insider 01/2021 online

© Peter Himsel, www.himsel.de 39 Anhand der Ergebnisse lässt sich unschwer erkennen, dass die Wahl der Benchmark entscheidend ist. Für Anleger be- deutet das, dass der langfristige Erfolg ihrer Anlageentschei- dung sehr stark davon abhängt, welche Benchmark sie bei der Fondsanalyse gewählt haben. Vergleichsgruppen als Lösung? Wenn die Wahl eines geeigneten Index schwierig ist, kann dann stattdessen nicht einfach der Durchschnitt der relevan- ten Vergleichsgruppe eines Fonds gewählt werden? Mor- ningstar etwa ordnet jeden Fonds in eine Kategorie ähnlicher Fonds ein und berechnet den jeweiligen Kategorie-Durch- schnitt. Im obigen Beispiel wäre das die Kategorie „Aktien Europa“. Grundsätzlich ist das ein sehr interessanter Ansatz. Denn ein aktiv gemanagter Fonds muss sich ja gegenüber seinen Konkurrenten behaupten. Doch ganz so einfach ist die Sache auch hier nicht, da einige Fallstricke lauern. So kann es etwa passieren, dass sich ein Fonds nicht in der richtigen Katego- rie befindet. Gerade bei Mischfonds kann das verheerende Folgen haben. Dazu ein weiteres Beispiel: Ein grundsätzlich flexibler Misch- fonds mit einer Aktienstreuung zwischen null Prozent und 100 Prozent hat seit Jahren eine Aktienquote von 100 Pro- zent. Wie ist dieser Fonds zu kategorisieren? Gemäß seiner Anlagestrategie als flexibler Mischfonds oder gemäß seiner tatsächlichen Allokation in die Gruppe der offensiven Misch- fonds? Nachfolgende Abbildung (siehe Infografik) zeigt, dass sich je nach Kategorisierung ein unterschiedliches Alpha ergibt. So hat dieser Fonds gegenüber der Kategorie „Flexibel“ ein Alpha erzielt. Gegenüber der Kategorie „Offensiv“, in der er objektiv gesehen richtig aufgehoben ist, erzielte er keinen Mehrwert. Die Kategorisierung bei Morningstar ist übrigens auch ent- scheidend für das Rating. In der falschen Kategorie kann das Rating durchaus gänzlich anders ausfallen mit Konsequen- zen für die eigene Anlageentscheidung. ETFs: Produktreinheit wichtig Und wie sieht es bei ETFs aus? Gerade bei Branchen- und Themen-ETFs kommt eine Besonderheit hinzu: die Produk- treinheit. Bildet der Basisindex das Thema richtig ab? Bei klassischen Aktienkategorien (z. B. Aktien Europa) ist die Frage einfach zu beantworten. Bei Themen-ETFs hingegen wird es schwierig. Beispiel Wasser: Es gibt diverse Indizes, die dieses Thema abdecken. Wie gut dieses Thema tatsäch- lich abgebildet wird und ob sich ein Anleger unbewusst zu- sätzliche Risiken einkauft – all das hängt davon ab, welche Unternehmen im Index enthalten sind und ob diese das The- ma tatsächlich repräsentieren. Der Blick allein auf die Perfor- mance ist hier völlig unbrauchbar. Was hilft, ist eine dezidier- te Analyse hinter den Kulissen. Fehlinterpretationen vermeiden Bei der Analyse von Investmentfonds ist der relative Vergleich zu einer Benchmark sehr wichtig. Eine qualitative Aussage hängt jedoch sehr stark von der Wahl der Benchmark ab. Je nachdem, wie diese gewählt wird, können die Ergebnisse un- terschiedlich ausfallen und im schlimmsten Fall zu Fehlinter- pretationen und damit zu Fehlentscheidungen führen. Wir im Research der Bank für Vermögen gehen daher einen großen Schritt weiter: Jeder Fonds wird auf seine Anlagestrategie und seine Allokation geprüft. Erst dann wird entschieden, ob seine offizielle Benchmark bzw. die Morningstar-Kategorie passt. Gegebenenfalls erfolgt eine Umgruppierung und damit die Zuweisung einer neuen Benchmark. Somit stellen wir sicher, dass unsere Analysen auch die richtigen Ergebnisse auswei- sen. Insbesondere beim Alpha. Alles ist eben relativ! << Fonds relativ zu unterschiedlichen Vergleichsgruppen Quelle: Morningstar, eigene Berechnungen BfV Research 120 115 110 105 100 95 90 85 80 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Durchschnitt offensive Mischfonds Durchschnitt flexible Mischfonds Fonds

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