insider 04/2020 online

ie Erwartung von Fortschritten beim Kampf gegen die Pandemie und eine zunehmend erkennbare Er- holung der Weltwirtschaft hat US-Aktienindizes wie den S&P 500 und den Nasdaq 100 im Sommer auf neue Re - kordhöhen steigen lassen. Eine Analyse der Kursrallye, die auf den Crash im März dieses Jahres folgte, zeigt unterschiedli - che Gründe für die rasche Kurserholung, vor allem die Geld - flutung durch die US-Notenbank. US-Präsident Trump zählt nicht mehr zu den Gründen. Im Gegenteil: Seine verheerende Corona-Politik hat die größte Volkswirtschaft der Welt an die Spitze der Infizierten- und Todeszahlen weltweit katapultiert. Der Mangel an Planungssicherheit ist zum Belastungsfaktor geworden. Die Aufwärtsbewegung der Wallstreet konnte das aber kaum bremsen. Im Sommer nahm die Breite der Kurserholung ab. Dass die US-Aktienindizes neuen Rekordhöhen entgegenstrebten, lag im Juli und August nur noch an wenigen großen Technologie - aktien mit hohemGewicht in den Indizes: Apple, Amazon, Al - phabet, Microsoft und Facebook gelten vielen Investoren als Aktien, mit denen man nichts falsch machen kann. Diese „Erfolgsstorys“ wanderten ungeachtet ihrer am - bitionierten Bewertung in die Depots Hunderttau - sender Privatanleger und fast ebenso vieler Invest - mentfonds. Neben der De-facto-Monopolstellung in ihren jeweiligen Geschäftsfeldern gilt auch der Umstand, dass die Zinsen nahe Null liegen, als Grund für die hohe Bewertung. Wachstumsakti - en stützen ihren Wert in hohem Maße auf die Er - wartung zukünftiger Gewinne. Finanzmathematisch macht die hohe Bedeutung des Diskontierungszinses solche Aktien zu „Long-Duration-Equities“. Neues Inflationsziel zementiert den Nullzins Insofern hätte die strategische Änderung bei der Geldpolitik der US-Notenbank diesen Long-Durati - 12 © Redshinestudio - stock.adobe.com / alan - stock.adobe.com on-Aktien helfen sollen. Denn durch die Neudefinition ihres Inflationsziels hat die Fed den Ausblick auf eine sehr lo - ckere Geldpolitik für Jahre untermauert. Das jetzt geltende „Average Inflation Targeting“ erlaubt es der Fed, vergange - ne Unterschreitungen des Zwei-Prozent-Inflationsziels mit zukünftigen Überschreitungen zu verrechnen. Nachdem die US-Inflation in den vergangenen Jahren meist unter zwei Pro - zent lag, würde also auch ein Inflationsanstieg auf vielleicht drei bis vier Prozent keine sofortigen Gegenmaßnahmen er - fordern. Trotzdem setzten bei den beliebten Technologieaktien im September Gewinnmitnahmen ein. Diese Kurskorrektur war sowohl fundamental als auch markttechnisch überfällig. Sollte damit eine weitreichende Bewertungskorrektur dieser Aktien begonnen haben, wird dies aufgrund ihres hohen Gewichts in den Aktienindizes vielen Fonds und Privatanlegerdepots zu einer schweren Bürde für deren Performance. Die US-Notenbank dürfte sich mit ihrer „Guidance“, die Zinsen nicht vor dem Jahr 2024 wieder zu erhöhen, dem Rand ihrer Möglichkeiten genähert haben. Der monetäre Stimulus für die Börsen war gewaltig und dürfte den US-Aktienmarkt auch weiterhin stabili - sieren. Neue Impulse müssten nun aber wohl ver - stärkt von der Politik kommen. Bekämpfung der Corona-Pandemie Der amtierende US-Präsident hat bereits auf tra - gische Weise bewiesen, mit der Eindämmung der Covid-19-Pandemie völlig überfordert zu sein. He - rausforderer Joe Biden dürfte es besser gelingen, die größte Volkswirtschaft der Welt mit gezielten Konjunkturprogrammen wiederaufzubauen. Dabei müsste sich jeder US-Präsident möglichst auf eine eigene Mehrheit im US-Kongress stützen, der teil - Vom Corona-Crash im März hat sich die Wallstreet rasch erholt. Nun rücken die Präsidentschafts- und Kongresswahlen am 3. November in den Fokus: Welchen Einfluss können die Ergebnisse auf die Börsen haben?

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