2 5 KAPITALANLAGEN bereits auf dem aktuellen Niveau eingepreist sein könnte. „Insbesondere bei den großen Technologie-Werten ist Vorsicht angebracht: Zwar haben die großen Tech-Titel in den vergangenen Monaten dafür gesorgt, dass sich das Wirtschaftswachstum in den USA trotz steigender Zinsen erstaunlich stabil auf internationalem Spitzenniveau halten konnte. Vieles spricht jedoch dafür, dass sich die Stimmung in den kommenden Monaten wenden wird. So deutet die derzeitig extreme Positionierung darauf hin, dass ein Großteil der KI-Fantasie bereits vollständig eingepreist ist. Der Grad der Sektorkonzentration innerhalb des S&P 500 hat mittlerweile historische Ausmaße erreicht. Informationstechnologie und Kommunikationsdienste machen nahezu 39 Prozent des S&P 500 aus“, führt Raheel Siddigui, Senior Research Analyst, Global Equity Research bei Neuberger Berman, aus. Ähnlich argumentiert Gerit Heinz, Leiter Portfoliomanagement von Bellevue Asset Management, und unterstreicht, dass im Bereich Wachstumsaktien/Technologie an den USA kein Weg vorbeiführe. „Wir legen im Bereich Multi-Asset bei Wachstumsaktien aber auch Wert auf Qualität, also hohe Gewinnmargen, starke Marktstellung und eine solide Bilanz“, so Heinz. Zwischenfazit: Der US-Aktienmarkt ist in der Vergangenheit super gelaufen. Langfristig besteht weiterhin Potenzial für eine Outperformance, dennoch könnte kurzfristig angesichts der Kursstände eine Korrektur oder Verschnaufpause einsetzen. Das gilt insb. für Pacemaker aus dem Tech-Sektor. Bedeutet im Umkehrschluss auch, dass Substanzwerte sich wieder durchsetzen könnten. Speziell in unruhigeren Zeiten (geopolitische Spannungen rund um den Globus) bietet Qualität eine Art Zufluchtshafen für Investoren. Und das spricht tendenziell auch für den europäischen Kontinent. Zinssenkungsfantasie als Rückenwind für Europa? Insbesondere in den entwickelten Volkswirtschaften Europas mehren sich die Anzeichen, dass der Tiefpunkt der Konjunkturflaute überwunden ist. Nach zwei Rückgängen in Folge hat die Wirtschaftsleistung in den ersten drei Monaten des Jahres wieder leicht zugelegt. Unter den großen Eurostaaten fiel der Anstieg in Spanien (+0,7 Prozent) erneut am stärksten aus. Aber auch in Italien (+0,3 Prozent), Frankreich (+0,2 Prozent) und Deutschland (+0,2 Prozent) legte das reale BIP etwas zu. Die Zentralbanken bereiten sich auf eine Lockerung der Geldpolitik vor, was die Voraussetzungen für eine spürbare Erholung in der zweiten Jahreshälfte schafft, und das, obgleich die Inflationsrate im Euroraum im April wie erwartet unverändert bei 2,4 Prozent und auch die jährliche Kerninflation nur minimal von 2,9 Prozent auf 2,7 Prozent fiel. Der Disinflationsprozess hat sich auch in Europa spürbar verlangsamt. Zu viel des Optimismus hinsichtlich deutlicher Zinssenkungen scheint aber verfrüht. Tabelle 1: Leitzinsen Leitzins Aktuell Seit Schweiz 1,5 % 21.03.2024 Großbritannien 5,25 % 21.03.2024 Japan 0,0 – 0,1 % 19.03.2024 Schweden 4,00 % 27.09.2023 Euroland 4,50 % 14.09.2023 USA 5,25 – 5,5 % 26.07.2023 Quelle: https://www.finanzen.net/zinsen/leitzins, Abruf am 05.05.2024 „Eine Senkung im Juni scheint aus EZB-Sicht zwar ausgemacht, zahlreiche weitere Lockerungen scheinen aus heutiger Sicht aber wenig realistisch. Der Leitzins dürfte damit auch zum Jahresende noch in restriktivem Terrain liegen“, so Chefvolkswirt Dr. Johannes Mayr vom Vermögensverwalter Eyb & Wallwitz. Aufwärtspotenzial für europäische Aktien sieht Experte Heinz gleichwohl und fügt an, dass sich die „US-Werte aufgrund ihrer höheren Zinssensitivität im Kontext höherer Renditen daneben aktuell in einem schwierigeren Fahrwasser befinden“ würden.
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