüsse in börsengehandelte Indexfonds in Europa schon höher gewesen sein, als die in aktiv gemanagte Fonds. Corona-Virus als Katalysator Und als wenn diese schrittweise Passivierung weiter Teile der Investmentlandschaft aus Sicht der Asset Manager noch nicht schlimm genug wäre, kommen nun vermutlich auch noch die Auswirkungen des Corona-Virus katalysierend hinzu. Sie bringen das Fass vielerorts zum Überlaufen. Denn bei ohne- hin sinkenden Margen droht nun auch noch die Summe der verwalteten Asset under Management (AuM) bei den meisten Vermögensverwaltern dramatisch zu sinken. Zum einen, da die Kurse unter Umständen sogar für längere Zeit erheblich eingebrochen sind. Zum anderen aber auch, da viele Inves- toren ihre Positionen veräußert und die Mittel abgezogen ha- ben. Mit anderen Worten: es zeichnen sich niedrigere Einnah- men aus Verwaltungsgebühren ab und vermutlich auf längere Sicht auch wenig bis keine Einnahmen mehr aus Erfolgsbetei- ligungen. - Schließlich arbeiten die meisten Performance Fee Modelle mit einer „High-Watermark“ oder sogar einem fortzu- schreibenden Mindestertrag pro Jahr. Wiegen schrumpfende Margen und Einnahmen für Unternehmen eigentlich immer schwer, treffen sie frisch verselbständigte Vermögensver- walter, die sich noch nicht etabliert haben und deren Kapital- decken noch nicht gepolstert sind, unter Umständen beson- ders hart. „Schmalhans“ wird vielerorts Küchenmeister So oder so, dürfte der sprichwörtliche „Schmalhans“ für län- gere Zeit der Küchenmeister vieler Vermögensverwalter sein. Und damit werden die bereits zuvor schon leise diskutierten Fragen nun immer lauter gestellt: Wie und wo können noch Kosten eingespart werden? - Nicht nur, aber auch mit Blick auf das Personal. Schon jetzt werden angesichts des aktu- ellen Börsencrash in vielen Häusern die bereits abgenickten Budgetplanungen für das laufende Jahr kritisch hinterfragt und die Kosten wo möglich noch gesenkt. Kurzum: was als Vertrag noch nicht unterschrieben wurde, bleibt es immer öfter auch. Und wo ein Sponsor-, Marketing- oder Personal- vertrag mit einem Storno verbunden wäre, wird dessen Höhe abgewogen. Wie können Skalen- und Cross-Selling- Effekte realisiert wer- den? Wie können neue Absatzmärkte und Vertriebsstruktu- ren erschlossen werden? Vor der Bewältigung dieser Aufga- ben stehend, dürfte zunehmend mehr Marktteilnehmern der Gedanke naheliegen, die eigenen Kräfte mit anderen Asset Managern, die in vergleichbarer Situation sind, zu bündeln oder sie übernehmen. Wobei sich mit jeder weiteren Fusion oder Übernahme der auf direkten Wettbewerbern lastende Druck im Sinne eines selbstverstärkenden Effektes erhöht. Mit anderen Worten: der Franklin Templeton Deal setzt nun wieder andere Asset-Manager unter Zugzwang. Die Asset Managementlandschaft von Morgen Wie weit das gehen könnte, beschrieb unlängst Invesco Chef Marty Flanagan in einem Interview. Er schätzt, dass in den kommenden Jahren jeder dritte Vermögensverwalter verschwindet. Die Kunden fokussieren sich in seinen Augen auf wenige und oft die gleichen Vermögensverwalter. Dabei werden die Großen immer größer, können sich nur die kleinen spezialisierten Anbieter behaupten und leiden besonders die mittelgroßen Investmenthäuser. Anders formuliert: Im Mittel- feld der Fondsbranche sind die Asset Manager zu klein, um dem Wettbewerbsdruck der ganz Großen standzuhalten, an- derseits sind sie aber zu groß, um sich noch als spezialisierte Nischenplayer positionieren zu können. Fazit: Man darf also gespannt sein, welche Asset Manager dem bereits bestehenden und sich nun weiter verschärfen- den Wettbewerbsdruck standhalten, wer übernimmt und wer übernommen wird. Ausschlaggebend werden dabei Faktoren wie Erträge, Profitabilität, Kernkompetenzen, Spezialisierung, Skaleneffekte, Effizienz und hauseigene Absatzwege sein. Und natürlich geht es auch um den Grad, indem die Akteure in der Vergangenheit ihre „Kriegskassen“ gefüllt haben. Schließ- lich müssen Übernahmen auch bezahlt werden. Kurzum: Der Druck auf dem Kessel steigt und die nächsten vergleichbaren Meldungen, werden nicht lange auf sich warten lassen. Und es wird sich dabei noch manches mal zeigen, dass „Minus“ und „Minus“ nicht immer gleich ein „Plus“ ergeben muss. << © Minerva Studio - Fotolia
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