insider 03/2020 online
22 ein paar Wochen oder Monaten eine schrittweise Normalisierung folgen. Regierungen und Notenbanken kün- digten Hilfsprogramme in nie zuvor ge- sehenem Umfang an. Schon bis Ende Mai wurde ein Großteil der Kursverluste wieder aufgeholt. Für die ersten fünf Monate verblieb beim Weltaktienindex ein Rückgang um rund 8 Prozent. Wer zur Hälfte einen globalen Index für Ren- tenpapiere einbezieht, verringerte den Verlust auf gut 3,6 Prozent. Differenzierte Entwicklungen Staatsanleihen profitierten im Crash zu- nächst von der Flucht in diesen vermeint- lich sicheren Hafen. Diese Kursgewinne gingen allerdings im Anschluss ebenso rasch wieder verloren. Doch trotz die- ser Turbulenzen wirkten Rentenpapiere insgesamt einmal mehr stabilisierend auf ein Gesamtportfolio, zumindest Staatsanleihen guter Bonität. Bei Un- ternehmensanleihen wurde dagegen stärker differenziert: Kursverluste gab es, wo die Krise die Ausfallrisiken erhöhte. Und auch an den Aktienmärkten wurde stark differenziert: Unter den Emerging Markets hielt sich bspw. der chinesi- sche Aktienmarkt recht gut (MSCI Chi- na mit minus fünf Prozent bis Anfang Juni), während insbesondere Brasilien hohe Verluste mit einer nur unterdurch- schnittlichen Erholung zeigte (MSCI Brazil −23,1 Prozent). Von den etab- lierten, westlichen Börsen schlug sich ausgerechnet der in den weltweiten Aktienindizes sehr hoch gewichte- te US-Aktienmarkt gut: Für die ersten fünf Monate ergibt sich nur ein Minus von fünf Prozent, während bspw. der IBEX-Index für spanische Aktien einen Rückgang von fast 25 Prozent auswei- sen muss. Gutes Umfeld für aktives Fondsmanagement? Nicht minder differenziert zeigten sich die Aktienmärkte im Hinblick auf das Abschneiden verschiedener Branchen: Der Kollaps des Ölpreises schickte Ak- tien von Energiekonzernen in ein tiefes Tal. Für die ersten fünf Monate steht unterm Strich beim entsprechenden MSCI-Branchenindex ein Minus von 31 Prozent. Vor allem Sorgen um Kreditaus- fälle belasteten Bankaktien: Der MSCI World Financials verzeichnet ein Minus von 23,9 Prozent. Als Profiteure der Corona-Krise wurden dagegen Aktien aus der Pharmabranche sowie Tech- nologieaktien bevorzugt: Die entspre- chenden weltweiten Branchenindizes schafften es gegenüber dem Jahresbe- ginn bis Anfang Juni in die Gewinnzone (+3,8 Prozent bzw. +4,9 Prozent). Eigentlich sollte man annehmen, dass gerade ein Börsenumfeld mit starken Kursbewegungen in beide Richtungen und sehr unterschiedlichen Ergebnissen je nach geografischem oder sektoralem Schwerpunkt ein gutes Umfeld für ak- tives Fondsmanagement böte. Doch es gelang wieder nur wenigen aktiven Managern, das ereignisreiche und stark differenzierende Börsengeschehen für eine klare Outperformance gegenüber passiven Investmentlösungen zu nut- zen. Weltweit anlegende Aktienfonds ohne Festlegung auf bestimmte Seg- mente oder Strategien verzeichneten im Durchschnitt der ersten fünf Monate 2020 ein Minus von 8,5 Prozent. Der vergleichbare MSCI-Aktienindex schnitt mit einem Rückgang um 8,3 Prozent nur etwas besser ab. Entsprechende globale Aktien-ETFs liefern sich also ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Durch- schnitt der aktiv gemanagten Fonds. Schlechter sieht die durchschnittliche Leistung von aktiv gemanagten Misch- oder Multi-Asset-Fonds aus. Ohne Festlegung auf bestimmte Regionen, Branchen oder Strategien verloren sie in den ersten fünf Monaten im Durch- schnitt 6,9 Prozent. Ein jeweils zur Hälfte aus einem globalen Renten- und Aktienindex bzw. entsprechenden ETFs bestehendes Portfolio verlor aber nur 3,6 Prozent. Während viele reine Akti- enfonds ihre Positionen durchgehalten und deshalb die Kurserholung nicht verpasst haben, glaubten viele Misch- fondsmanager im März, ihre Aktien- © kikkerdirk - stock.adobe.com
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