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41 VERSICHERUNGEN Impacts, kurz PAIs. Letztere bezeichnen negative Auswirkungen eines Investments auf Umwelt und Gesellschaft, die Verbraucher in die Lage versetzen sollen, z. B. fossile Energien anteilig oder vollends bei ihrer Kapitalanlage auszuschließen. „PAIs funktionieren in der Beratung nicht wirklich gut, weshalb in der Praxis häufig darauf verzichtet wird“, sagt Baer. „Die PAIs finde ich sehr gut, da sich mit ihnen viel genauer und differenzierter auf die Kundenanforderungen eingehen lässt“, berichtet hingegen Seeliger von ihren Erfahrungen. Bei der anschließenden Suche nach passenden Fonds reicht ihr eine Klassifizierung als Artikel 8-Fonds nicht aus. „Dafür ist das Angebot zu groß und die Bewertungen aufgrund einer immer noch unzureichenden Datenlage schwammig“, sagt die Investmentexpertin. Laut eingangs zitierter AfWUmfrage fehlt es mehr als jedem dritten Vermittler hier an Orientierung, während ein Drittel auf Ratings und 15 Prozent auf Gütezeichen wie das FNG-Siegel setzen (s. Abb. 2) Ebenfalls bemerkenswert: 38 Prozent der Befragten setzen bei der Fondsauswahl im Rahmen der Nachhaltigkeitspräferenzabfrage auf die klassische Methode mit Stift und Papier/ PDF, während 42 Prozent SoftwareTools bevorzugen. Letztere nutzen auch Seeliger und Baer und profitieren dabei von der hauseigenen Fondsprüfung und Depotanalyse, die auch im direkten Investmentgeschäft eingesetzt werden. Die MehrWertGmbH betreibt dies in Kooperation mit der BfV Bank für Vermögen AG, wo man rund 100 Mio. Euro in Nachhaltigkeitsfonds verwalte, davon rund 60 Mio. Euro in nachhaltigen Vermögensstrategien. Generell empfiehlt Baer ein zweistufiges Vorgehen: Trotz ihrer gewöhnlich geringeren Nachhaltigkeitsqualität sollten kostengünstige ETFs durchaus einen Anlageschwerpunkt bilden, weil die Kostenstruktur der Policen „nicht gerade günstig ist“. Ergänzend lassen sich dann solche aktiv gemanagten Aktienfonds hinzuwählen, die als Artikel-9-Fonds möglichst in Kombination mit einem FNG-Siegel samt drei Sternen einen Impact nachweisen und gleichzeitig überzeugende Anlageergebnisse in der Vergangenheit abliefern sollten. „Im Gegensatz zu anderen Marktteilnehmern reicht uns für VisionGrün die Klassifizierung nach Artikel 8 und 9 allein nicht aus“, sagt Matthias Sattler. Der Leiter Vertrieb bei der Alte Leipziger Lebensversicherung a. G. begründet dies mit dem rein informatorischen Charakter dieser Fondsklassifizierungen. Für die Nachhaltigkeitsmarke „VisionGrün“ qualifiziere sich ein Fonds erst, wenn er den hauseigenen Mindeststandard und weitere ESG- oder SDG-Kriterien erfüllt, sagt er. Dies habe zuletzt zum Ausschluss von 38 Artikel-8-Fonds aus der Fondspalette von „VisionGrün“ geführt. Neben der Alten Leipziger gehört bei Seeliger & Co. die LV 1871 zu den präferierten Partnern in diesem Bereich. Dort überzeugt besonders die Klimarente, bei der die Kundengelder in fünf „dunkelgrüne“ Fonds des Nachhaltigkeitspioniers Ökoworld investiert werden. Für die MehrWert-GmbH ist die zur Bayerischen gehörende Pangaea Life bei der Altersvorsorge ein sehr wichtiger Partner geworden. Der Versicherer hat seine grüne Fondspolice, die über zwei Fonds in Sachwerte der Erneuerbaren Energien und ESGWohnimmobilien investiert, jüngst erweitert. So können bei „Blue Invest“ nachhaltige Aktienfonds und ETFs im Umfang von bis zu 50 Prozent beigemischt werden, was ein spürbar höheres Maß an Diversifizierung ermöglicht. Außerdem setzt Baer auf die „GrüneRente“ der Stuttgarter und die „NEXT“-Tariflinie des VOLKSWOHL BUNDES, letztgenannte insb. mit Blick auf Garantien. Gerade wenn es um die Rente geht, ist das Sicherheitsbedürfnis hierzulande nach Erfahrungen des Beraters immer noch hoch. Das gelte häufig selbst bei jungen Leuten. Spätestens wenn Garantien gewünscht werden, gehört auch die Nachhaltigkeit der Kapitalanlage des Versicherers auf den Prüfstand. „Die nachhaltigen Investments in unserem Sicherungsvermögen haben einen Anteil von einem Prozent“, sagt Stefanie van Holt, Vertriebsvorständin der VOLKSWOHL BUND Versicherungen. Darüber hinaus werden zahlreiche nachhaltigkeitsbezogene Ausschlusskriterien bei der Kapitalanlage angewendet. „Der Anteil dieser Investments im Sicherungsvermögen liegt bei 65 Prozent per 30. September 2023“, sagt van Holt. Sattler beziffert den Anteil des Sicherungsvermögens bei der Alte Leipziger, der „ökologische und soziale Merkmale berücksichtigt, auf über 70 Prozent“. Der Vertriebsleiter fügt hinzu: „Das heißt: Für diesen Anteil halten wir verpflichtende Kriterien ein, die in unserer Nachhaltigkeitsstrategie für die Kapitalanlage festgelegt sind.“ Jens Göhner, Leiter Produkt- und Vertriebsmarketing Vorsorge und Investment bei der Stuttgarter Lebensversicherung a. G., sichert hinsichtlich der „GrüneRente“ zu, „in Höhe des im Sicherungsvermögen angelegten Guthabens in sozialen und ökologischen Projekten und Kapitalanlagen zu investieren“. Anlagebeispiele seien Windkraft und Solarenergie, sozial genutzte Immobilien und Projekte wie etwa Kindertagesstätten und SenioreneinAbb. 2: Orientierung nachhaltige Investmentfonds Woran orientieren Sie sich bei der Suche nach nachhaltigen Investmentfonds? Quelle: Der Bundesverband AfW Gütezeichen/Siegel (z. B. FNG) Ratings (z. B. Morningstar) Infoportale (z. B. Faire Fonds) k. A. Sonstiges 15 % 33 % 6 % 36 % 11 %

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