insider 01/2021 online

tiges Portfolio zu diversifizieren und weil er Unterbewertun- gen identifizierte. Bis zum Allzeithoch aus dem Jahr 1989 ist der Leitindex Nikkei 225 per Ende 2020 jedoch immer noch knapp 43 Prozent entfernt (siehe Abb. 3). Die EU hat es bei aller Kritik fertiggebracht, mit Japan ein bi- laterales Handelsabkommen zu vereinbaren, das im Februar 2019 in Kraft trat. Die EU und Japan decken zusammen ca. 40 Prozent des Welthandels ab. Somit ist das Abkommen ge- wichtiger zu werten als das RCEP der asiatisch-pazifischen Länder. Es sieht vor, Zollbarrieren zu schleifen und nicht- tarifäre Handelshindernisse wie unterschiedliche Standards abzubauen, während geografische Herkunftsangaben sowie soziale Standards abgesichert werden. Für die ersten zehn Monate des Jahres 2019 waren bereits Zuwächse der Impor- te in die EU aus Japan von 6,3 Prozent und Exporte aus der EU nach Japan von 6,6 Prozent zu verzeichnen – und dies, obgleich das Jahr 2019 für beide Volkswirtschaften heraus- fordernd war. Von dem Abkommen am wenigsten betroffen sind die europäischen Maschinenbauer und Automobilkon- zerne. In diesen Branchen bestanden in Japan bereits zuvor kaum oder gar keine Zölle, weshalb japanische Unternehmen insoweit auch weniger aufkommende Konkurrenz aus Europa zu fürchten haben. Risiken im Blick behalten Bei allen positiven Entwicklungen rund um China und die gesamte Wirtschaftsregion bestehen derzeit auch verschie- dene Risiken, die Anleger im Blick behalten sollten. So wird etwa davon ausgegangen, dass die neue US-Regierung um Präsident Joe Biden einen etwas moderateren Kurs gegen- über China in Sachen Handelsstreit plane, sich dabei jedoch verstärkt auf die Menschenrechtsverletzungen (Stichworte Hong Kong und Uiguren) fokussieren könnte. Zudem ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich die EU und weitere west- liche Länder dieser Kritik anschließen würden. Sollte Biden dies im Zuge der Annäherung der USA an die „alten“ Partner gelingen, wäre der Gegenwind für China vermutlich um ein Vielfaches höher als aktuell. Der Konflikt rund um das südchinesische Meer und mit Tai- wan hat sich ebenfalls in den letzten Jahren verstärkt. China sieht Taiwan und das südchinesische Meer als chinesisches Hoheitsgebiet und lässt dort in der jüngeren Vergangenheit immer wieder seine militärischen Muskeln spielen. Eine Eska- lation der Situation bis hin zur militärischen Auseinanderset- zung zwischen China und den USA ist zwar kaum vorstellbar, die Lage sollte dennoch beobachtet werden. Ein weiteres Ri- siko ist derzeit nicht nur für Asien, sondern für die gesamte Weltkonjunktur natürlich das Coronavirus. Verläuft der dies- jährig gestartete Impfprozess nicht so reibungslos, wie es die Märkte ab November 2020 eingepreist haben, und löst dies ggf. weitere Rezessionen aus, wären davon auch Asien und vor allem China (als Werkbank der Welt) betroffen. Zudem kann es dadurch an den Märkten zu erneuten deutlicheren Rücksetzern kommen. Profitabler Zukunftsmarkt Die 2020er-Jahre dürften mit großer Wahrscheinlichkeit das Jahrzehnt Asiens werden. Die wirtschaftlichen Rahmenbe- dingungen, Großprojekte (wie die Neue Seidenstraße) und eine vorteilhafte Demografie untermauern das Wachstum in der Region. Gerade chinesische Unternehmen sollten von diesen Entwicklungen profitieren, zumal sie von der heimi- schen Regierung – ähnlich wie die Großkonzerne der USA von deren Regierung – vielseitig gefördert und geschützt werden. Wen diese Argumente überzeugen, der hat zahlrei- che Möglichkeiten, in die Märkte Asiens zu investieren. Um- fassende Unterstützung erhalten Anlagevermittler z. B. vom Investment Research Team der Bank für Vermögen AG. Ge- fragt nach konkreten Investitionen raten wir von direkten Ak- tienkäufen chinesischer Unternehmen ab. Die Unternehmen sind größtenteils für Außenstehende eine Blackbox, die sich ggf. nicht an international geltende Rechnungslegungs- und Berichtsstandards halten könnte. Daher prüft die US-Regie- rung derzeit auch, ob die Aktien chinesischer Firmen von den US-Börsen genommen werden sollten. Die Finanzierungs- bedingungen der betroffenen Unternehmen (bspw. Alibaba) könnten sich dadurch erschweren. Daher wird empfohlen, die Investition in chinesische Aktien einem erfahrenen Fondsma- nager anzuvertrauen – idealerweise mit optimalen Kenntnis- sen über diesen komplexen Markt. << 35 Thilo Cammann PRIVATE INVESTING Vermögensverwaltung, Investment Research, BfV Bank für Vermögen AG E-Mail: Thilo.Cammann@BFV-AG.de Telefon: +49 6171 9150-511 Abb. 3: Entwicklung des Nikkei 225 Leitindexes von 1991 bis 2020 (ohne Dividenden) Quelle: Bloomberg, Nikkei (Preisindizes), eigene Darstellung / Stand: 31.12.2020

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