41 VERSICHERUNGEN KI – REISE OHNE RÜCKFAHRKARTE Ein beliebter Kalauer fragt, ob nicht die natürliche Dummheit der künstlichen Intelligenz (KI) vorzuziehen sei. Nun, wer zukunftsfähig bleiben will, muss der KI mit geballter natürlicher Intelligenz begegnen. Ignorieren hilft nicht, es gibt auch kein Zurück. Die Versicherungsbranche hat sich auf die Reise gemacht. Die Versicherer wurden vom derzeitigen KI-Hype nicht überrascht. Alle beschäftigen sich schon geraume Zeit mit dem Thema. So habe die Bayerische im Rahmen ihrer KI-Roadmap schon vor längerer Zeit KI-Pilotprojekte gestartet, die in einigen Fällen bereits fest in den Geschäftsprozessen implementiert seien. Dafür habe man frühzeitig in größerem Maßstab sowohl in Wissen und Software als auch in notwendige personelle Kapazitäten investiert. KI komme im Innendienst und im Vertrieb zum Einsatz. Man nutze maschinelles Lernen und KI, um unstrukturierte Informationen und Dokumente in strukturierte Daten zu verwandeln. Dokumente würden automatisch klassifiziert, die Fachdaten extrahiert und über Programmierschnittstellen (APIs) in vollautomatisierte Prozesse weitergeleitet. Im Fokus seien Massenvorgänge. Benutzt werde eine Software-as-a-Service- (SaaS-)Lösung. Einen ähnlichen Weg sei die ALH Gruppe gegangen. Sie beschäftige sich seit zwei Jahren intensiv mit dem Einsatz von KI und habe eigens dafür ein Entwicklungsteam aufgebaut. Anfangs habe man einfach probiert, was überhaupt möglich und natürlich auch sinnvoll sei, jetzt und damals mit dem Ziel, KI-Modelle in operative Prozesse einzubinden. Eine erste konkrete Anwendung habe man bspw. im Inputmanagement gefunden. Eingehende E-Mails würden erkannt, klassifiziert und in die passenden elektronischen Postkörbe der Mitarbeiter verteilt. Das entlaste die Mitarbeiter in der Poststelle, die vorher jede E-Mail hätten durchlesen müssen. Dadurch sei man auch schneller geworden. Ein weiterer Baustein für eine konkrete Anwendung sei eine spezielle Komponente für eine Textverständlichkeitsprüfung. Damit unterstütze der Versicherer seine Mitarbeiter bei der Formulierung von Kundenschreiben, gleichzeitig seien die Briefe leichter zu lesen. Die Aktuare der ALH setzten KI-Modelle für bestimmte mathematische Berechnungen und Analysen ein. Auch die Allianz nutze die Fähigkeiten der KI für eine weitere Optimierung und Effizienzsteigerung ihrer Prozesse. Beispielsweise sei es so möglich, E-Mails und Briefe intern genauso weiterzuverarbeiten wie online abgegebene Mitteilungen, da unstrukturierte Daten (E-Mails) sehr einfach und ohne Informationsverlust in ein Zielformat umgewandelt werden könnten. Für die SIGNAL IDUNA Gruppe war generative KI und der ausgebrochene Boom ebenfalls per se nichts überraschend Neues, denn man beschäftige sich seit vielen Jahren kontinuierlich mit neuen Technologieentwicklungen. Als erste Einsatzmöglichkeit habe man sich dafür entschieden, den Mitarbeitern mittels eines Co-Pilot-Ansatzes eine generative KI an die Seite zu stellen, mit der sich häufig wiederholende und zeitaufwendige Aufgaben schneller lösen ließen. Bei der Allianz stehe der Kunde im Zentrum aller Bemühungen. KI werde nicht um der KI willen eingesetzt, sondern um für die Kunden schneller und besser zu werden. Die Einsatzmöglichkeiten im Versicherungsbereich seien vielfältig: Prüfung und Quercheck von Dokumenten zählten ebenso dazu wie die Beurteilung von Haftungsrisiken. Ziel des Einsatzes von KI in diesen Bereichen sei, eine schnellere Auszahlung sowie Schadenbearbeitung zu erreichen. Stichwort Schaden: „Unsere herausragende Anwendung von KI ist im Bereich der Betrugserkennung“, so Marion Zauner, Pressesprecherin der Allianz. Verschiedene KI-Modelle würden helfen, automatisiert mögliche Betrugsfälle zu erkennen und sie schnell und systematisch an die Sachbearbeitung weiterzuleiten. Dies führe zu weniger Ausgaben in der Schadenregulierung. Die Bayerische setze im Schadenmanagement ebenfalls auf KI-Ansätze im Bereich der Betrugserkennung. © Ben – istockphoto.com
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