BCA_insider_02_24

VERSICHERUNGEN seit diesem Jahr BU-Kunden z. B. zusätzliche Services, die gezielt auf mentale Gesundheit ausgerichtet seien. Mit dem Thema psychische Erkrankungen gehe auch die Frage der Versicherbarkeit von Kunden mit entsprechenden (Vor-) Erkrankungen einher. Psychische Erkrankungen seien wesentlich komplexer als andere Krankheitsbilder. Die BU-Risikoprüfung müsse daher das Risiko jedes einzelnen Versicherungs- und Leistungsantrags so realistisch wie möglich bewerten können. Das sei eine große Herausforderung für die Branche, wohl auch für die nächsten Jahre. Psychische Erkrankungen nehmen zu Psychische Erkrankungen scheinen die neue Zivilisationskrankheit zu werden. Im Gesamtbestand der Alte Leipziger Lebensversicherung seien zwischen 2010 und Ende 2022 28 Prozent aller BU-Leistungsfälle darauf zurückgegangen, Tendenz steigend. Auch das aktuelle SBU-Rating 2024 von Franke und Bornberg nenne psychische Erkrankungen als häufigste BU-Ursache. Steigender Leistungsdruck in unserer Gesellschaft und Stress im privaten Umfeld befeuerten diese Entwicklung. Nach den psychischen Erkrankungen sind laut dem Versicherer Krebserkrankungen und Erkrankungen des Bewegungsapparates die häufigsten BU-Ursachen. Auch die Baloise nennt nach den psychischen Erkrankungen Krebs und Einschränkungen am Skelett- und Bewegungsapparat. Trotz der Kategorisierung seien die Krankheitsbilder sehr individuell, daher seien für eine Leistungsfallprüfung eine hervorragende Ausbildung und viel Erfahrung erforderlich. Neben Franke und Bornberg belegten auch Statistiken des GDV, der Deutschen Rentenversicherung Bund sowie MORGEN & MORGEN, dass die meisten Berufs- oder Erwerbsunfähigkeitsfälle auf Erkrankungen der Psyche zurückzuführen seien; der Anteil dieser Erkrankungen sei in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. InterRisk bekomme immer mehr Leistungsanträge von jungen Menschen – nach recht kurzer Vertragsdauer. Hier gehe es dann oft um psychische Erkrankungen, eine Entwicklung, die auch marktweit festzustellen sei. Die Allianz verzeichne bei (auch vorübergehender) Arbeitsunfähigkeit wegen psychischer Erkrankungen noch keine außergewöhnliche Entwicklung, gehe aber davon aus, dass jeder vierte Erwachsene einmal im Leben psychisch erkranke. Auch junge Menschen zwischen 18 und 34 Jahren seien betroffen. Krankheitsfälle mit diagnostizierten Depressionen hätten sich in dieser Altersgruppe von 1998 bis 2020 laut Robert Koch-Institut fast verdoppelt. Daher müsse man gerade bei jungen Antragstellern von BU-Versicherungen in den kommenden Jahren mit einer zunehmenden Anzahl psychischer Erkrankungen rechnen. Die Allianz habe daher 2023 Verbesserungen umgesetzt, um psychisch Vorerkrankten leichter – oder überhaupt – Zugang zum Versicherungsschutz zu ermöglichen, häufig sogar dann, wenn sie sich aktuell in Behandlung befänden. Je nach Art und Schwere der Erkrankung könne in der Berufs- und Dienstunfähigkeitsversicherung eine Ausschlussklausel erforderlich sein, ggf. kombiniert mit einem Beitragszuschlag. Bei Vereinbarung einer Ausschlussklausel werde bei Berufs- oder Dienstunfähigkeit aufgrund psychischer und psychosomatischer Erkrankungen nicht geleistet. In zwei von drei Fällen habe die BU aber andere Ursachen. Werde eine Ausschlussklausel vereinbart mit zusätzlichem Beitragszuschlag bei Burnout sowie leichten und mittelschweren Depressionen, könne dieser nach fünf Jahren überprüft werden. Angststörungen und Trauerreaktionen seien meist versicherbar, wenn sie nicht mehr akut seien. Je nach Zeitpunkt und Ausprägung könne eine Ausschlussklausel erforderlich sein, die in bestimmten Konstellationen nach drei Jahren auf Wegfall überprüft werden könne. Die ersten Praxiserfahrungen zeigen eine hohe Akzeptanz bei Kunden und Vermittlern. Markt für Unfallversicherungen stagniert Abschließend noch ein Blick auf die Unfallversicherung. Der Markt für Unfallversicherungen verzeichnet laut GDV seit Jahren eine konstante Versichertendichte von etwa 40 Prozent, so die Haftpflichtkasse. Eine Unfallversicherung sei für jeden relevant, da staatliche Unterstützung bei körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen nach einem Unfall oft lückenhaft sei. Besonders junge Erwachsene seien oft nicht ausreichend abgesichert. „Eine Unfallversicherung kann sich vom Markt abheben, indem sie Schutz für jedes Alter und jede Lebenssituation bietet, ohne dass zusätzliche Einschlüsse erforderlich sind“, sagt Helmut Wagner, Leiter Unfall Vertrag bei der Haftpflichtkasse. Die Baloise beschreibt den deutschen Unfallmarkt als stagnierend, ein leichter Rückgang des Prämienvolumens sei prognostiziert. Die absoluten Vertragsstückzahlen seien weiterhin sinkend, woraus ein Verdrängungswettbewerb resultiere. Wachsend seien die digitalen Zugangswege für © Demianastur – stock.adobe.com 46

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