insider 04/2020 online
20 da das gelbe Edelmetall als Inflations - hedge fungiert. Auch der schwächelnde US-Dollar hat Einfluss auf den Goldpreis. Mitten in der Corona-Pandemie hat die US- Notenbank jüngst einen Schwenk ihrer geldpolitischen Strategie vollzogen und den Dollar geschwächt. Die Folge: Die Dollar-Anlagen verlieren an Attraktivi- tät. Die Vorboten sind schon jetzt gut zu erkennen. Da die Rohstoffmärkte US-Dollar-denominiert sind, führt ein schwacher US-Dollar tendenziell zu steigenden Rohstoffpreisen. „Das re - kordverdächtige Haushaltsdefizit und das weiterhin hohe Handelsdefizit werden im nächsten Jahr zu einem schwachen Greenback führen. Die wichtigen Weltleitwährungen und ‚si - cheren Häfen‘ – US-Dollar, japanischer Yen und Schweizer Franken – haben seit den 70er-Jahren gegenüber Gold stark abgewertet“, so Portfolio - manager Wehner. Immerhin war der Euro-Dollar-Wechselkurs zu Jahresbeginn bei 1,11 US-Dollar – mittlerweile hat sich der Euro, trotz jüngster Schwäche, auf 1,17 US- Dollar aufgewertet. In der Sum - me wirkt das unterstützend für Gold. Rekordzuflüsse in ETFs Wer sind nun die zentralen Treiber hin- ter diesem Goldpreisanstieg? Obwohl die allgemeine Nachfrage nach Gold in der ersten Jahreshälfte auf rund 2.000 Tonnen zurückging, verzeichne - ten gold-gestützte ETFs in den ersten sechs Monaten rekordartige Zuflüsse in Höhe von 734 Tonnen. Diese Rekordzu - flüsse wurden durch die weltweiten Re - aktionen der Zentralbanken und Regie - rungen auf die Corona-Krise, die sich in Form von Zinssenkungen und massiven Liquiditätsspritzen äußerten, angeheizt. „Covid-19 hat eine ideale Grundlage für Investitionen in Gold geschaffen, da his - torische Liquiditätsspritzen und rekord - tiefe Zinssätze die Kosten für den Trans - port von Gold erheblich gesenkt haben. In der ersten Jahreshälfte haben wir einen sprunghaften Anstieg des Gold - preises zusammen mit Rekordzuflüssen in goldgestützte ETFs gesehen“, be - merkt Louise Street , Market Intelligence beim World Gold Council. Demgegen - über verringerten sich die Investitionen in Goldmünzen und kleine Goldbarren deutlich und auch die Schmucknach- frage sank. Und auch die Zentralbanken erwarben deutlich weniger Gold als im Vorjahr (siehe Infografik). Silber bietet viele Vorteile Nicht nur Gold glänzte zuletzt, auch der kleine Bruder Silber feierte sozusagen ein Comeback. Notierte der Silberpreis lange Zeit in der Spanne zwischen 14 und 18 US-Dollar je Unze, so schwankt er mit Stand 22. September 2020 um die 25 US-Dollar. Experten führen ins Feld, dass die ETF-Käufe auf Silber seit Anfang des Jahres schneller als die Goldalternativen gestiegen sind. Silber hat mitunter den Vorteil, dass es zu - nehmend in Technologien zur Energie- umwandlung eingesetzt wird. Eine der Anwendungen ist die Elektromobilität. „Betrachtet man das Gold-Silber-Ratio, so erscheint Silber bei einem aktuellen Stand von 72 noch immer relativ güns - tig bewertet zu sein. Der langfristige Durchschnitt liegt bei etwa 65 Unzen Silber für eine Unze Gold. Zudem ist Silber von seinen Höchstständen 2011 von über 48 US-Dollar noch weit ent - fernt – inflationsbereinigt wäre sogar noch erheblich mehr möglich. Dennoch sollte man immer berücksichtigen, dass Silber nicht nur ein Edelmetall ist, son- dern auch ein Industriemetall“, fasst Ge - schäftsführer Lipfert zusammen. Silber ist, anders als Gold, viel mehr an den konjunkturellen Verlauf einer Ökonomie gebunden und entsprechend volatil. Abseits dieser Edelmetalle standen, trotz der tiefgreifenden Marktumbrü - che seit Jahrzehnten, zuletzt auch In - dustriemetalle und Rohstoffe wie Pal - ladium, Kupfer oder Soja im Fokus und verzeichneten entsprechende Anstiege. Das ist in erster Linie auf die vergleichs - weise schnelle Erholung der Wirtschaft insbesondere in China zurückzuführen. Die Chinesen deckten sich zuletzt mit Rohstoffen ein. Sollte die chinesische Wirtschaft ihren Erholungskurs fortset - zen, könnte sich dieser Trend bei ausge- wählten Industriemetallen und Rohstof - fen fortsetzen. Zusätzlich haben diverse Inflationssorgen die Rohstoffpreise an - steigen lassen. Fazit: Insbesondere Edelmetalle, aber auch die gesamte Rohstoffpalette und Industriemetalle sind in den letzten Monaten immer mehr in den Fokus der Investoren gerückt sind. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Nicht zuletzt die expansive Geldpolitik und die Fiskalpo - litik sind als Stimuli zu erwähnen. << © pookpiik - stock.adobe.com Quelle: Metals Focus, World Gold Council Goldnachfrage 2018/2019 und Entwicklung im Jahr 2020 4.389,7 2.122,6 326,0 1.273,4 869,8 403,6 667,7 4.405,0 2.248,4 334,8 1.165,2 1.090,3 75,0 656,6 0 -6 -3 9 -20 >300 2 Goldnachfrage gesamt (in Tonnen) Davon anteilig: Schmucksektor Technologiesektor Investments - davon Investitionen in Barren und Münzen - davon in ETFs und vergleichbare Produkte Zentralbanken & andere Institutionen 2018 2019 Veränderung in % (gerundet) 1.015,7 251,5 66,6 582,9 148,8 434,1 114,7 1.136,9 529,6 80,7 295,0 218,9 76,1 231,7 -11 -53 -18 98 -32 >300 -50 Goldnachfrage gesamt (in Tonnen) Davon anteilig: Schmucksektor Technologiesektor Investments - davon Investitionen in Barren und Münzen - davon in ETFs und vergleichbare Produkte Zentralbanken & andere Institutionen Q2-2019 Q2-2020 Veränderung in % (gerundet)
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