BCA_insider_01_2024

1 7 KAPITALANLAGEN Bevölkerung trüben aber den Ausblick“, bilanzierte die DZ Bank in einem Kommentar Mitte Januar 2024. Das spiegelte sich auch an den Börsen wider. Schwellenländer wurden durchaus wieder verstärkt wahrgenommen, mit einer wichtigen Ausnahme. „China stach 2023 in einem sehr positiven Jahr mit einem Rückgang des MSCI China Index um fast 5 Prozent besonders hervor und lag damit fast 60 Prozent unter seinem Höchststand von 2021!“, fügt JeanMarie Mercadal, CEO von SYNCICAP Asset Management, an. Was bringt nun 2024, das Jahr des Drachen? Gedämpfte Erwartungen Portfoliomanager Thomas Haugaard, Janus Henderson Investors, sieht wenig Grund für Euphorie und übertriebenen Optimismus: „Wir glauben, dass 2024 ein Jahr mit anhaltendem strukturellen Gegenwind für China sein wird, sodass das Wachstum für das Gesamtjahr tendenziell niedriger ausfallen wird. Das Wachstum wird sich daher wahrscheinlich von den 5,2 Prozent im Jahr 2023 auf deutlich unter 5 Prozent verlangsamen. Eine schrumpfende Bevölkerung und das Ende des schuldengetriebenen Wachstumsmodells sind zwei der wichtigsten strukturellen Faktoren, mit denen die Wirtschaft konfrontiert ist.“ Hausgemachte Probleme – der aufgeblähte Immobiliensektor Aktuell haben die Sorgen der Investoren insbesondere mit den Geschehnissen am chinesischen Immobilienmarkt etwas zu tun. Ein Name taucht immer wieder auf: Evergrande. Chinas zweitgrößter Immobilienkonzern erhielt zuletzt einen Aufschub bis Ende Januar, um eine drohende Liquidation abzuwenden. Mit mehr als 320 Mrd. US-Dollar Schulden ist der Konzern der weltweit am höchsten verschuldete Bauträger und zugleich Symbol der chinesischen Immobilienkrise, die das Land seit mehreren Jahren im Griff hat. Auch der Entwickler Country Garden steht knapp vor der Insolvenz. Die Aktie ist ein reines Spekulationsobjekt, mehr nicht, und unterstreicht, dass die Immobilienbranche die Achillesferse Pekings ist. Doch damit nicht genug. Die chinesische Mittelschicht gilt seit jeher als einer der Wachstumsmotoren. „Chinas Alleinherrscher Xi muss aufpassen, dass er das Vertrauen der Mittelschicht nicht ganz verliert“, titelte die NZZ im September des vergangenen Jahres. Viele Chinesen sehen sich gezwungen, ihre Wohnung zu vermieten, um über die Runden zu kommen. „Die sozialen Unterschiede innerhalb der Bevölkerung Chinas haben sich in den letzten Jahren stark vergrößert. Die Regierung möchte diese Schere nicht größer werden lassen, zumal sie Spannungen und Unzufriedenheit fürchtet. Hinzu kommt auch noch die hohe Jugendarbeitslosigkeit“, sagt Thomas Kruse, CIO Amundi Deutschland. Mehr als jeder fünfte junge chinesische Städter sei ohne Job, die Dunkelziffer werde wohl noch höher sein. Das entspricht schätzungsweise rund sieben Mio. jungen Männern und Frauen. Auf der anderen Seite droht, ähnlich dem Schicksal Japans, die Vergreisung der Bevölkerung. Der Anteil der erwerbstätigen Bevölkerung sinkt bereits und die Gesamtbevölkerung wird sich bis 2100 gegenüber heute voraussichtlich halbieren. „In Verbindung mit voraussichtlich dauerhaft negativen Migrationsströmen laut UN-Daten ist dies mittel- bis langfristig ein bedeutender Hemmschuh für die Wohnungsnachfrage“, so die Kernaussage eines Marktkommentars von MainFirst. Wie agiert die Führung Chinas? Im vergangenen Jahr senkte die chinesische Notenbank wiederholt die Zinsen. Das sorgte kurzfristig für Entspannung. Bei ihrer jüngsten Entscheidung im Januar dieses Jahres gab es keine Änderungen an der Zinsfront. Der einjährige Leitzins (LPR) bleibt bei 3,45 Prozent, der fünfjährige LPR bei 4,20 Prozent. Es wird erwartet, dass die Notenbank im Verlauf des ersten Quartals die Zinsen senkt, um die wirtschaftliche Entwicklung zu stützen. Dennoch sitzt der Schock aktuell tief. Enttäuschte Investoren ziehen ihr Kapital weiter ab. So fiel der Hang Seng Index zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit dem Herbst 2022. Der CSI 300 Index, der die Kursentwicklung in Shanghai und Shenzen abbildet, schloss ebenfalls niedriger. Der chinesische Markt ist dieser Tage das Schlusslicht unter den weltweit führenden Börsen. Auch die Interventionen auf dem Devisenmarkt zeigten bis dato nicht die erhoffte Wirkung. Immerhin hat der Yuan im globalen Handel an Einfluss gewonnen und den Euro 2023 hinter sich gelassen. © chungking – stock.adobe.com

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