2 0 KAPITALANLAGEN Lange Zeit befanden sich die Bauzinsen auf einem historisch niedrigen Niveau. So lagen die Bauzinsen Anfang 2022 nur knapp über einem Prozent. Dann kam der große Knall. Energiewende, Inflation durch den Krieg in der Ukraine, steigende Lebenshaltungs- und Baukosten bzw. unterbrochene Lieferketten und Engpässe bei Baumaterialien. Die Kaufpreise blieben auf hohem Niveau, die Neubautätigkeit ging zurück, die Zinsen stiegen: schwierige Zeiten für das Baufinanzierungsgeschäft. Inzwischen scheint sich der Markt etwas beruhigt zu haben. Das Interesse an Baufinanzierungen nimmt wieder zu. Die Rahmenbedingungen in den Jahren 2022/23 waren schwierig und auch der Baufinanzierungsmarkt war von großer Unsicherheit geprägt. Diese Unsicherheit führte dazu, dass es für viele Menschen schwierig wurde, den Traum vom Eigenheim zu finanzieren. Hinzu kam, dass einige Banken ihr Entscheidungsverhalten änderten, was zu einem Einbruch auch im Finanzierungsvermittlungsmarkt führte. Hinzu kamen steigende Zinsen als Reaktion auf die anziehende Inflation. „Die EZB erhöhte die Zinsen mehrfach. Inflation und Kosten stiegen, was sich in den Kriterien der Banken widerspiegelte. Höhere Lebenshaltungskosten führten zu höheren Nebenkosten. Trotz gleichbleibendem Einkommen blieb kaum Spielraum für eine Finanzierung, insbesondere in den gewohnten Kaufpreissegmenten“, so Rico Schäfer, Vorstand der HYPOFACT AG. Hier hinkt die Lohnentwicklung leider immer noch hinterher. Wer sich dennoch für eine Finanzierung entschied, wählte gerne einen niedrigeren anfänglichen Tilgungssatz. In der absoluten Niedrigzinsphase von Mitte 2019 bis Ende 2021 pendelte der anfängliche Tilgungssatz zwischen 2,65 und 3 Prozent – danach sank der Wert deutlich. Im vergangenen Jahr lag der Wert oft bei rund 1,8 Prozent. Doch vielfach wurde der Wunsch nach einer Immobilie erst einmal auf Eis gelegt. Mit Blick auf die letzten Monate berichtet Schäfer von einer leichten Stabilisierung des Marktes. „Es erreichen uns wieder mehr Anfragen, allerdings sind wir noch nicht auf dem Niveau von vor zwei Jahren, und ich glaube nicht, dass dies so schnell wieder erreicht wird. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass die Mieten, besonders in Ballungsräumen, weiterhin stark steigen. Das könnte dazu führen, dass Wohneigentum wieder attraktiver wird“, so Schäfer. Und Thomas Hein, Leiter Vertrieb Immobilienfinanzierung bei der ING Deutschland, fasst die letzten Monate wie folgt zusammen: „Es wurde deutlich, dass die Zinsen einen starken Einfluss auf die Nachfrage haben. Zum Jahresende waren sie niedriger und die Nachfrage etwas höher. Aktuell sind die Zinsen wieder etwas gestiegen, passend dazu geht die Nachfrage wieder leicht zurück.“ Was auffällt: Modernisierungen und Sanierungen sind das Thema der Zeit, während die Neubaufinanzierungen laut Hein aufgrund der hohen Kosten bzw. eines geringeren Angebots nahezu stagnieren. „Auch bei den Zinsbindungen spiegelt sich in einem leicht vergrößerten Anteil der zehnjährigen Zinsbindungen die aktuelle Unsicherheit wider. Die Menschen wollen flexibel bleiben und ANZEICHEN FÜR STABILISIERUNG Baufinanzierung © runzelkorn – stock.adobe.com
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