1 2 LEITTHEMEN Versicherungsbranche ist Open Insurance, das zusammen mit Open Banking die Teilmengen von Open Finance bildet. Die Free Insurance Data Initiative FRIDA definiert Open Insurance als die standardisierte Kommunikation zwischen Kunden (Versicherungsnehmern, versicherten Personen), Dateninhabern (bspw. Erstversicherern) und Datennutzern (wie Drittanbieter/Plattformen). Im Fokus von Open Insurance steht, dass die Nutzer im Sinne der Datensouveränität entscheiden, wie und in welchem Maß sie Drittanbietern Daten zur Verfügung stellen. Versicherungserlebnis und -service werden so konsequent aus der Kundenperspektive gedacht. Mögliche Anwendungen im Versicherungsbereich sind auch Produkte der privaten und betrieblichen Altersvorsorge. Versicherer und große Vermittlungsunternehmen mit mehr als 249 Mitarbeitern und über 50 Mio. Euro Umsatz werden als „Dateninhaber“ definiert und sind daher unmittelbar von der Gesetzesinitiative betroffen. Ihnen wird empfohlen, die Geschäftsmodelle auf den neuen offenen Datenzugriff anzupassen. Start-ups könnten entweder als Herausforderer oder Kooperationspartner auftreten. Die Verordnung tritt frühestens im Jahr 2025 in Kraft, ein „Go-live“ ist frühestens Anfang 2027 denkbar. Die Kernelemente von Open Insurance zeigt die folgende Abbildung. Welche Impulse kann nun das Ganze für die Rente setzen? insider sprach mit Julius Kretz, Bereichsleiter Marketing – Systeme & Plattformen bei der ALH Gruppe. Kretz ist außerdem Co-Initiator der Open Insurance Initiative FRIDA. Er sagt: „Die Nutzung von Finanzdienstleistungen erfährt durch Open Finance eine Revolution, wobei Kundinnen und Kunden auch im Bereich Rente und Altersvorsorge der Zugang zu neuen Innovativen Angeboten durch die Datenwiederverwendbarkeit ermöglicht werden soll. Diese gesteigerte Kontrolle ermöglicht es den Kunden, fundiertere, aber v. a. kundenzentrierte Entscheidungen für ihre finanzielle Zukunft zu treffen.“ Open Finance werde nicht nur den Wettbewerb im Finanzsektor anregen, sondern auch für die Versicherungsindustrie, insb. im Zusammenhang mit Rente und Altersvorsorge, erhebliche Vorteile bieten. Kunden erhielten mehr Auswahlmöglichkeiten und gleichzeitig werde die Transparenz und Convenience von Finanzdienstleistungen verbessert. Die ALH Gruppe gestalte die Zukunft von Open Finance mit Initiativen wie FRIDA aktiv mit. Eine bessere Einsicht des Kunden in den Stand seiner Altersvorsorge, kombiniert mit passenden Produktangeboten verschiedener Anbieter, kann man sich künftig durchaus hilfreich vorstellen. Perspektiven für den Vertrieb Gefordert wurde von den Wissenschaftlern auch, die bAV und die private Altersvorsorge auszubauen. Was heißt das für den Versicherungsvertrieb? Etwa 46 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten haben noch keine bAV. Bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sind es nur 30 Prozent, die ihren Mitarbeitern eine bAV anbieten. Zahlreiche Studien belegen, dass im gegenwärtigen War for Talents eine komplett arbeitgeberfinanzierte bAV oder zumindest eine hohe Arbeitgeberbeteiligung den besten Effekt für die Gewinnung und Bindung qualifizierten Personals hat. Die Arbeitgeber sollten dies nicht länger ignorieren, und die Versicherer sollten Produkte anbieten, die leicht zu verwalten sind. Die private Rentenversicherung bietet im Alter eine größere finanzielle Planungssicherheit als Fondsentnahmepläne, was eine Studie des ifa im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zeigt. Mit Entsparplänen seien zwar höhere Monatsraten möglich, jedoch sei die Dauer der Zahlungen ungewiss. „Die Gefahr ist groß, dass das Geld vor dem Lebensende aufgebraucht ist“, sagt GDVHauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Die Versicherungsbranche setzt hier – auch nach der Zinswende – auf Fondspolicen mit verschiedensten Garantiestufen. Die lange Laufzeit bei der Altersvorsorge spreche eindeutig für kapitalmarktnahe Produkte, die die Vorteile einer Rentenversicherung mit den Renditechancen am Kapitalmarkt verbänden. Aktien böten einen gewissen Inflationsschutz und ein intelligentes Ablaufmanagement könne die Gewinne absichern. Obwohl sich die Regierung jüngst sowohl mit betrieblicher als auch mit privater Altersvorsorge in Facharbeitsgruppen beschäftigte, fehlt wohl beim Thema Rente noch der große Durchbruch mit Gestaltungswillen und Sachverstand. Sachverstand? Ein Schelm, wer an einen gewissen Talk bei „Markus Lanz“ Mitte Januar denkt. Silvia Fischer Journalistin (FJS) / Diplom-Betriebswirtin E-Mail: slvfischer@gmail.com Telefon: +49 721 3540038 Kundenzentriert Im Fokus stehen Nutzerinnnen und Nutzer, die im Sinne der Datensouveränität entscheiden, welche Daten Drittanbietern zur Verfügung gestellt werden. Offen Offener Austausch von versicherungsbezogenen Daten mithilfe von APIs fördert neue & innovative Use Cases Standardisiert Standardisierte Kommunikation zwischen Datenprovidern und Drittanbietern Open Insurance
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