insider 01/2021 online

ach achtjähriger Verhandlungszeit wurde am 15. November 2020 das Freihandelsabkommen zwi- schen den sog. ASEAN-Staaten (Brunei, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singa- pur, Thailand und Vietnam) und China, Japan, Südkorea, Aus- tralien und Neuseeland beschlossen. Die Regierung Chinas hatte das Abkommen als Alternative zur Freihandelszone TPP vorangetrieben, die von Donald Trump seitens der USA vor rund vier Jahren aufgekündigt wurde. Somit fehlt nur noch die Ratifizierung durch die ASEAN-Staaten, die jedoch in die- sem Jahr erfolgen soll. Indien als weitere große und global im- mer wichtiger werdende Volkswirtschaft war 2019 aus den Verhandlungen ausgestiegen, wohl wegen der Befürchtung, von chinesischen Billigprodukten überschwemmt zu werden. Dem südasiatischen Land wurde jedoch nachträglich die Gelegenheit eingeräumt, dem Abkommen beizutreten. Die Teilnahme Indiens scheint jedoch eher unwahrscheinlich, da die Skepsis der Regierung gegenüber China sich zuletzt noch weiter erhöht hat. Die Freihandelszone umfasst auch ohne Indien schon ca. 30 Prozent des globalen BIPs (26 Bio. US-Dollar) und mit 2,2 Mrd. Menschen 28 Prozent der Weltbevölkerung. Eine Ziel- setzung ist es, die Zölle auf 90 Prozent der Güter abzuschaf- fen und mindestens zwei Drittel des Dienstleistungssektors komplett für ausländische Unternehmen und Investitionen zu öffnen. Für Japan und Südkorea ist es das erste Freihan- China handelt und der Westen schaut zu. So könnte man die jüngsten Entwicklungen in der Asien- Pazifik-Region zusammenfassen. Während die EU über dreieinhalb Jahre in den Brexit-Verhandlungen mit Großbritannien feststeckte und die USA unter dem einstigen Präsidenten Donald Trump den Protektionismus zur obersten wirtschaftlichen Leitlinie erklärt hatten, beschlossen fünfzehn Staaten im asiatisch-pazifischen Raum die weltweit größte Freihandelszone. delsabkommen mit China. Folglich könnte das Abkommen auch zur Beruhigung der politischen Stimmung zwischen den Ländern beitragen, die in den letzten Jahren immer wieder von Anspannungen geprägt war. Allerdings wird es noch ein paar Jahre dauern, bis der Pakt komplett in Kraft tritt. Kritik am Zögern des Westens Demgegenüber diskutieren die EU und die ASEAN-Staaten bereits seit inzwischen 15 Jahren über ein Handelsabkom- men bzw. die Möglichkeit von Freihandelszonen. Zwischen- zeitlich ist es lediglich zu bilateralen Abkommen zwischen der EU und Singapur sowie Vietnam gekommen. Zudem kri- tisierten Wirtschaftsexperten die einstige Trump-Regierung, dass sie China durch das Aufkündigen des Transpazifischen Handelspartnerschaftsabkommens die Möglichkeit gegeben haben, die asiatisch-pazifische Region wirtschaftlich kon- kurrenzlos zu dominieren. Die Regierung in Peking kann nun Handelsregeln in der Region maßgeblich bestimmen, was für Unternehmen aus den USA und Europa die Wettbewerbsbe- dingungen erschweren dürfte. Es wird behauptet, dass die Abschottungspo- litik der USA unter dem Leitge- danken „America © Digital-Clipart - stock.adobe.com / YiuCheung - stock.adobe.com

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