2 8 KAPITALANLAGEN © Yvonne Weis – stock.adobe.com In den vergangenen Jahren waren die Vereinigten Staaten das Zugpferd an den Kapitalmärkten. Besser gesagt jene sieben Tech-Aktien, die außergewöhnlich hohe Wachstumssprünge verzeichneten. China im Osten geriet in der Pandemie in anhaltende Schwierigkeiten, andere asiatische Märkte traten aus dem Windschatten hervor. Und Europa? 2024 könnte das Jahr der europäischen Aktien werden, die rückblickend eher am Seitenrand standen und oftmals nicht überzeugen konnten. Comeback des vielschichtigen Europas? 27 Mitgliedstaaten und insgesamt 24 Amtssprachen umfasst die Europäische Union. Einigkeit zu erzielen, ist angesichts der Partikularinteressen weiß Gott keine einfache Angelegenheit. Allein schon einen Konsens aller Beteiligten zu erreichen, verlangt viel ab. Deutschland ist mit mehr als 84 Mio. Einwohnern der bevölkerungsreichste EU-Staat, gefolgt von Frankreich, Italien und Spanien. Die pedantischen Deutschen und die lebensfrohen Italiener. Was für ein Gegensatz. Doch gelegentlich ziehen sich widerstrebende Kräfte gegenseitig an. Seit der Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) sind mehr als 66 Jahre vergangen. Ein guter Grundstein. Obgleich es immer mal zu Problemen kam (Stichwort Haushaltseinigung oder Verteidigungspolitik), so funktioniert die Gemeinschaft grundsätzlich noch ganz gut. Isoliert betrachtet ist Europa ein Bollwerk – doch wie sieht es im internationalen Vergleich aus? Insbesondere mit Blick auf die Wirtschaftsstärke und die Performance von europäischen Aktientiteln? Spielen wir hier auf Augenhöhe mit den IT-Giganten in den USA oder den chinesischen Finanzinstituten? New chance? Matthias Born, Co-Head Wealth and Asset Management und Head of Investments, Berenberg, sagt einführend, dass die Europäische Union ein Staatenbund mit derzeit 27 Mitgliedstaaten und ca. 450 Mio. Einwohnern sei, in der jedes Land seine eigene Historie, seinen kulturellen Background, die divergierenden Unternehmenslandschaften und auch unterschiedliche Innovationspower mit sich bringe. Gleichwohl entstünden hierdurch auch Stärken. Etwas skeptischer sieht es Gerit Heinz, Leiter Portfoliomanagement von Bellevue Asset Management: „Bei den großen Neuerungen und Innovationen wie künstlicher Intelligenz ist Europa nicht vorne mit dabei. Bislang führende Technologien aus Europa und speziell Deutschland wie bspw. die Automobilindustrie laufen Gefahr, im Zuge der Umstellung auf Elektromobilität von Wettbewerbern aus China überholt zu werden, die zunehmend in die internationalen Märkte drängen. Zwischen den USA und China droht Europa ins Hintertreffen zu geraten, wenn es nicht einiger, weniger bürokratisch und insgesamt wirtschaftsfreundlicher agiert.“ Eine dezidierte Aussage, die viele Marktteilnehmer tendenziell so unterstreichen würden. Bewertungsvorteil Europa? Rückenwind für europäische Aktien? Welche Gründe lassen sich hierfür anführen? Ist es mehr als nur ein Wunschgedanke? Die Antwort lautet „ja, mit Einschränkung“, denn die herangezogenen Argumente sind vielfältig. Insbesondere aus Bewertungsgründen wird Europa als aussichtsreiche Anlageregion genannt. Nicht ganz neu, zumal dieser Aspekt auch bereits in der Vergangenheit angeführt wurde. Die Experten von J.P. Morgan spannen für diese Betrachtung den Bogen etwas weiter und blicken auch in die Historie. Zwischen der globalen Finanzkrise und der Corona-Pandemie sei der S&P 500 mit einer jährlichen Rate von elf Prozent gegenüber zwei Prozent für den MSCI Europe (in US-Dollar) gestiegen, so ein Kommentar des US-Finanzinstituts aus 2023. Europäische Aktien waren aber nicht immer die Nachzügler. Insbesondere SHOWDOWN EUROPA Stärke in der Vielfalt
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