insider Ausgabe 02/20 Online
Obwohl die Corona-Pandemie die Welt sprichwörtlich lahmlegt und auch die wirtschaftlichen Auswirkungen noch nicht bezifferbar sind, gibt es Megathemen, die uns fortwährend beschäftigen. Nachhaltige Investments gehören zweifellos dazu. Viele wollen inzwischen „ESG-konform“ investieren und dabei möglichst ein gutes Gewissen mit einem attraktiven Renditeversprechen kombinieren. Die Richtung ist eingeschlagen, obgleich noch einige Steine aus dem Weg geräumt werden müssen. ie weltweite Ausbreitung des Coronavirus verändert die Ge- sellschaft. Damit auch die Um- welt. So geht bspw. die EU-Kommission Ende März davon aus, dass Europas Flugverkehr weiter stark zurückgeht – teilweise auf ein Fünftel des Normal- werts. Das wiederum hat Auswirkun- gen auf das Klima. Mitunter könnte man sogar meinen, das Klima ist ein „Profi- teur“ dieses Virus. Dass in diesen her- ausfordernden Zeiten überhaupt Ver- bindungen zwischen Corona und Klima/ Umweltschutz angeführt werden, ver- deutlicht, wie wichtig Umweltbelan- ge für einen Großteil der Bevölkerung geworden sind. 70 Prozent der Deut- schen zeigen sich um den Klimawandel besorgt oder sehr besorgt. 53 Prozent sind zudem der Meinung, dass die Aus- wirkungen des Klimawandels bereits jetzt sichtbar sind. Zu diesen Ergebnis- sen kommt das Nachhaltigkeitsbarome- ter von Instinctif Partners (s. Infografik). Nachhaltige Trendsetter Doch immer mehr Bundesbürger be- gnügen sich nicht mit wohlfeilen Be- kundungen, sie möchten auch einen Teil ihres Ersparten sinnstiftend, gewissen- haft, sprich nachhaltig investieren. Die- se steigende Nachfrage trifft zeitgleich auf ein größeres Angebot. Vorbei die Zeiten, in denen nachhaltige Fonds ein- zig und allein in der Produktpalette klei- ner Nischenboutiquen zu finden waren. Heute mischt die gesamte Investment- industrie mit; jeder möchte ein Stück des Kuchens haben. Die Investment- welt wendet sich verstärkt dem Nach- haltigkeitsgedanken zu. Das klassische Dreieck der Vermögensanlage wird sozusagen um einen weiteren Faktor ergänzt. Neben Sicherheit, Rendite und Verfügbarkeit tritt ergänzend und wohl gleichbedeutend der Faktor Nachhal- tigkeit hinzu. Und auch die Börsen tra- gen dem Trend in Richtung nachhalti- ger Investments Rechnung. So hat die Deutsche Börse unlängst einen eigenen Index (Dax 50 ESG) ins Leben gerufen. Kurzum: Das Thema Nachhaltigkeit hat trotz der schweren Krise nichts an Zugkraft verloren. „Im Lichte des Pariser Abkommens zur globalen CO 2 -Redukti- on und der nachhaltigen Entwicklungs- ziele der Vereinten Nationen waren nachhaltige Geldanlagen bereits vor der Corona-Krise ein Investment-Mega- trend und werden es auch danach noch sein. Dies wird nicht nur vonseiten der Politik und internationaler Organisatio- nen stark vorangetrieben, sondern auch durch das sich verändernde Bewusst- sein der Bevölkerung“, sagt Rainer Lindner , Vertriebsdirektor Wholesale bei Nordea Asset Management. Wenn man nachhaltig anlegen möchte, tau- chen zwangsläufig einige Fragen auf. Investiere ich etwa nur in Branchen, die sowieso nur nachhaltige Produkte pro- duzieren, oder klammert man komplette Branchen gänzlich aus? Wie ist der Be- griff „Nachhaltigkeit“ zu fassen? EU-weites Klassifizierungssystem für nachhaltige Investitionen (Taxonomie) Mitte März 2020 erschien der fina- le Bericht der Technical Expert Group on Sustainable Finance (TEG) der EU- Kommission über die sog. EU-Taxono- mie. Dabei handelt es sich sowohl um Empfehlungen, wie die Taxonomie in Zukunft gestaltet werden soll, als auch um Hinweise zu deren Offenlegung. Den Fokus legt dieser Bericht eindeu- tig auf Umweltziele. Die Kommission wird im Folgenden diesen Bericht als Grundlage für die Entwicklung von Re- geln verwenden, die künftig zur Klassi- fizierung von nachhaltigen Investitionen dienen sollen. Das ist auch nötig, denn die Definitionen und Kriterien variie- ren teilweise stark. Aber nur Klarheit und Eindeutigkeit helfen dem Anleger und damit letztlich auch der Industrie. 24 © Zooropa - stock.adobe.com
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