insider 04/2020 online

sondern kann auch durch den Einsatz von Derivaten bewerkstelligt werden. Exogene Faktoren wie die Corona-Krise sind nicht vorhersehbar, aber Kursab- schläge lassen sich auch durch die vor- genannten Maßnahmen begrenzen. Johannes Müller: Dem stimme ich ge- nerell zu. Eine 100-prozentige Ab - sicherung gibt es nicht, es sei denn, man investiert ausschließlich in den „risikolosen“ Zins, der in der Eurozone bekanntermaßen deutlich negativ ist. Gegen Kursausschläge bei risikobehaf - teten Anlagen kann man sich mit Op- tionsstrategien absichern. Man muss sich dabei aber bewusst sein, dass dies in ruhigen Zeiten die Gesamtren - dite schmälert. Ein anderer Ansatz ist, trotz niedrigster oder sogar negativer Renditen weiterhin Staatsanleihen zu halten. Duration hat sich auch in den Chaostagen des März 2020 erneut als geeigneter Stabilisator für Portfolios erwiesen. Man kann so eine Strategie etwa mit einer Hausratversicherung vergleichen: Man zahlt regelmäßig sei - ne Prämie, um im Schadenfall abgesi - chert zu sein. Frank Ulbricht: Stichwort Risikodiver - sifikation: Wo versprechen Sie sich bei den Anlageklassen Aktien und Anleihen die besten Chancen? Thorsten Schrieber: Tendenziell dürfte die Aktie der einzige Weg sein, mit- tel- bis langfristig seine Anlageziele zu erreichen. Natürlich kommt auch den Renten immer noch eine wichtige Rolle zu, insbesondere in einem gemischten Portfolio als wertstabilisierende Kom - ponente. Schon vor längerer Zeit hatte man die Bonds aufgrund des Zinsni - veaus abgeschrieben, aber die Liquidi - tätsflut führte auch in den letzten zwölf Monaten dazu, dass selektiv mit Staats - anleihen und Corporates gute Renditen erzielt werden konnten. Auf der Aktien - seite muss man insbesondere bei Di- videnden-orientierten Anlagen darauf achten, dass es zu keinen Dividenden- kürzungen oder kompletten Ausfällen kommt. 24 © peshkova - stock.adobe.com / Frank Ulbricht: Inwiefern spielen Emer - ging Markets eine mehr oder weniger bedeutende Rolle bei der Portfolioallo - kation? Johannes Müller: Emerging Markets sollten definitiv in der Allokation be - rücksichtigt werden, und zwar mit zu - nehmendem Gewicht. Viele Volkswirt - schaften aus dem Bereich der Emerging Markets haben bewiesen, dass sie insti - tutionell in der Lage waren, die Corona- Krise effizient in den Griff zu bekom - men. Weiter haben sich einige Länder zunehmend auf Hightech-Produkte spezialisiert und profitieren jetzt von der verstärkten Nachfrage. Frank Ulbricht: Inwieweit würden Sie die drei Bereiche Digitalisierung, Nach - haltigkeit und Gesundheit als Trends einstufen? Thorsten Schrieber: Das Thema Digi- talisierung begleitet uns natürlich schon über Jahre, hat aber durch Corona noch einen Leverage erhalten und wird ein langfristiger Trend bleiben. Gleiches gilt für die ESG-Thematik, da der Impact, den Umwelt, Soziales und Lenkungs - verhalten auf die Entwicklung von Un - ternehmen haben, unmittelbar mit der Zukunftsfähigkeit der Menschheit ver - bunden ist. Das Thema Gesundheit ist unter dem Eindruck von Covid-19 rele - vant und es wird Profiteure geben, aber als langfristiger Trend ist das Thema sicherlich eher mit der demografischen Entwicklung verknüpft. Neben diesen Trends sehen wir den Bereich der Ver - sorger – langfristig abgesicherte hohe Dividendenrenditen –, aber auch das Thema Gold als relevant an. Frank Ulbricht: Viele Marktteilnehmer schauten in den vergangenen Mona - ten insbesondere auf das US-Parkett. Sehen Sie Chancen, dass die europäi- schen Aktienmärkte angesichts der zu- rückliegenden Hausse in den USA eine Outperformance hinlegen könnten? Carsten Roemheld: Wir sehen durch- aus eine gute Chance dafür, dass die Thorsten Schrieber ist seit 2018 Vorstand der Bereiche Vertrieb (Institutional, Wholesale, Retail), Sales Support sowie Marketing & PR. Er verfügt über langjährige Vertriebserfahrung im Asset-Management. So verantwortete er bei der Credit Suisse Asset Management GmbH, Zürich Investmentgesellschaft mbH und Fidelity Brokerage Services jeweils den Vertriebsbereich. Zwischen 2001 und 2007 war er bereits für die DJE Kapital AG sowie die DJE Investment S. A. als Vorstand für Vertrieb und Marketing tätig. Dr. Andreas Sauer gründete im Januar 2014 die ansa capital management und ist seitdem Prinzipal des Unternehmens. Seine Leidenschaft gilt seit 25 Jahren dem Erforschen und Entwickeln quantitativer Asset-Management-Methoden und deren zielführender Umsetzung für institutionelle Anleger. 1999 zählte er zu den Gründern und Partnern der heutigen Quoniam Asset Management und führte sie als CEO und CIO innerhalb von 13 Jahren zur erfolgreichsten Investment-Boutique Deutschlands.

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