insider 04/2020 online

14 © fabioberti.it - stock.adobe.com / mattz90 - stock.adobe.com tet, die USA auf der Weltbühne kleiner zu machen. Dass die praktischen Auswirkungen seiner Politik im krassen Widerspruch zu seinem Motto „Make America great again“ stehen, passt ins Bild einer von Lügen und Desinformation gekennzeichneten Prä - sidentschaft. Das ganze Ausmaß der von Trump betriebenen Schädigung der USA wird allerdings erst auf den zweiten Blick sichtbar. Die Liste der Beispiele ist dafür umso länger. So war eine sei - ner ersten außenpolitischen Maßnahmen die Aufkündigung der Transpazifischen Partnerschaft, kurz TPP. Über viele Jah - re war es US-Diplomaten gelungen, ein Handelsabkommen mit Australien, Brunei, Chile, Japan, Kanada, Malaysia, Mexi - ko, Neuseeland, Peru, Singapur und Vietnam zu schmieden, das ganz offensichtlich China trotz seiner Lage am Pazifik ausschlie - ßen sollte. Tatsächlich war es ein inoffizielles geostrategisches Ziel der USA, mit TPP den wirtschaft - lichen Aufstieg Chinas zu bremsen und dessen weltweit stark wach - senden Einfluss zumindest in der pazifischen Region zu behindern. Kurz vor der Unterzeichnung mach - te Trump dies mit einem Federstrich zunichte. Die verbliebenen elf TPP- Mitglieder hielten am Ziel fest, den Handel zwischen ihren Volkswirt - schaften durch den Abbau von Zöllen auf Agrar- und Indust - rieprodukte zu stärken. Sie unterzeichneten am 8. März 2018 ein leicht modifiziertes Freihandelsabkommen „CPTPP“. Mit dem Austritt der USA wurde der Weg für eine Annähe - rung der CPTPP-Staaten an China frei; sogar eine Mitglied - schaft Chinas erscheint nun irgendwann möglich: Ein Beispiel dafür, wie der intellektuell dem Amt nicht gewachsene US- Präsident das Gegenteil von dem bewirkte, was er versprach. Wenig bekannt ist auch das Ausmaß der diplomatischen Schwächung der USA, die Trump binnen kürzester Zeit voll - zog. Viele US-Botschafter wurden entlassen und durch di - plomatisch unerfahrene Freunde Trumps ersetzt. Zahlreiche Spitzenbeamte des Außenministeriums wurden „gefeuert“ oder kündigten angesichts des Kahlschlags in der US-Außen - politik den Staatsdienst. Bis heute sind viele Stellen gar nicht oder nicht adäquat wiederbesetzt worden. Der Schaden aus vier Jahren Trump für die Bedeutung der USA in der Weltpo - litik ist inzwischen unumkehrbar. Die Konfrontation der USA mit China würde auch unter Prä - siden Biden bleiben. Während Trump eine Zurückverlage - rung von Produktionsstätten in die USA will („On-Shoring“), dürfte eine Regierung Biden gegenüber westlichen Handels - partnern zu einer stärker von Kooperation geprägten Politik zurückkehren. Ein Wahlsieg Trumps würde den Welthandel weiter schwächen, was neben China und Japan auch die EU belasten würde, die multilaterale Handelsbeziehungen pfle - gen. Biden hat bereits angekündigt, im Falle eines Wahlsiegs auch Handelsgesetze von Trump wieder zu ändern. Seine Außenpolitik dürfte multilateral ausgelegt sein, ähnlich dem europäischen Modell. ESG-Aspekte Unter Trump sind die USA aus dem Pariser Abkommen aus - getreten, ein Übereinkommen von etwa 190 Ländern, die Treibhausgasemissionen zu verringern. Biden erklärte, die USA wieder an das Abkommen zu binden. Die wachsende Be - deutung von ESG- und Nachhal - tigkeitsaspekten wird von Trump ignoriert, womit US-Wertpapiere zunehmend schlechter investierbar werden. Biden legt den Fokus da - gegen auf eine „grüne“ Infrastruk - tur sowie die Berücksichtigung der UN-Klimaziele. Mit seinem ge - planten, 2 Bio. US-Dollar schweren Klimapaket, das sich auf saubere Energie und die Verringerung der Emissionen fossiler Brennstoffe bei gleichzeitiger Sanierung der Infrastruktur konzentriert, wür - den sich verstärkt nachhaltige Investmentgelegenheiten an den US-Kapitalmärkten bieten. Die Öl- und Erdgasindustrien, die von Trump gefördert werden, dürften allerdings schlechter abschneiden, wenn Biden Präsident wird. Fazit: Aspekte wie Unternehmenssteuern und Regulierung würden im Fall einer Wiederwahl Trumps Kursgewinne zu - mindest bei Aktien der betroffenen Branchen erwarten las - sen. Über die Grenzen der USA hinaus, mittel- bis längerfris - tig auch in den USA selbst, wäre dagegen ein Wahlsieg von Biden und seiner Demokraten im US-Kongress für die Börsen besser. <<

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