insider 04/2020 online
© profit_image - stock.adobe.com 62 „NACHHALTIGE GELDANLAGEN SIND GEFRAGT“ : Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung in der Gesellschaft. Wie sieht es diesbezüglich bei Geldan- lagen aus? Mark-Uwe Falkenhain: Wir beobachten, dass Anleger kriti- scher werden: Immer mehr Kunden möchten wissen, wie ihr Kapital innerhalb der Geldanlage verwendet wird. Es wird er - wartet, dass Investitionen in Unternehmen, die Arbeits- oder Menschenrechtsnormen verletzen bzw. ohne Rücksicht auf begrenzte Ressourcen produzieren, vermieden werden. Ver - stärkt wurde diese Handlungsweise durch die globale Reak - tion auf die Corona-Pandemie. Als Asset-Manager stellen wir zudem fest, dass sich die Wirtschaft imWandel befindet: Der Trend zur Nachhaltigkeit, also zu Unternehmen, die mit ihrem Geschäftsmodell den aktuellen Anforderungen auf Augenhö - he begegnen, verstärkt sich immens. : Grüne Investments gibt es einige im Markt. Wie grenzt sich Ihr Angebot ab? Andreas Enke: Für unser Haus sind prinzipiell zwei Punkte entscheidend: Ausschluss und Unterstützung. Wir vermei - den Investitionen in Unternehmen, deren Geschäftsmodell auf Atomenergie, fossilen Brennstoffen oder Rüstung beruht, und das mit durchaus harten Umsatzgrenzen. Auch Unter - nehmen, deren Geschäftspraktiken gegen Umweltschutz, Arbeitsrechts- oder Menschenrechtsnormen verstoßen, wer - den generell ausgeschlossen. Im Unterschied zu neuen ESG- ETF, die nur über Ausschlusskriterien verfügen, sucht unser Haus zusätzlich bewusst Konzepte, die mindestens eines der Nachhaltigkeitsziele der UN, die sog. 17 „UN-SDGs“, laut Geschäftsmodell gezielt unterstützen. Beispiele hierfür sind Beiträge zur Bekämpfung des Klimawandels oder der Armut im globalen Süden. Übrigens: Unserer Ansicht nach ist längst nicht jedes grüne Geldangebot im Markt zu 100 Prozent nachhaltig investiert. : Wie ist das möglich? Enke: Das liegt an den sog. Ausschlusskriterien, die in vielen Fällen durch Umsatzgrenzen charakterisiert sind. So legen die Fondsmanager fest, dass 60 Prozent des Umsatzes eines Un - ternehmens, in das der Fonds investiert, Nachhaltigkeitskrite - rien erfüllen müssen. Dies bedeutet, dass das Unternehmen 40 Prozent des Umsatzes auch aus Geschäftsfeldern gene - rieren könnte, die nicht nachhaltig sind. Das deckt sich nicht mit unserer Philosophie. : Wie sieht Ihr Prüfprozess aus? Enke: In einem mehrstufigen Verfahren untersuchen wir bestmöglich, wie nachhaltig die Unternehmen agieren, in die wir investieren. Wir suchen den Kontakt zu den Mana - gern der Konzepte, die wir für unsere Strategie auswählen, und diskutieren deren Ausschlusskriterien bzw. die jeweiligen Umsatzgrenzen. Zudem hinterfragen wir, welches der UN- Nachhaltigkeitsziele das Konzept unterstützt. In Bezug auf unser aktuell angebotenes Strategiedepot „Nachhaltige Wer - te“ können wir hierdurch aus den unterschiedlichen Konzep - ten eine Schnittmenge an gemeinsamen Ausschlusskriterien wie Rüstung, Kohle oder Kernenergie abbilden. Auch werden Unternehmen ausgeschlossen, die gegen die UN-Global- Compact-Richtlinien verstoßen. Wir erwarten dabei harte Umsatzgrenzen. Mit diesen Maßnahmen gewährleisten wir lupenreine nachhaltige Investments. : Sie arbeiten diesbezüglich mit der BfV zusammen: Was waren die Gründe hierfür? Falkenhain: Regulatorisch bedingt haben die administrativen Aufwände und Anforderungen für Vermögensverwalter mit eigener Lizenz drastisch zugenommen. Gleichzeitig steigen die Kundenerwartungen, wenn es um eine optimale Betreu - ung inkl. digitaler Aufstellung geht. Die viel zitierte neue Nor - malität ist in weiten Teilen eine digitale. Wir sehen in der BfV einen Partner, der gerade im technischen und digitalen Be - reich viel zu bieten hat. Das war für uns mitentscheidend. << Mark-Uwe Falkenhain Andreas Enke In Kooperation mit der BfV Bank für Vermögen AG hat die Geneon Vermögensmanagement AG die Vermögensverwaltungsstrategie „Nachhaltige Werte“ aufgelegt. Im insider-Interview erklären die beiden Geneon-Vorstände Andreas Enke und Mark-Uwe Falkenhain, warum sich der Trend zur Nachhaltigkeit weiter verstärken wird.
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